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Manche moegen's reicher

Manche moegen's reicher

Titel: Manche moegen's reicher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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stimmt doch was nicht.
    Und dann durchzuckt es mich: Er steckt wieder in Schwierigkeiten, aber klar doch. Genauso wie im letzten Jahr, als ihm ein erpresserischer Beamter eine wichtige Baugenehmigung vorenthalten wollte.
    »Philip, ist alles in Ordnung bei dir?«, stoße ich hervor. »Steckst du in Schwierigkeiten, gibt es vielleicht Probleme mit den Fina- ähm … Behörden?«
    Ups. Beinahe wäre mir das Wort Finanz behörden herausgerutscht, weil sich Joes Bericht gerade völlig unpassend in mein Bewusstsein gedrängt hat.
    »Aber nein, Molly, wie kommst du denn auf so was?«, fragt Philip überrascht zurück.
    »Na, weil du so einsilbig klingst, genau wie damals, als du dich mit diesem Peguerez herumärgern musstest.«
    »Aber nein, Molly, es ist nichts dergleichen, glaub mir.« Er bemüht sich um einen lockeren Tonfall, der ihm aber nicht gelingen will. »Hier läuft alles bestens«, liefert er zur Bekräftigung gleich noch einen passenden Bericht. »Wir haben inzwischen ein Expertenteam für die Stevia-Anpflanzung gefunden, also geht es nur noch um die Auswahl der Arbeiter und um ein paar Formalitäten, dann kann die Sache anlaufen.«
    »Ja, wenn das so ist …« Plötzlich habe ich eine Idee. »Dann könntest du doch im Anschluss gleich zu uns nach Los Angeles düsen, Philip. Wir könnten Filmstudios besuchen und in schicke Restaurants gehen, und wer weiß, vielleicht lernen wir sogar ein paar echte Filmstars kennen«, begeistere ich mich.
    »Das klingt toll, Molly, aber es geht leider nicht.« Philip lässt meine Träume ansatzlos platzen. »Ich kann hier zurzeit unmöglich weg.«
    »Aber gerade hast du gesagt, dass bei euch alles auf der Schiene ist«, wende ich enttäuscht ein.
    »Ja, ist es auch, aber das heißt deswegen nicht, dass ich mich gleich aus dem Staub machen kann.«
    »Schade.« Ich bin so enttäuscht, dass ich kurz vorm Weinen stehe. »Und wie lange wirst du noch bleiben?«
    »Kann ich nicht genau sagen«, meint er, und jetzt kann ich wenigstens so etwas wie Bedauern in seiner Stimme hören. »Schätzungsweise zwei weitere Wochen, oder auch ein paar Tage länger.«
    »Was, so lange noch?«
    »Ja, tut mir leid.« Eine kleine Pause entsteht, dann sagt er: »Aber so schlimm ist das nicht, Molly. Du hast doch jetzt dein Amerikaprojekt, nicht wahr?«
    Mein Amerikaprojekt? Ja, sicher, das ist toll. Aber ein Amerikaprojekt kann man nicht küssen, und man kann nicht mit ihm herumalbern, und man kann mit ihm auch nicht …
    Jedenfalls ist es kein Mann, und schon gar nicht Philip.
    »Ich will aber kein Amerikaprojekt, Philip, ich will dich«, sage ich schmollend.
    »Ich weiß, Molly, und es tut mir aufrichtig leid.«
    Moment mal. War das nicht die Stelle, an der er zum Beispiel hätte sagen müssen: »Ich will dich auch, Molly, mehr als alles andere auf der Welt«, und nicht ein schnödes »Ich weiß«?
    Plötzlich überkommt mich ein merkwürdiges Gefühl. Es ist, als würde ich die Kontrolle über etwas verlieren, das Dumme daran ist nur, dass ich nicht einmal weiß, über was. Ich weiß nur, dass hier irgendetwas mächtig schiefläuft.
    »Tja, Molly«, redet Philip weiter, als ich nichts sage. »Ich muss jetzt Schluss machen, ich habe Termine.«
    Termine? Jetzt am Abend? Doch dann fällt mir die Zeitverschiebung ein. Wie spät ist es überhaupt in Paraguay? Halb drei. Okay, dann hat der Nachmittag für Philip gerade erst begonnen.
    »Schon gut, Schatz«, sage ich und hänge ein trübes »Ich vermisse dich« an.
    »Ich weiß, aber mach dir deswegen keine Sorgen, Molly. Ihr werdet so viel Spaß haben in Los Angeles, dass du mich schon bald vergessen hast, du wirst sehen.«
    Das war als Aufmunterung gemeint, aber es stimmt mich nur noch nachdenklicher. Ist es so schwer, »Ich vermisse dich auch« zu sagen, oder »Ich liebe dich« oder irgendetwas in der Art? Hat es sich in der Männerwelt immer noch nicht herumgesprochen, dass wir Frauen so etwas brauchen?
    »Ja, wahrscheinlich hast du recht, Philip«, murmle ich.
    Wir verabschieden uns, und nachdem die Verbindung unterbrochen ist, kullert plötzlich eine dicke Träne über meine Wange. Ich sitze eine Minute lang wie betäubt da und starre auf mein Handy. Dieses Gespräch war äußerst seltsam. Normalerweise ist Philip witzig und charmant, und er findet immer einen Weg, mich aufzuheitern, selbst wenn er mir die Mitteilung machen muss, dass ich noch für eine Weile auf ihn verzichten muss.
    Aber diesmal? Nichts dergleichen.
    Du hast doch jetzt dein

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