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Manche moegen's reicher

Manche moegen's reicher

Titel: Manche moegen's reicher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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schon eingetroffen sein, und allein die Tatsache, dass er sie mitgebracht hat, beweist ja nur, dass seine Absichten keine guten sein können. Sei’s drum. Was immer geschieht – so muss ich ihr wenigstens nicht Auge in Auge gegenübertreten, und den kleinen Zwangsaufenthalt in der Besenkammer gönne ich ihr von Herzen.
    Ich habe beinahe die Vorhalle erreicht, als plötzlich eine große Gestalt so rasant um die Ecke kommt, dass sie mich beinahe über den Haufen rennt. Ich brauche eine Sekunde, um zu begreifen, wer es ist, und dann stehen wir beide da wie vom Donner gerührt.
    Es ist Philip. Er starrt mich an, und ich starre ihn an, und dann … nimmt er mich auf einmal in seine Arme und küsst mich impulsiv auf den Mund.
    Einen Moment lang bin ich völlig perplex. So habe ich mir das eigentlich nicht vorgestellt. Ist das vielleicht seine Art, Abschied zu nehmen, indem er mich ein letztes Mal küsst und dann sagt: »Molly, endlich habe ich dich wieder!«?
    Denn genau das hat er soeben getan, und dazu sieht er mich jetzt auch noch mit einem Blick aus seinen grünen Augen an, in dem ich am liebsten ertrinken würde. Ich fühle, wie meine Knie augenblicklich zu Butter werden, aber Philip lässt mir gar keine Zeit, mich zu sammeln.
    »Molly, ich habe dich so vermisst.« Er hält mich ein Stück von sich weg und mustert mich mit einem schnellen Blick. »Du siehst umwerfend aus!«
    Endlich finde ich meine Worte wieder.
    »Philip, wieso …«
    Doch er legt nur einen Finger auf meine Lippen und sagt: »Nicht jetzt, Molly. Ich habe etwas für dich vorbereitet …« Dann unterbricht er sich plötzlich und lauscht in den Gang hinein. »Was ist das? Hörst du das auch?«
    Natürlich höre ich es. Es ist Lima, die immer noch an der Tür rüttelt und dazu »Hallo, ist hier jemand? Hallo? Ich bin hier eingesperrt! Hallooho!« ruft, aber zum Glück stehen wir direkt unter einem Lautsprecher, sodass die hauseigene Musikuntermalung den Krach weitgehend übertönt.
    »Nein, was denn?«, sage ich mit Unschuldsmiene, und gleichzeitig gehe ich schnell um Philip herum, sodass er jetzt in Richtung Halle blicken muss.
    »Ach nichts«, sagt er verwundert, »ich dachte nur … Egal. Komm mit!« Damit nimmt er mich am Arm und zieht mich entschlossen hinter sich her in Richtung Cafeteria.
    »Philip, was ist denn los?«, rufe ich atemlos, während ich Mühe habe, auf meinen Stöckelschuhen mit ihm Schritt zu halten.
    »Es ist eine Überraschung, also frag nicht«, antwortet er, doch dann dreht er sich im Gehen zu mir um und sagt: »Ach, übrigens, Molly, ist dir vorhin niemand begegnet?«
    »Begegnet? Nein … niemand, keine Menschenseele«, sage ich hastig. »Wieso?«
    »Na, weil …« Er zögert. »Von wo kommst du jetzt überhaupt?«
    »Ich komme von oben, aus meinem Büro.«
    »Ach so, dann ist sie wahrscheinlich … Was soll’s, fangen wir einfach ohne sie an«, sagt er mehr zu sich selbst als zu mir.
    »Philip, würdest du mir bitte verraten, was das alles soll?«, frage ich, doch in dem Moment haben wir die Cafeteria erreicht.
    Philip marschiert geradewegs bis nach vorn zur Theke, wo er stoppt und mich an seine Seite zieht. Endlich habe ich Gelegenheit, mich umzusehen, und plötzlich sehe ich mich einer ganzen Gruppe von Personen gegenüber, die sich vorhin anscheinend im hintersten Winkel verborgen hat, um nicht von mir entdeckt zu werden.
    »Überraschung!«, hallt es übermütig durch den Raum, und jetzt erkenne ich erst, wer alles gekommen ist.
    Nicht nur der lange Samir und Doc Weitzmann und Vicky. Auch Tessa und Fiona, die übermütig auf und ab hüpft und dabei ein Fähnchen mit einem amerikanischen Banner schwenkt. Ich fasse es nicht. Die halbe Belegschaft ist da, und sogar einige Stammkunden sehe ich sowie Spider vom Down Under, und Joe Ranger, und an der Seite beim Fenster entdecke ich … Oh mein Gott, das sind ja meine Eltern, die ebenfalls begeistert winken und dabei überglücklich wirken!
    Ich begreife das alles nicht. Ich bin so überrascht, dass die Gedanken in meinem Kopf wirr durcheinanderpurzeln. Spontan will ich zu ihnen laufen und sie in meine Arme nehmen und ganz fest drücken, doch Philip hält mich mit sanfter Gewalt zurück und hebt dabei seine andere Hand, damit sich alle wieder ein bisschen beruhigen.
    Als es stiller geworden ist, ruhen alle Augenpaare erwartungsvoll auf uns, und plötzlich merke ich, dass Philip mich mit einem undefinierbaren Funkeln in seinen Augen betrachtet, und jetzt erst fällt

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