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Manche moegen's reicher

Manche moegen's reicher

Titel: Manche moegen's reicher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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und kurz vor der Pleite stand ich außerdem – aber rein gefühlsmäßig hatte ich auch damals dieses überaus hartnäckige Jetzt-geht’s-zur-Schlachtbank-Empfinden.
    Aber selbst wenn dieses Treffen nichts Gutes erahnen lässt, habe ich es mir nicht nehmen lassen, mich besonders schick zu machen. Ich trage mein neues graues Seidenkostüm von Armani, dessen raffiniert geschnittener Minirock meine sommergebräunten Beine besonders gut zur Geltung bringt, und dazu meine sündteuren schwarzen Lieblings-Louboutins, außerdem habe ich meine Haare hochtoupiert und mit einer rosaroten Schleife befestigt, damit sie nicht das dezente Makeup verdecken, das ich rasch aufgelegt habe. Wenn ich schon abtreten muss, dann wenigstens mit Stil.
    Nachdem ich den Wagen auf meinem Parkplatz abgestellt habe, schließe ich für ein paar Sekunden die Augen, um das Gefühl ohnmächtiger Verzweiflung abzustreifen, das sich so hartnäckig in mir breitzumachen versucht. Dann gebe ich mir einen Ruck und steige schwungvoll aus, wobei mein Blick automatisch auf die kleine Tafel an der Wand fällt: Molly Becker, Geschäftsführerin , steht da in geschwungenen, goldenen Lettern geschrieben. Das ist mein Parkplatz. Der Parkplatz der Chefin . Sofort überkommt mich wieder eine düstere Vorahnung.
    Ob ich das nach diesem Tag noch sein werde?
    Ich habe mir seit unserem Telefonat andauernd vergeblich den Kopf darüber zerbrochen, was Philip mit diesem Treffen bezwecken könnte. Er will höchstwahrscheinlich mit mir Schluss machen, davon muss ich ausgehen, nachdem er mir diese fremde Schönheit in seinem Schlepptau so hartnäckig verschweigt – aber wieso will er sich dazu ausgerechnet in der Firma mit mir treffen? Und noch eine Frage beschäftigt mich: Wozu hat er mit Lima Monteiro unsere anderen Filialen besucht? Ganz nüchtern und konsequent betrachtet, kann es auch darauf nur eine schlüssige Antwort geben, und allein beim Gedanken daran setzt mein Herz augenblicklich einen Schlag aus: Philip will mich komplett ersetzen. Er möchte diese Frau ab sofort nicht nur an seiner Seite haben, sondern plant auch, dass sie meinen Platz an der Spitze von Winners only Deutschland einnimmt.
    Und doch geht es nicht in meinen Kopf hinein. Ich meine, wir reden hier von Philip. Er ist abgesehen von meinem Papi der großzügigste und warmherzigste Mann, den ich kenne, daher kann ich einfach nicht glauben, dass er fähig ist, mir so etwas anzutun.
    Und dann gibt es wieder diesen anderen, neuen Aspekt. Philip könnte denken, dass mich das neue Amerikaprojekt über den Verlust hinwegtrösten wird. Hat er nicht sogar unlängst etwas Ähnliches gesagt? Von wegen Du hast doch jetzt Amerika, du wirst schon bald gar nicht mehr an mich denken. Irgendwas in der Art, und in diesem Zusammenhang ergeben seine Worte plötzlich einen ganz neuen Sinn, so schockierend und schrecklich er für mich auch sein mag.
    Aber diese Grübelei bringt mich nicht weiter. Antworten auf meine Fragen kann ich nur bekommen, indem ich jetzt da hineingehe.
    Also fasse ich mir ein Herz, steige in möglichst würdevoller Haltung die Stufen zum Eingang hoch und betrete durch die gläserne Drehtür das Foyer. Dort verharre ich für ein paar Sekunden, um die Lage zu peilen. Am kleinen Springbrunnen zu meiner Linken unterhalten sich ein paar Kunden, die ich kenne und die mir jetzt höflich zunicken, und in der Cafeteria schräg gegenüber scheint einiger Betrieb zu herrschen. Vicky, die Kellnerin, erspäht mich und winkt kurz, um sich gleich danach wieder umzudrehen und intensiv mit der Politur eines Tisches zu beginnen. Merkwürdig. Normalerweise fallen Begrüßungen bei ihr um einiges intensiver aus, vor allem, wenn ich von einer längeren Reise zurückkomme. Und täusche ich mich, oder ist das da am hintersten Tisch Doc Weitzmann, der sich gerade mit Samir unterhält? Auch eigenartig. Heute ist Sonntag, da hält er sich doch normalerweise gar nicht im Haus auf, soviel ich weiß. Und noch etwas fällt mir auf: Kaum haben sie mich erblickt, wenden sich alle ab und tun so, als wären sie gerade extrem beschäftigt.
    Hm.
    Das kann nichts Gutes für mich bedeuten. Plötzlich überkommt mich eine schreckliche Ahnung. Kann es sein, dass sie bereits in Philips Pläne eingeweiht sind? Oder ist es inoffiziell durchgesickert, und jetzt ahnen alle, was mir bevorsteht? So oder so wäre es eine logische Erklärung für die peinliche Befangenheit, die sie an den Tag legen, wo wir doch so lange ein eingeschworenes Team

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