Manche moegen's reicher
Gewissen packt: »Oh je, ich hoffe nur, dass es jetzt keine Probleme gibt.«
»Machen Sie sich keine Sorgen, Frau Solbach«, beruhige ich sie schnell. »Ich wusste von den Überweisungen, und ich bin auch einverstanden damit …« Bin ich übrigens wirklich. Wenn jemand schon Kinder in die Welt setzt, dann muss er auch dazu stehen und für sie sorgen – auch wenn es in Philips Fall vielleicht ein bisschen viele sind. »… und wir wissen schließlich alle, wie viel Geld es braucht, um ein Kind aufzuziehen, nicht wahr?«
»Heißt das, Sie haben auch Kinder? Davon hat Philip nie etwas erzählt.«
»Ich? Oh, nein, ich habe keine Kinder. Ich meinte damit nur, dass ich passiv Erfahrung mit solchen Sachen habe, Sie wissen schon, aus der Sicht des Kindes«, stelle ich schnell klar.
Ich kann mich wirklich noch gut daran erinnern, wie schwer es Papi manchmal fiel, das Geld für eine dringend benötigte neue Schultasche aufzubringen, oder für die nächste Klassenfahrt, oder für das Piano, das ich mir unbedingt gewünscht hatte und auf dem ich doch nie spielte, weil meine Klavierlehrerin mich immerzu nur diese superschwierigen Fingerübungen machen ließ, anstatt gleich mit einer hübschen Sonate von Mozart loszulegen.
»Ach so«, sagt sie. »Na, dann sind wir ja einer Meinung. Ehrlich gesagt bin ich froh, dass Sie so denken, nichts wäre mir unangenehmer, als dass Sie und Philip sich deswegen in die Haare geraten – vor allem, da er immer so liebevoll von Ihnen spricht.«
»Ach ja, tut er das?« Mein Herz macht einen kleinen Hüpfer.
»Absolut, er lobt Sie in den höchsten Tönen. Wirklich schade, dass wir uns noch nicht kennengelernt haben.«
Ehrlich gesagt kann ich mir denken, warum Philip uns noch nicht vorgestellt hat. Hätte er dann doch damit herausrücken müssen, dass er bereits Kinder hat, und vor allem hätte er zugeben müssen, dass es noch weitere davon gibt.
Woraus sich die nächste Frage ergibt: Weiß Hannelore Solbach überhaupt von den anderen Müttern?
»Sie sagen es, Frau Solbach, Philip hat nun mal so entschieden, nicht wahr? Aber eine Frage hätte ich noch …«
»Bitte, nur zu.«
»Nachdem Philip Sie über mich informiert hat, würde ich gern wissen, ob Sie …« Wie formuliere ich das jetzt am besten, ohne ihr gleich unter die Nase zu reiben, dass Philip noch weitere dreizehn Frauen beglückt hat? »… auch über die anderen diesbezüglichen Aktivitäten von Philip unterrichtet sind«, versuche ich mich ganz diplomatisch.
» Andere Aktivitäten ?«, fragt sie, um sich jedoch gleich selbst die Antwort zu geben: »Ach, Sie meinen die anderen Mütter? Aber natürlich, die kenne ich gut. Wir unterstützen uns gegenseitig und tauschen uns regelmäßig aus, und mindestens einmal im Jahr gibt es ein Treffen, pünktlich am Ostersamstag, darauf freuen wir uns immer schon.«
Donnerwetter. Sie weiß alles und trifft sich sogar mit den anderen? Eifersucht scheint für diese Frauen wirklich ein Fremdwort zu sein. Plötzlich nimmt mein Bild von der riesigen Patchworkfamilie wieder Gestalt an, und ich sehe mich und Philip, wie wir mit seinen vierzehn anderen Familien Ostereier suchen und im Anschluss daran Räucherfleisch mit Meerrettich futtern.
»Alle Achtung, Frau Solbach, Hut ab vor so viel Toleranz«, sage ich anerkennend.
»Wieso Toleranz? Ich bitte Sie, Molly, das versteht sich doch von selbst«, wiegelt sie ab. »Wo kämen wir denn hin, wenn ich den anderen etwas neiden würde, was auch mir selbst zum Vorteil gereicht, nicht wahr?«
Zum Vorteil gereichen? Nun, so kann man es natürlich auch sehen, wenn man sich von einem Millionär schwängern lässt.
»Zugegeben, Frau Solbach. Dennoch bewundere ich es, wie gut Sie es verkraftet haben, dass er Sie damals verlassen hat.«
»Stimmt schon, das war natürlich nicht einfach«, gesteht sie ein. »Aber andererseits wussten wir doch immer, dass er nicht ewig bei mir bleiben würde«, bekennt sie freimütig, »also war es auch keine allzu große Überraschung für mich.«
Ach so ist das. Langsam kapiere ich, warum sie so locker mit dem Thema umgehen kann. Ihr war von vornherein klar gewesen, dass sie Philip nicht würde halten können, daher erschien es ihr besser, wenigstens ein Kind von ihm zu haben als gar nichts.
So was aber auch.
Und noch etwas wird mir plötzlich klar. Das muss der wahre Grund sein, warum Philip mir bisher nichts von diesen Abenteuern erzählt hat. Ich meine, jetzt mal ehrlich, sich von einer Frau ein Kind andrehen zu
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