Manche moegen's reicher
Speicher die von Lima Monteiro sein.
Ich scrolle also hastig über alle anderen und öffne die letzte Datei. Das Bild dürfte eine höhere Auflösung haben als die anderen, denn wie zum Hohn entblättert es sich mit quälender Langsamkeit. Als ich es in voller Größe erblicke, krampft sich alles in mir zusammen.
»Du meine Güte, die sieht ja aus wie Miss Brasil!«, entfährt es mir. Und das ist nicht übertrieben!
»Falls Sie damit meinen, dass sie gerötet ist, dann handelt es sich wahrscheinlich um einen Pilz, Schätzchen«, kommt es unwirsch von draußen vor der Tür. »Aber keine Sorge, besorgen Sie sich eine Salbe, dann ist in ein paar Tagen alles wie neu.«
Wie bitte? Was meint sie? Klar ist nur, dass ich jetzt meinen Platz räumen muss, sonst besorgt sie sich noch einen Vorschlaghammer und kommt so zu mir rein. Ich packe meine Sachen zusammen, fühle mich dabei jedoch wie betäubt. Diese Frau, Lima Monteiro, sieht einfach umwerfend aus. Und noch etwas ist mir aufgefallen: Die Fotos, die Joes Detektiv geschossen hat, sind vor unserem Hauptsitz entstanden, wo sie den gestrigen Nachmittag gemeinsam verbracht haben, und obwohl Philip und sie sich nicht etwa küssen oder dergleichen, so sagen doch ihre Blicke, dass sie ziemlich vertraut miteinander sind.
»Na, das wurde aber auch Zeit!«
Die Frau, die mir auf dem engen Zwischengang den Weg versperrt, ist groß und breitschultrig, und spontan erinnert sie mich an Emma in einer Langversion.
»Tut mir leid«, murmle ich gedankenverloren. »Ich musste etwas wirklich Dringendes nachsehen.«
»Schon gut, ich weiß, dass so was nicht angenehm ist«, lenkt sie ein, als sie merkt, wie niedergeschlagen ich bin, und drückt sich dabei an die Kabinenwand, um mich vorbeizulassen. »Aber wie gesagt, bei Rötungen handelt es sich in den meisten Fällen um einen harmlosen Pilz. Besorgen Sie sich gleich nach der Landung eine Salbe, dann ist das schnell wieder weg.«
Ich stehe neben dem Steward, der sich gerade das Mikro für die Borddurchsage gerichtet hat, und drehe mich um. »Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was Sie meinen.«
»Aber Sie sagten doch vorhin, dass sie aussieht wie Miss Brasil«, erwidert sie verwundert. »Also schätze ich mal, dass sie gerötet ist, oder etwa nicht?«
» Wer soll gerötet sein?«, frage ich begriffsstutzig.
»Na, ihre Kleine da unten, ihre Schamlippen, oder wie immer Sie es nennen wollen«, meint sie mit zusammengezogenen Augenbrauen.
Ich brauche eine Sekunde. Ach, sie dachte …
»Oh, nein, das ist ein Irrtum«, kläre ich sie hastig auf, »meinen Schamlippen geht es ausgezeichnet.«
… Schamlippen geht es ausgezeichnet , hallt es über die Bordsprechanlage.
Ups. Den letzten Satz habe ich ausgesprochen, während ich mich bereits umdrehte, um wieder zu meinem Platz zu gehen, und dabei bin ich wohl etwas zu nahe an das Mikro des Stewards geraten, wie mir die Gesichter von mindestens einem Dutzend Fluggäste zeigen, die mich mit aufgerissenen Augen anstarren.
Na bravo. Als ob mir das Foto von dieser superheißen Latino-Tussi nicht gereicht hätte.
Fehlt nur noch, dass mir jetzt die halbe Rolle Klopapier hinten raushängt, während ich den Gang entlangschreite! Und obwohl ich gar nicht auf dem Klo war, vergewissere ich mich mit einem schnellen Blick, ob alles in Ordnung ist, bevor ich mich mit glühendem Gesicht zurück an meinen Platz begebe und für die Landung anschnalle.
Bester Mann
Ich bin völlig hin- und hergerissen.
Gleich nach der Landung habe ich mich in ein Taxi gesetzt und bin nach Hause gefahren. Tessa war nicht da, und weil es drückend heiß ist, bin ich schnell in den Pool gesprungen, um wieder einen einigermaßen klaren Kopf zu kriegen.
Und jetzt weiß ich nicht, wie ich mich verhalten soll. Die Anrufliste meines Handys hat gezeigt, dass es abgesehen von Joes Nachrichten auch noch eine Menge anderer Anrufe gegeben hat, während ich nicht auf Empfang war, darunter Fiona, meine Eltern und Philip. Er hat es sogar mehrmals versucht, gestern schon, und auch heute wieder, das letzte Mal relativ kurz bevor ich das Handy wieder eingeschaltet habe.
Aber ich schaffe es nicht, ihn zurückzurufen. Ich wüsste im Moment einfach nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll, nachdem er mir nicht nur seine gemeinsame Reise mit dieser Lima Monteiro verschwiegen hat, sondern sie noch aussieht wie die zukünftige Miss World.
Und auch mit meinen Eltern kann ich nicht telefonieren. Sie kennen mich von Geburt an, sie
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