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Manche moegen's reicher

Manche moegen's reicher

Titel: Manche moegen's reicher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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Unternehmenszahlen, oder besser gesagt die Jahresergebnisse von Philips Unternehmen«, erklärt Joe. »Und zwar angefangen von den ersten Jahren seiner Selbstständigkeit bis hin zur Übernahme von Winners only und seinem Rückzug aus dem Eragon-Konzern.«
    »Ah, verstehe …« Ich werfe einen hilflosen Blick auf die Zahlenkolonnen. Um das zu verstehen, würde ich Tage brauchen, und vermutlich auch noch den einen oder anderen geduldigen Wirtschaftsexperten, um mir alles zu erklären.
    Ich sehe Joe an. »Könnten Sie es für mich zusammenfassen? Gibt es irgendwelche Hinweise auf …« Wie nenne ich das am besten? »… Unregelmäßigkeiten?« Genau, das sagen sie in den Filmen auch immer, wenn irgendwo eine Riesensauerei abgeht.
    »Was meinen Sie mit Unregelmäßigkeiten?«, fragt Joe zurück.
    Okay, wie es aussieht, guckt er keine Filme.
    »Damit meine ich … unerlaubte Handlungen?«
    Kaum habe ich das ausgesprochen, würde ich mir am liebsten die Ohren zuhalten und davonrennen. Natürlich ist es Teil meines Planes, ein Geheimnis über Philip herauszufinden, andererseits, sollte es sich um etwas wirklich Schlimmes handeln, will ich es doch gar nicht wissen.
    Aber jetzt ist es ohnehin zu spät für einen Rückzieher. Zu groß ist meine Neugierde. Die Büchse der Pandora ist geöffnet.
    Joe mustert mich erneut prüfend, dann sagt er bedeutungsvoll: »Das könnte durchaus der Fall sein.«
    »Wie meinen Sie das?«, hauche ich.
    »Nun, ich habe den ganzen Zahlensalat von Bronislaw – das ist übrigens unser Computerprofi«, erklärt er schnell, als er meine hochgezogenen Augenbrauen sieht. »Ein Pole, superintelligent, und billig, kann ich Ihnen sagen – na, jedenfalls ist er das Ganze durchgegangen, und soweit er das beurteilen konnte, gibt es mehrere Jahre, in denen Philip Millionengewinne gemacht hat, aber dennoch liegen dafür keine Steuererklärungen beim Finanzamt vor.«
    Ich fasse es nicht. Es ist der klassische Sachverhalt. Philip hat Millionen am Finanzamt vorbeigeschleust. Was ich eigentlich nur als weit hergeholte Befürchtung in Erwägung gezogen hatte, bekomme ich nun tatsächlich bestätigt.
    Ich bin wie vom Donner gerührt. Nicht, dass es mir moralisch allzu viel ausmachen würde – ich bin ohnehin der Meinung, dass unser Staat den Bürgern viel zu viel abknöpft –, aber allein der Gedanke, dass Philip etwas Ungesetzliches tut, ist für mich völlig neu.
    Jetzt komm schon, Molly, flüstert mir plötzlich eine Stimme ins Ohr, wie sonst wird man aus dem Nichts zum Multimillionär? Denk doch nur an diese russischen Neureichen!
    Ja, dann … ist es doch gar nicht so schlimm. Im Gegenteil, fällt mir ein, damit habe ich eigentlich genau das, was ich für meinen cleveren Geheimnisaustauschplan brauche. Philip hat Millionen an Steuergeld hinterzogen, um … na, um sich eben diese Millionen zu ersparen. Ich dagegen habe Millionen im Lotto gewonnen – und auch da bloß anderthalb – und es niemandem gesagt, aber nur, weil ich wollte, dass niemand zu Schaden kommt. Außerdem habe ich meinen Liebsten inzwischen schon Unmengen an Geschenken zukommen lassen, und zwar anonym, ohne jeden Dank, das muss an der Stelle auch mal erwähnt werden.
    Da bedarf es also keiner langen Überlegungen, wer von uns beiden das schlechtere Gewissen haben muss, oder?
    Plötzlich ist alles ganz einfach. Ich muss das jetzt nur noch irgendwie geschickt zur Sprache bringen, bis Philip alles zugibt, und dann kann endlich auch ich mit meinem kleinen Geheimnis herausrücken
    Fein. Wäre ja alles geritzt. Ich kenne Philips großes Geheimnis – hinter das Joes Computerheini allerdings erstaunlich schnell gekommen ist. In meinem Hinterkopf gehen plötzlich ein paar Alarmglocken an.
    »Sagen Sie, Joe …«, hebe ich unbehaglich an.
    »Ja?«
    »Ihr Computermann, dieser …«
    »Bronislaw«, hilft er mir weiter.
    »Genau, Bronislaw … heißt der echt so, oder ist das ein Spitzname?«
    »Nein, nein, der heißt so. Ist angeblich ein uralter polnischer Name.«
    »Aha. Okay. Also, dieser Bronislaw, der hat diese Dinge über Philip ja unheimlich schnell herausgefunden.«
    »Das können Sie laut sagen. Der Typ hackt sich in null Komma nichts in die Behördenrechner rein, und danach steigt er wieder aus, ohne dass irgendjemand etwas mitbekommt, einfach so, wie ein Geist. Und erst die Steuerberaterkanzleien und Sozialversicherungen, das müssten Sie mal sehen. Die nimmt er quasi zum Frühstück.« Joe kratzt sich unbehaglich hinter dem Ohr.

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