Manche moegen's reicher
würden sofort merken, dass etwas nicht stimmt. Und was soll ich ihnen sagen, wenn sie nicht lockerlassen? Ich weiß doch selbst nicht, wo ich im Moment stehe, und in meiner derzeitigen Verfassung könnte ich es nicht ertragen zu hören, dass meine Beziehung mit Philip ohnehin keine Zukunft gehabt hätte, weil er nun mal älter sei als ich, oder zu reich, oder was auch immer Eltern sich in solchen Situationen einfallen lassen, um einen zu trösten.
So war die einzige Person, mit der ich telefoniert habe, Joe. Von ihm erfuhr ich, dass Lima Monteiro die Nacht im Hotel verbracht hat und Philip anscheinend bei sich zu Hause in seinem Penthouse. Genaueres konnte Joe mir allerdings nicht sagen, weil Philip seinen Beschatter auch in dieser Nacht wieder abgeschüttelt hat. Aber immerhin wissen wir, dass er sie zu ihrem Hotel gebracht hat und danach wieder weggefahren ist, was wenigstens einen kleinen Hoffnungsschimmer am Leben hält, und bislang hat Bronson trotz hartnäckiger Recherche auch keine weiteren Konten gefunden, von denen Philip Geld an irgendwelche Menschen überweist. Immerhin.
Bleiben also dieselben fünfzehn Fragezeichen. Lima Monteiro plus die Frauen in Deutschland. Ich seufze auf, während ich mich mit einem Glas frischen Orangensaft in einen Liegestuhl sinken lasse, und grüble zum tausendsten Mal.
Ob ich diese Frauen aufsuchen soll? Die eine wohnt doch sogar in München, und nicht einmal weit von hier. Ich könnte mich einfach als die Verlobte von Philip vorstellen und sie ohne Umschweife fragen, ob sie vor einigen Jahren ein Kind mit ihm gezeugt hat.
Andererseits, wozu überhaupt persönlich zu ihr fahren? Ich kann sie ebenso gut anrufen. Und ehrlich gesagt wäre mir das auch lieber, denn im Moment fühle ich mich gar nicht stark genug, um einer von Philips Verflossenen persönlich gegenüberzutreten – wer weiß, was die mir noch alles über ihn zu berichten hat. Denn wenn ich eines in den letzten Tagen gelernt habe, dann dass ich Philip längst nicht so gut kenne, wie ich dachte. Zugegeben, ich habe hinter seinem Rücken nach Geheimnissen geforscht, was nicht die ganz feine Art ist, aber ganz ehrlich, wer konnte denn ahnen, dass er solche Leichen im Keller hat, und auch noch fünfzehn Stück davon?
Also nehme ich all meinen Mut zusammen, rufe die MMS mit der Frau aus München auf, präge mir ihre Telefonnummer ein, um sie gleich darauf einzutippen, und lausche mit pochendem Herzen dem Läuten.
»Solbach.« Der Klang ihrer Stimme lässt mich zusammenzucken.
»Ja, äh … guten Tag. Spreche ich mit Hannelore Solbach?«
»Richtig. Wer spricht da?«, erkundigt sie sich. Ihre Stimme klingt gemütlich, irgendwie nach Apfelkuchen und Kakao, eigentlich genau so, wie man sie sich beim Anblick ihres Fotos vorstellen würde.
»Mein Name ist Molly Becker«, beginne ich zaghaft. »Ich bin die Verlobte von Philip Vandenberg.« Das stimmt nicht ganz. Philip und ich haben uns nicht wirklich verlobt, aber irgendwie hielt ich unsere Beziehung die ganze Zeit für etwas Ähnliches.
Eine kleine Pause entsteht.
»Sie sind die Verlobte von Philip?«, kommt es dann zurück, und zu meiner Verwunderung klingt sie dabei ziemlich … erfreut?
»Ja, bin ich«, sage ich und fühle, wie sich meine Anspannung ein wenig lockert. »Also, genau genommen ist es nicht formell«, rede ich weiter, »aber wir sind schon seit zwei Jahren ein Paar, und daher ist es … irgendwie so ähnlich.«
»Aber das weiß ich doch«, sagt sie.
»Wie bitte? Das wissen Sie? Und woher?«
»Philip hat mir von Ihnen erzählt.«
»Das heißt … Sie haben noch regelmäßig Kontakt mit ihm?«, frage ich.
»Aber natürlich«, antwortet sie fröhlich. »Wobei der Begriff regelmäßig vielleicht nicht ganz richtig ist. Wir telefonieren gelegentlich, und hin und wieder schafft er es für einen kurzen Besuch, aber natürlich viel zu selten. Wissen Sie, wir freuen uns immer sehr über ihn und seine Aufmerksamkeiten, er ist so ein großzügiger Mensch …« Plötzlich stoppt sie, und ich merke, wie sie nachdenkt. »Oh nein, jetzt habe ich hoffentlich nichts Falsches gesagt«, fährt sie dann unsicher fort. »Jetzt, wo ich darüber nachdenke, wird es mir erst bewusst.«
»Was denn?«
»Dass Philip nie erwähnt hat, ob Sie über alles Bescheid wissen … Ich habe keine Ahnung, wie Sie und Philip es mit den finanziellen Dingen halten und ob Sie überhaupt von seinen Zuwendungen wissen …« Man kann förmlich hören, wie sie das schlechte
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