Management - von den Besten lernen
begann er 1897 als 17-Jähriger, bereits ein Jahr später nahm er am Spanisch-Amerikanischen Kolonialkrieg auf den Philippinen teil. Im Ersten Weltkrieg leitete er in Frankreich militärische Operationen der US-Armee. 1936 wurde er zum Brigadegeneral berufen und 1939 zum Generalstabschef der US-Armee befördert. In dieser Funktion übernahm er auch die Leitung der Vorbereitungen für die mögliche Teilnahme der USA am Zweiten Weltkrieg. Als die USA Ende 1941 in den Krieg eintraten, wurde Marshall verantwortlich für die Ausbildung, Organisation und Stationierung der US-amerikanischen Truppen. Seine Leistungsbilanz in der Personalauswahl während dieser Zeit ist beispielgebend für gutes Management. Er verantwortete Hunderte Entscheidungen zur Besetzung von Führungspositionen, deren Qualität einen maßgeblichen Beitrag zum Erfolg der alliierten Streitkräfte leistete.
Als enger Berater von Franklin D. Roosevelt nahm Marshall auch an den Konferenzen der Alliierten in Casablanca, Quebec, Teheran, Jalta und Potsdam teil. 1944 wurde Marshall zum General of the Army ernannt, Oberbefehlshaber der US-Armee, eine Auszeichnung, die in der Geschichte der USA nur sehr selten verliehen wurde.
Nach dem Zweiten Weltkrieg machte ihn der neu gewählte Präsident Harry Truman zum Sonderbotschafter für China. Hierbei wurde er unter anderem mit Vermittlungsversuchen zwischen Mao Zedong und dem verfeindeten Chiang Kai-shekbetraut, ein Auftrag, der nicht nur höchste Glaubwürdigkeit auf beiden Seiten, sondern auch großes Vertrauen in seine Person voraussetzte. Als amerikanischer Außenminister von 1947 bis 1949 initiierte er das bereits angesprochene Europäische Wiederaufbauprogamm, besser bekannt als Marshall-Plan. Eine herausragende Managementleistung, durch die er große Beiträge zur Überwindung von Interessengegensätzen leistete. Als diese Hilfe im Jahr 1952 endete, lag die Industrieproduktion in Westeuropa bereits über dem Vorkriegsstand. Im Kabinett von Truman arbeitete er in den Jahren 1950 und 1951 noch als Verteidigungsminister der USA. Außer dem Friedensnobelpreis von 1953 erhielt er für seine besonderen Verdienste um die europäische Einigung 1959 zudem den Internationalen Karlspreis zu Aachen.
Eine für das Management zentrale Eigenschaft wollen wir uns im Zusammenhang mit George Marshall genauer anschauen: Integrität .
Marshall übte seine Funktionen als Generalstabschef, Sonderbotschafter und Minister unter innen- und außenpolitisch schwierigsten Bedingungen aus. Teils schlug ihm nicht nur Gegnerschaft, sondern gar offene Feindschaft entgegen, wie vom republikanischen Politiker Joseph McCarthy, der ihn indirekt des Verrats bezichtigte.
Die besondere Wertschätzung und Stellung von Marshall wird vielleicht dadurch am deutlichsten, dass Roosevelt, Churchill und Stalin ihn als viertes Mitglied in ihrem Kreis auf Augenhöhe akzeptierten. Churchill selbst wunderte sich einmal, „ ob vielleicht er [Marshall] nicht der größte Römer von ihnen allen war “. 114 Welch hohes Lob von einem solch ausgewiesenen Historiker, der später den Nobelpreis für Literatur maßgeblich aufgrund seiner historischen Darstellungen erhalten sollte.
Marshall begegnete den unterschiedlichsten Interessengruppen stets mit Gradlinigkeit und Offenheit . Sein Umgang mit Mitarbeitern, Kollegen und Vorgesetzten, aber auch mit zutiefst verfeindeten Parteien, war gekennzeichnet durch Aufrichtigkeit und Integrität. Deshalb schenkten ihm die Menschen nahezu uneingeschränktes Vertrauen und es gelang ihm, immer wieder Dialog und Konsens bei größten Interessengegensätzen herbeizuführen.Der Marshall-Biograf Ed Cray fasst die Vertrauenswürdigkeit, mit der George Marshall identifiziert wurde, in die Formulierung: „ Marshall had become an icon of integrity. “ 115
Man kann sich im Management Fähigkeiten und Wissen aneignen, aber Integrität kann man nicht lernen, die muss man mitbringen. Für Manager ist Integrität eine grundlegende Voraussetzung. Das Management hat auf das Ausmaß der in einer Organisation vorhandenen Integrität nur wenige, dafür aber ganz wesentliche Einflussmöglichkeiten, namentlich über das gegebene Vorbild , über die Personalauswahl und über klare Verhaltensregeln .
1. Die Vorbildfunktion der Führung
Menschen in Organisationen orientieren sich an den Standards, die von der Spitze gesetzt und vor allem vorgelebt werden. Was man im Englischen als „ The Spirit of the Organisation “ bezeichnen würde,
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