Manche moegen's reicher
und es klingt ungefähr so emotional wie das Vorlesen eines Kuchenrezeptes.
Einen Moment lang bin ich versucht, ihn darauf anzusprechen, aber dann zwinge ich mich zur Ruhe. Ist okay, Molly, er hat jetzt andere Sorgen. Niemand versteht das besser als du, bist du doch auch Managerin und Geschäftsfrau.
»Ja, äh … gut. Übrigens, Philip, hat Frank dir schon von unseren Expansionsplänen erzählt?«, fällt mir dann ein.
»Ja, hat er. Ist es also endlich so weit?« Na bitte, geht doch. Plötzlich klingt er um einiges munterer.
»Ja, wir werden in Los Angeles starten«, berichte ich stolz. »Und in einem halben Jahr soll alles fertig sein. Lissy und ich fliegen übermorgen hinüber, um uns nach einer geeigneten Immobilie umzusehen.«
»Nach einer Immobilie?« Er zögert kurz. »Aber vorerst doch nur zur Miete, oder?«
»Ja, sicher. Am Anfang müssen wir natürlich vorsichtig sein, da wir nicht wissen, wie unser Konzept ankommen wird.«
»Okay, gut.« Er klingt erleichtert, was mir aber zu denken gibt. Traut er mir etwa nicht zu, so ein Projekt allein zu stemmen?
»Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Philip«, sage ich. »Frank hat alles abgesegnet, und er bereitet auch schon die nächste Aktienbegebung vor, damit wir nicht auf Kredite angewiesen sind.«
»Gut so. Und wie lange werdet ihr in L. A. bleiben?«, will Philip wissen.
»Das steht noch nicht fest, es hängt davon ab, wie schnell wir was finden.«
»Und habt ihr einen Profi vor Ort, der euch zur Hand gehen wird? Ich könnte euch da ein paar Leute empfehlen.«
Einen Profi? Aber klar doch. Wir haben Emma Wagner, oder besser Emma Lopez-Cruz, stolze Inhaberin der California International World’s Best Acting School. Okay, mit dem Namen sollten sich vielleicht bei Gelegenheit die Marketingexperten von Winners only befassen – aber abgesehen davon verbietet mir allein schon mein Stolz, mir von Philip helfen zu lassen.
»Klar, haben wir«, behaupte ich deshalb, und dann beginne ich eifrig zu berichten: »Du wirst es übrigens nicht glauben, Philip: Es handelt sich um die Freundin einer ehemaligen Schulkollegin von mir, Lilly Tanner, und die wiederum stand letztes Jahr in allen Medien, weil sie angeblich eine Affäre mit Brad Pitt hatte. Du erinnerst dich wahrscheinlich daran.«
»Um ehrlich zu sein, nein«, kommt es trocken zurück.
Ach ja, ich vergaß. Philip gehört ja auch zu den Menschen, die keine billigen Klatschmagazine lesen, und die Berichte, die ich ihm als Ausgleich dafür liefere, scheint er offensichtlich ganz schnell wieder zu verdrängen.
»Jedenfalls gab es einen Riesenwirbel deswegen«, rede ich aufgeregt weiter, »und du kannst dir ja vorstellen, wie die Klatschpresse auf so eine Meldung reagiert. Was die alles über Lilly geschrieben haben, die Bandbreite ging von der German Bitch bis zur nächsten Mrs. Pitt , es war der reinste Irrsinn.«
»Klar«, meint Philip. »Und, hatte sie eine Affäre mit ihm?«
»Nein, natürlich nicht. Lilly ist eine ganz Liebe, die würde so etwas nie machen, und das war alles nur eine dumme Verwechslung. Aber sie lebt seit damals in Los Angeles, und jetzt kommt das Allerbeste: Rate mal, wer ihr aktueller Freund ist!«
»Keine Ahnung.«
Also, das begreife ich jetzt nicht. Philip klingt, als würde ihn das kein bisschen interessieren, dabei reden wir gerade von Hollywood.
»Jason Griffin«, verkünde ich triumphierend.
»Jason Griffin? Kenne ich nicht.«
Wie bitte? Er kennt Jason Griffin auch nicht?
»Jason Griffin, der Hollywoodregisseur«, helfe ich ihm auf die Sprünge. »Der ist in den Staaten fast so bekannt wie Quentin Tarantino.«
»Den kenne ich.«
»Klar, den kennt jeder«, sage ich mit einem Anflug von Ärger. Dieses Gespräch kommt mir verdächtig bekannt vor. Es verläuft beinahe haargenau gleich wie vor ein paar Tagen das mit Frank. Kein Wunder, dass er und Philip Freunde sind. »Jedenfalls sind Lilly und Jason ein Paar, schon seit einem ganzen Jahr. Für Hollywoodverhältnisse ist das so etwas wie die diamantene Hochzeit.«
»Was du nicht sagst. Und diese Lilly hilft euch mit ihren Kontakten?«
»Nein, nicht Lilly, sondern ihre Freundin Emma, die lebt nämlich auch dort«, sage ich.
»Das trifft sich ja bestens. Dann seid ihr in guten Händen, nicht wahr?«
»Ja, sind wir …« Das kam ganz automatisch über meine Lippen, doch gleichzeitig werde ich in meinem Inneren ganz aufgewühlt. Dieses Gespräch, Philips merkwürdige Reaktionen, seine Teilnahmslosigkeit – da
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