Manche moegen's reicher
berichtet, dass ihr Clarissa so richtig in die Pfanne gehauen habt«, schwenkt er plötzlich auf ein völlig anderes Thema um, und bei dem Gedanken steigt meine Laune augenblicklich wieder.
»O ja!« Ich muss kichern. »Das hättest du sehen sollen, Philip: Clarissa auf allen vieren, und dazu das Gegrunze und der riesige Bauch …«
»Ich hab’s bereits gesehen, Lissy hat mir das Video geschickt«, sagt er, und ich bin ein bisschen enttäuscht, weil ich es ihm eigentlich zeigen wollte. »Das ist wirklich zum Schießen. Waren überhaupt ziemlich verrückt, die letzten Tage …«, sagt er dann, und es klingt so, als dächte er darüber nach, noch etwas anzufügen.
»Was zum Beispiel meinst du damit?«, hake ich nach.
»Na, alles, in der Hauptsache aber dein Amerikaprojekt, und dass dir dabei ausgerechnet Clarissa wieder in die Quere gekommen ist.« Er legt erneut eine kleine Pause ein. »Und bei mir gab es auch ein paar merkwürdige Sachen«, fügt er an.
Oh, oh. Jetzt kommt’s. Bestimmt wird er in möglichst einfühlsamem Tonfall etwas Ähnliches sagen wie: »Molly, für dich wird es immer einen festen Platz in meinem Herzen geben, aber als mir diese Frau begegnet ist, konnte ich einfach nicht gegen meine Gefühle ankämpfen …«
»Sag, Molly, ist dir in letzter Zeit irgendetwas Merkwürdiges aufgefallen, jetzt mal abgesehen von Clarissa?«, fragt er dann jedoch völlig unerwartet.
»Etwas Merkwürdiges?« Der Ton in seiner Stimme hat mich neugierig gemacht, und ich richte mich kerzengerade auf. »Nicht, dass ich wüsste. Was genau meinst du?«
»Nun, anfangs war ich mir nicht sicher, aber seit ich einen kleinen Test gemacht habe, weiß ich, dass mich in den letzten Tagen jemand beschattet hat«, sagt er.
Ein Riesenschreck durchfährt mich. Joes Worte fallen mir wieder ein: … abgeschüttelt … rücksichtslos und brutal …, und plötzlich habe ich Bilder von sich überschlagenden, brennenden Fahrzeugen vor meinen Augen.
»Einen kleinen Test?«, keuche ich.
»Ja, das ist übrigens gar nicht schwer.« Philip klingt, als würde er grinsen. »Dazu muss man bloß in einen Kreisverkehr einfahren und dann immer weiter beschleunigen. Ich habe keine fünf Runden gebraucht, bis ich hinter dem Kerl war. Du hättest das Gesicht von dem Blödmann im Rückspiegel sehen sollen, als ich ihn von hinten angehupt habe.« Er lacht vergnügt auf. »Der Idiot ist sogar dreimal auf denselben Trick reingefallen, und einmal bin ich ihm auf der Autobahn davongefahren, bis er mich nicht mehr sehen konnte, hab dann die nächste Ausfahrt genommen und bin hinter ihm wieder aufgefahren, und fünf Minuten später sah ich schon wieder sein Ohrfeigengesicht im Rückspiegel.« Philip lacht noch einmal auf, um dann mit den Worten zu schließen: »Jedenfalls hängt dieser Typ seit ein paar Tagen in meinem Windschatten, und daher wollte ich dich fragen, ob du dazu vielleicht irgendeine Idee hast.«
Okay, so viel zum Thema Bester Mann. Und ich hatte Joe noch ausdrücklich um größte Vorsicht gebeten.
»Nein, also mir ist nichts … aufgefallen«, sage ich vage und schwitze Blut und Wasser.
»Alles klar, dann gehe ich mal davon aus, dass es mit meinem Paraguaygeschäft zusammenhängt. Vielleicht versucht mich ja ein Konkurrent auszuspionieren«, meint er leichthin, und ich atme insgeheim auf, weil er mich nicht verdächtigt. Dann kommt er auf ein anderes Thema zu sprechen: »Übrigens, Molly, Frank hat mich angerufen und mir von deinem Vorschlag mit der Immobilie in Los Angeles erzählt …«
»Ja? Und, was hältst du davon?«
»Was soll ich sagen – es ist genial. Es ist keineswegs leicht, eine gute Investitionsmöglichkeit zu finden, und in Kombination mit deinen Plänen passt dieses Objekt wie die Faust aufs Auge«, antwortet er, und sein Lob lässt mich beinahe platzen vor Stolz. »Du bist eine verdammt clevere Geschäftsfrau, Molly Becker, weißt du das?«, legt er nach, und von einer Sekunde zur anderen bin ich den Tränen nah. Seine Stimme hat jetzt haargenau so geklungen wie damals im Down Under, als er mir seine Liebe gestanden und zum ersten Mal um meine Hand angehalten hat. Diese Art, mit mir zu reden, war einer der Gründe, warum ich mich so hoffnungslos in ihn verliebt habe – und warum ich ihn immer noch so sehr liebe, dass es fast schon wehtut.
Wenn doch bloß diese doofe Lima Monteiro nicht wäre. Alles könnte so schön sein, Philip und ich könnten zu seinem Haus am See fahren, nur wir beide, und dort
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