Manche moegen's reicher
Manöver abgeschüttelt – stop
Spur über Kreditkarte wiederaufgenommen – stop
Zielobjekt 1 und Zielobjekt 2 haben Nachmittag bei Winners only München verbracht – stop
Konsumation: Autogenes Training, Gesichtsmaske, Kosmetik-Full-Service, zwei Cappuccino, zwei Mokka schwarz, eine Flasche Mineralwasser, zwei Flaschen Champagner – stop
Ranger an Pink Lady – over and out
Zwei Flaschen Champagner?! Und ausgerechnet in unserer Zentrale? Jetzt bleibt mir echt die Spucke weg. Was zum Teufel treiben die da? Bei dem Gedanken, dass Philip und diese Frau sich mit eleganten Stielgläsern zuprosten, wird mir regelrecht schlecht vor Wut. Was kommt denn noch? Zielobjekt 1 mit Zielobjekt 2 vor dem Traualtar angelangt, oder was? Nur mit allergrößter Anstrengung gelingt es mir, die vierte und letzte SMS zu lesen, die Joe heute Vormittag geschickt hat:
Ranger an Pink Lady! Ranger an Pink Lady!
Zielobjekt 1 hat besten Mann erneut abgeschüttelt – stop
Rücksichtslos und brutal – stop
Konnte aber vorher noch Fotos machen – stop
Werde Fotos schicken – stop
Ranger an Pink Lady – over and out
PS: Schicke auch Dossiers von 14 secondary targets – stop
Meine Verwirrung nimmt mit jedem seiner Worte zu, und das nicht bloß wegen Joes merkwürdiger Formulierungen. Philip hat dieser Lima Monteiro also nicht nur wieder ein Verwöhnprogramm spendiert, sondern sie auch noch auf Mousse au Chocolat und Champagner eingeladen. Und er hat seinen Verfolger abgeschüttelt, rücksichtslos und brutal, wie Joe es formuliert hat. Muss ich befürchten, dass Philip vollkommen durchdreht?
Und dann hat Joe noch diese »Dossiers von 14 secondary targets« erwähnt. Dabei muss es um die vierzehn Frauen, denen Philip Monat für Monat Geld schickt, gehen.
Okay, das sehen wir uns gleich mal an. Hastig hämmere ich auf das Display, um die MMS zu öffnen.
»Hallo, Sie da drinnen!«, ertönt plötzlich von außen eine resolute weibliche Stimme, und gleichzeitig wummert jemand kräftig gegen die Tür. »Dauert es noch lange? Andere müssen auch mal, und wir landen gleich!«
Verdammt. Ausgerechnet jetzt. Ich brauche noch ein bisschen Zeit, also rufe ich: »Nur noch eine Minute, ja? Ich muss nur ganz schnell was nachsehen!«
»Was nachsehen? Von mir aus, aber machen Sie schnell, ja?«, kommt es ungehalten zurück.
Es dauert ein paar Sekunden, bis sich die erste Bilddatei öffnet, und dann sehe ich das Foto einer etwas älteren Frau mit angegrautem Haar und einem freundlichen Lächeln. Als ich weiter nach unten blättere, entdecke ich auch die dazugehörigen Daten: Anna Grabmeier, geb. 14. 05. 1961, Wohnort Frankfurt am Main, und auch die genaue Adresse sowie eine Telefonnummer sind angeführt. Für eine Sekunde starre ich fassungslos in ihr Gesicht. Sie wirkt gemütlich und strahlt Wärme und Geborgenheit aus – aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Philip mit dieser Frau Sex hatte, auch nicht, als sie noch jünger war.
Also schön, die Nächste: Verona Kippling, geb. 26. 08. 1955, Wohnort Berlin. Oh Mann, selbst auf diesem offensichtlich etwas älteren Foto sieht sie aus wie Fräulein Rottenmeier.
Die Nächste: Hannelore Solbach, geb. 27. 11. 1949. Die wohnt sogar in München, wie ich sehe – aber auch sie wirkt eher wie Grandma Walton als eine Frau, für die Philip sich begeistern könnte. Ich meine, die Dame ist Jahrgang 1949 – hallo!?
Das kapier ich nicht. Kann es sein, dass er eine Art Ödipuskomplex hat und sich deswegen bevorzugt Frauen sucht, die seinem Mutterideal entsprechen? Kaum ist mir dieser Gedanke gekommen, stehe ich auf und betrachte prüfend mein Gesicht im Spiegel. Bin ich etwa auch so ein Typ? Sehe ich aus wie diese Frauen in jungen Jahren?
Bin ich für Philip Mutter Molly?
»Hören Sie mal, Schätzchen«, reißt mich die erzürnte Stimme der Dame vor der Tür aus meinen Gedanken, »jetzt ist es aber wirklich genug. Wir gehen gleich in den Landeanflug über, also lassen Sie mich gefälligst auch mal rein!«
»Einen Augenblick, ich hab’s gleich«, gebe ich gehetzt zur Antwort und widme mich wieder meinem Handy.
Ich kann unmöglich alle Dateien durchsehen, ohne dass die da draußen Amok läuft. Joe hat geschrieben, dass er die Dateien der vierzehn Frauen schicken wollte sowie Fotos von dieser Lima Monteiro. Nachdem mein Handy die letzte MMS als Erste geöffnet hat und die zu einer der vierzehn Frauen gehört hat, müsste also folgerichtig die fünfzehnte und letzte Datei in meinem
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