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Manche moegen's reicher

Manche moegen's reicher

Titel: Manche moegen's reicher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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der Schlüssel zu allem. Wenn wir dieses Projekt erst einmal auf der Schiene haben – vor allem, wenn wir es vor der Aktionärsversammlung auf der Schiene haben, damit Frank es als sensationelle Investition ankündigen kann –, sind wir ganz automatisch aus dem Schneider. Wie ich vom letzten Jahr noch gut in Erinnerung habe, werden die gegenwärtigen kleinen Verluste gar kein Thema mehr sein, im Gegenteil, die kann Frank sogar unter dem Deckmäntelchen Zukunftsinvestition in eine sorgfältig geplante Unternehmensstrategie einfließen lassen. Der Aktienkurs wird daraufhin explodieren, und zusätzlich werden die neu aufgelegten Aktien Geld ohne Ende in unsere Kassa spülen. Genau genommen muss ich mir also gar keine Sorgen machen. Wir werden einen grandiosen Start in Los Angeles hinlegen, und danach werden wir ganz Amerika erobern, und danach den Rest der Welt. Wir werden Millionen und Abermillionen verdienen, und irgendwann werden Philip und ich uns eine schicke Villa in Beverly Hills kaufen und coole Partys geben, bei denen sich Oscarpreisträger und Wirtschaftsmagnaten die Klinke in die Hand geben.
    Also, der Gedanke ist jetzt wirklich entspannend, viel besser als Samirs doofe Schiffsfahrt zu dieser mickrigen Insel. Ob ich ihm das sagen sollte, damit er das in seine nächste Imagination einbaut? Nichts gegen seine Methoden, aber es gibt immer etwas zu verbessern, nicht wahr?
    Wobei, im Moment sagt er gar nichts. Wahrscheinlich will er mich jetzt meinen Träumen überlassen, damit ich irgendeine höhere Stufe der Entspannung erreiche oder so. Auch gut, so kann ich mich wenigstens meiner wunderbaren Vision hingeben, während die fernöstlichen Klänge mich einlullen, untermalt von einer anderen Melodie, die so ähnlich klingt wie der Klingelton meines Handys.
    Ups. Das ist mein Handy. Samir hat diesbezüglich klare Regeln, Handys sind ein absolutes Tabu in seinem Tempel der Ausgeglichenheit und Ruhe. Ich hatte mir auch fest vorgenommen, es lautlos zu stellen, bevor ich hierherkam, und es dann glatt vergessen. Wann hört das Mistding denn endlich auf, eigentlich müsste es nach ein paarmal Läuten doch auf Mobilbox umschalten. Da, endlich, es verstummt – um nach wenigen Sekunden gleich wieder anzuschlagen.
    Es hilft nichts. Ich muss rangehen. Vorsichtig öffne ich meine Augen einen Spaltbreit und zucke erschrocken zusammen. Samir, der weise Guru, guckt, als würde er mich am liebsten aus dem Fenster werfen.
    »Du hast dein Handy mit?«, zischt er.
    »Tut mir leid, Samir, es geht nicht anders, wegen unseres Konsolidierungsprogramms …«, stammle ich, doch er unterbricht mich mit einer herrischen Geste.
    »Vergiss es, Molly, bei Kunden wie dir hat meine Arbeit überhaupt keinen Sinn. Weißt du, was ich jetzt machen werde?«
    O Gott. Er wird doch wohl nicht kündigen.
    »Ich gehe jetzt in die Cafeteria und ziehe mir einen doppelten Mokkaccino rein, und ein Red Bull, oder nein, zwei, und dann gehe ich ins Fitnessstudio und lasse Dampf ab – am Sandsack«, verkündet er grimmig.
    »Okay, geht klar«, nicke ich. »Es geht nichts über ein bisschen Fitness. Viel Spaß dabei!« Ich winke ihm nach, doch er würdigt mich keines weiteren Blickes, als er davonschlurft.
    Na gut, kann man nichts machen. Mein Handy läutet immer noch, und auf einmal werde ich ganz aufgeregt. Es könnte Philip sein! Hastig springe ich hoch, laufe zu meiner Handtasche hinüber und zerre mein Handy hervor.
    Nanu. Es ist Joe Ranger. Was will der denn? Er hat doch gesagt, seine Nachforschungen würden mindestens eine Woche dauern, wieso läutet er also schon nach wenigen Tagen bei mir Sturm, als stünde der Weltuntergang direkt bevor?
    Dumme Frage, schießt es mir im nächsten Augenblick durch den Kopf.
    Und als mir die logische Antwort darauf bewusst wird, ist es, als würde eine eiskalte Hand nach meinem Herzen greifen.

Die Akte V

    Joe trägt knallenge Jeans über Schlangenlederboots, dazu ein schwarzes Hemd mit Westernapplikationen und einen weißen Cowboyhut. Obwohl das eher ein Karnevalsoutfit darstellt als die geeignete Bekleidung für einen erwachsenen Mann, sieht er darin in Verbindung mit seinem Dreitagebart gar nicht mal schlecht aus. Als ich ihm in meinem Büro die Hand schüttle, zuckt für einen winzigen Moment die Szene vom letzten Jahr durch mein Gehirn, als er als bedauernswerter Langzeitarbeitsloser Josef Ranninger in mein Leben getreten ist, und während ich ihn jetzt ansehe, kommt in mir unwillkürlich Stolz über die gelungene

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