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Manche Maedchen raechen sich

Manche Maedchen raechen sich

Titel: Manche Maedchen raechen sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Marr
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glaube, da liegen ein paar Missverständ…“
    Direktor Hollerings seufzte. „Wir können den gestrigen Tag noch Hunderte Mal durchkauen, Miss Boans, das ändert nichts an der Tatsache, dass Sie gegen die Schulordnung verstoßen haben. Stellen Sie sich mal vor, Sie hätten einen Unfall gehabt, nachdem Sie das Schulgelände verlassen haben!“
    Ja, genau! Als ob es ihn die Bohne interessiert hätte, wenn ich von einem Auto überrollt worden wäre. Ihm ging es doch nur darum, dass Mum ihn dafür vors Gericht gezerrt und der Eltern- und Schulverein ihn wahrscheinlich mit Mistgabeln und brennenden Fackeln davongejagt hätte.
    „Wie Sie wissen, sind wir eine fortschrittliche Schule. Und darum fordern wir alle Schüler auf, an der Gestaltung ihrer Strafe selbst mitzuwirken. Sie sind eine gute Schülerin, Miss Boans. Sie haben durchweg gute Noten und Ihr Geschichtslehrer schätzt Sie sehr. All das wird sich zu Ihren Gunsten auswirken.“
    Ich drehte mich zu M r Carter, der sich große Mühe gab, meinem Blick auszuweichen.
    „Kann ich dann nicht bei M r Carter nachsitzen?“ Ich machte ein betroffenes Gesicht.
    Direktor Hollerings verzog den Mund zu einem Lächeln. Direktor Hollerings lächelte sonst nie. Wenn er es dann doch mal tat, verhieß das für gewöhnlich nichts Gute s – Riesenärger zum Beispiel.
    „Denken Sie wirklich, das wäre Strafe genug?“
    „Ja“, antwortete ich. „Oder bin ich etwa nicht vor dem Geschichtsunterricht geflohen? Offensichtlich kann ich Geschichte also nicht ausstehen.“
    „Lassen Sie uns Ihren Vorschlag im Auge behalten“, sagte Direktor Hollerings. „Ich habe eine andere Schülerin in dieser Angelegenheit um Rat gefragt. Bringen Sie sie bitte herein, M r Carter.“
    Ich fuhr auf dem unbequemen Designerstuhl herum, dessen Drahtgittergestell sich mir kreuz und quer ins Fleisch bohrte. Ein blondes, mir nur allzu vertrautes Mädchen wurde hereingeführt. Jane Ayres schenkte mir ein widerliches Lächeln.
    „Miss Ayres.“
    „Guten Tag, Direktor Hollerings.“
    Jane setzte sich neben M r Carter. Sie schlug die Beine übereinander und versuchte, mit der Fußspitze M r Carters Bein zu berühren.
    „Miss Ayres, ich habe Sie heute Morgen gebeten, mir in dieser Angelegenheit ein klein wenig behilflich zu sein. Danke, dass Sie Ihre Zeit dafür opfern.“
    „Aber das ist doch selbstverständlich“, antwortete Jane.
    „Sie sind in Miss Boans’ Geschichtskurs, richtig?“
    Jane setzte zu einem Nicken an und neigte den Kopf, den ich ihr liebend gern abgehackt hätte.
    „Miss Boans ist der Ansicht, dass Nachsitzen bei M r Carter eine angemessene Strafe für ihr gestriges Verhalten wäre. Wie Sie wissen, Miss Ayres, legen wir höchsten Wert darauf, all unsere Schüler gleich zu behandeln. Darum frage ich Sie als Zeugin: Wie sehen Sie das?“
    „Was?“, schrie ich, ehe Jane antworten konnte. „Sie war die ganze Zeit draußen, verdammt noch mal! Sie hat überhaupt nichts gehört oder gesehe n …“
    „Miss Boans!“, erhob Direktor Hollerings seine krächzende Stimme. „Sie werden sich nicht noch einmal ungefragt zu Wort melden, haben Sie mich verstanden?“
    „Meiner Meinung nach“, sagte Jane mit sanfter Stimme, „verfolgt Miss Boans den Geschichtsunterricht immer sehr aufmerksam. Wenn ich mich nicht irre, ist Geschichte sogar ihr Lieblingsfach.“
    „Aber warum hat sie dann den Klassenraum verlassen?“, fragte Direktor Hollerings.
    „Ich persönlich glaube“, antwortete Jane, „da gab es mehrer e … externe Störfaktoren. Einer davon könnte die neue Schülerin gewesen sein, mit der sie zusammen war.“
    Keine Ahnung, was sie mit „externen Störfaktoren“ meinte, aber ich wusste trotzdem genau, worauf sie hinauswollte.
    „Verstehe“, sagte Direktor Hollerings. „Wenn das so ist, dann ist Nachsitzen bei M r Carter natürlich nicht die richtige Lösung. Und ich werde einen anderen Schüler darum bitten, sich um die neue Schülerin, diese Miss Dashwood, zu kümmern. Vielen Dank, Miss Ayres.“
    Es fehlte nicht viel, und Jane wäre vor lauter Strahlen der Kopf geplatzt. Sie wollte gerade gehen, als Direktor Hollerings ihr mit einer Geste zu verstehen gab, noch einmal Platz zu nehmen.
    „Da Sie uns so eine große Hilfe waren, möchte ich Sie noch etwas fragen, Miss Ayres. Was wäre Ihrer Auffassung nach eine angemessene Strafe für Miss Boans?“
    Moment mal. Ich glaube nicht, dass das so in der Schulordnung steht!
    „Ich möchte über niemanden urteilen, schon gar

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