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Manche moegen's reicher

Manche moegen's reicher

Titel: Manche moegen's reicher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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kleiner Verlust.«
    »Aber das begreife ich nicht«, sage ich ratlos. »Seit ich die Geschäftsführung übernommen habe, steigern wir andauernd die Umsätze, da muss doch irgendwann auch etwas übrig bleiben, oder nicht?«
    »Nicht zwangsläufig.« Frank zuckt die Achseln. »Wenn auch die Kosten entsprechend steigen …«
    »Aber die Kosten steigen doch gar nicht ständig«, entgegne ich. »Es ist nur so, dass wir im letzten Jahr unsere Produktpalette deutlich erweitert haben. Ich weiß nicht, ob du es mitbekommen hast, aber wir bieten jetzt auch Eigenhaarverpflanzungen an …«
    »Um ehrlich zu sein, achte ich bei einem Unternehmen nicht so sehr auf die Einzelprodukte, mir geht es vielmehr um das Gesamtergebnis«, gesteht er.
    »Schon klar«, nicke ich. »Aber ebendas versuche ich ja mit den neuen Produkten zu verbessern, und dazu bedurfte es einiger Investitionen. Bleiben wir zum Beispiel bei dieser Haarverpflanzung, die ist der Renner«, begeistere ich mich. »Weißt du, wir arbeiten dabei mit der neuen FUE-Methode. Dabei wird nicht mehr wie früher ein ganzer Hautstreifen am Hinterkopf entnommen, sondern man kann jetzt einzelne Grafts aus den üppiger behaarten Partien entnehmen und sie überall dort einpflanzen, wo sie benötigt werden, verstehst du?«
    »Nicht ganz«, schüttelt er den Kopf. »Was sind Grafts?«
    »Das sind winzige Hautpartikel, so klein wie eine Stecknadelspitze, in denen durchschnittlich drei Haarwurzeln sitzen«, führe ich aus. »Die entnimmt man dort, wo sie ausreichend vorhanden sind, wie zum Beispiel am Rücken, am Bauch oder im Intimbereich …« Ich beuge mich ein bisschen vor und senke die Stimme, damit die Gäste an den anderen Tischen nicht alles mitkriegen. »Speziell bei Männern sind da zum Beispiel die hinteren Regionen immer ein Thema, wenn du verstehst …«
    »Du meinst, ihr verpflanzt Haare vom Hintern auf den Kopf?«, bringt er es nüchtern auf den Punkt.
    »Äh … ja, auch das, wenn es zielführend scheint, aber eigentlich meinte ich damit die Haare vom Hinterkopf … egal, jedenfalls ist es eine sensationelle Methode, die uns jede Menge neue Kunden bringt. Du würdest nicht glauben, wie viele Männer im Alter Probleme mit ihrer Kopfbehaarung bekommen …« Mein Blick bleibt an seinem schütter werdenden Haaransatz hängen. »… Na ja, jedenfalls ist das ein Riesengeschäft, in das man aber natürlich am Anfang investieren muss«, rede ich weiter, während Franks Hand automatisch zu seinem Scheitel hochgezuckt ist. »Oder nehmen wir unsere neuen Laser, die sind der Wahnsinn!« Ich gerate schon wieder ins Schwärmen. »Wir haben alle unsere Filialen mit Fraxellaser der neuesten Generation bestückt, damit lassen sich pro Sitzung zwanzig Prozent der Haut erneuern, und das beinahe ganz ohne lästige Nebenwirkungen wie Schwellungen oder Rötungen.« Meine Augen bleiben an seinen Wangen und Augenregionen hängen. »Das bedeutet, dass zum Beispiel nach allerhöchstens fünf unkomplizierten Sitzungen das alles hier …« Ich fuchtle vor seinem Gesicht herum. »… weg wäre und du um zwanzig Jahre jünger aussehen könntest. Und das Beste daran: Niemand würde mitbekommen, dass du etwas hast machen lassen, alle würden nur denken, dass du dich im Urlaub großartig erholt haben musst, weil du so gut aussiehst. Wie du also siehst, sind wir auf dem neuesten Stand der Technik, aber natürlich sind diese Geräte auch nicht billig. Sogar mit Mengenrabatt waren es immer noch dreihunderttausend pro Stück, und das will erst einmal eingespielt werden.« Ich mache eine Pause, um meine Worte wirken zu lassen, doch dann fällt mir noch etwas ein: »Und abgesehen von der technischen Ausrüstung habe ich auch noch eine Menge in die optische Ausstattung unserer Geschäfte investiert, nimm nur die Vorhalle, die sieht umwerfend aus mit dem neuen Marmor, oder etwa nicht?«
    »Na ja, ein bisschen wie bei der CIA«, meint er.
    »Aber das ist doch gut«, rufe ich aus. »Was könnte mehr Vertrauen erwecken als ein amerikanischer Geheimdienst?«
    »Die lassen aber Menschen verschwinden und zetteln Revolten in fremden Staaten an«, gibt er zu bedenken.
    »Ja, aber nur, um Atomkriege zu verhindern und um gemeine Diktatoren zu stürzen. Wo gehobelt wird, da fallen Späne, nicht wahr?«
    Frank mustert mich einige Sekunden lang schweigend.
    »Was ist?«, frage ich unsicher. »War ich zu schnell?«
    »Nein, nein, ich hab’s kapiert«, meint er trocken. »Ich werde langsam faltig und bekomme eine

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