Manche moegen's reicher
Kontakt mit ihm.«
»Ach ja, stimmt. Nein, ich bin heute auch zum ersten Mal hier, und unser Arrangement habe ich am Telefon beziehungsweise per E-Mail verhandelt. Aber so, wie Jake geklungen hat, dürfte er aussehen wie Crocodile Dundee, wie ein richtiger Abenteurer.«
Sie hat recht, den Eindruck hatte ich auch, was ich ihr aber natürlich nicht sagen kann. Dementsprechend betreten wir beide in gespannter Erwartung die Halle, wo uns augenblicklich intensiver Zoogeruch einhüllt.
»Puh, das stinkt vielleicht.« Fiona verzieht das Gesicht, und auch ich halte mir die Hand vor die Nase. »Hallo?«, ruft sie dann.
»Hallo, ist da jemand?«, tönt es aus der Tiefe des Raumes zurück.
»Wir sind Fiona Bach und Molly Becker von Winners only«, antwortet Fiona. »Wir haben einen Termin mit einem Herrn Jake … ähm … the Snake.«
Plötzlich taucht hinter ein paar großen Kisten eine Gestalt auf. Wir erkennen einen kleinen, massigen Körper in Blauzeug und Gummistiefeln, auf dem ein ungesund roter Kopf mit wässrig-blauen Augen und einem gelben Bauarbeiterhelm thront. Fiona und ich sehen uns verwundert an. Eines ist klar: Sollten wir die Schlangenkäfignummer fix in unser Programm aufnehmen, müssen wir dringend ein paar Veränderungen an Jakes Erscheinungsbild vornehmen, denn im Moment sieht er aus, als würde er ganz andere Sachen präsentieren – Fertigbetonkeller zum Beispiel.
»Ah, die Damen von Winners only!« Als ich seine Stimme im Original höre, kann ich auch seinen Akzent zuordnen. Der flachen Sprechweise nach muss er aus Österreich sein. Er ergreift Fionas Hand und fragt ein bisschen nervös: »Sie sind bestimmt Frau Becker. Küss die Hand, gnädige Frau.«
»Oh, nein, ich bin Fiona Bach, und das ist meine Chefin, Frau Becker.« Sie deutet auf mich.
Jakes Blick schwenkt zu mir herum, und jetzt schnappt er sich meine Hand.
»Hocherfreut, Gnädigste«, sagt er und deutet einen Diener an.
»Ich freue mich auch. Und, Herr … Jake … oder sollen wir lieber Snake sagen?«
»Nein, nein, Jake passt schon.« Er winkt ab. »Das ist zwar bloß ein Künstlername, aber Sie wissen ja: There is no bizz like showbizz, hehe.«
»Ja, gut, dann also Jake … Und haben Sie auch alles vorbereitet für uns, so wie es ausgemacht war?«, frage ich mit besonderer Betonung auf dem letzten Satz.
»Ob ich alles vorbereitet habe?« Er lässt meine Hand wieder los und schluckt verdächtig. Meine Anspielung auf unser geheimes Arrangement scheint ihn nervös zu machen. »Aber selbstverständlich, es steht alles bereit.« Sein Blick pendelt zwischen Fiona und mir hin und her. Ganz offensichtlich drückt ihn das schlechte Gewissen wegen unseres Schwindels, aber darauf kann ich keine Rücksicht nehmen. Mir ist auch nicht wohl bei dem Gedanken, Fiona etwas vorzugaukeln, aber hier handelt es sich um einen Akt der Notwehr – und der gute Jake kann sich ja mit den fünftausend Euro trösten, die ich ihm bereits überwiesen habe.
»Ja dann … wenn mir die Damen bitte folgen würden«, sagt er unbeholfen und geht voraus.
Wir folgen ihm und kommen an verschiedenen Käfigen mit allen möglichen Tieren vorbei, wobei wir in der Mehrzahl nur Schilder mit der entsprechenden Bezeichnung und einem Foto sehen, während sich die Tiere anscheinend in ihren Bau verkrochen haben. Mir kann das nur recht sein, denn schon die Namen bereiten mir eine Gänsehaut: Nashornleguan, Stirnlappenbasilisk, Nilwaran, Grüner Leguan, Schwarzer Leguan, Nilkrokodil. Ehrlich gesagt bin ich heilfroh, dass ich mir die nicht auch noch angucken muss. Und dann erst die Schlangen: Königspython, Boa Constrictor, Bergkönigsnatter, Grüne Mamba, Schwarze Mamba, Kreuzotter. Igitt, ich mag gar nicht daran denken, obwohl wir nur an den Käfigen vorübergehen, fühle ich schon, wie mir der kalte Schweiß ausbricht.
»Wahnsinn, Jake, Sie haben sogar eine Schwarze Mamba hier?«, höre ich Fiona begeistert ausrufen. »Ich dachte, die wären extrem selten.«
»Ja, das sind sie«, nickt Jake und geht stur weiter.
»Und abgesehen davon, stehen die nicht unter Artenschutz?«, hakt Fiona nach.
»Artenschutz?«, wiederholt Jake. Er ist jetzt stehen geblieben und fragt betreten: »Sie werden mir deswegen keine Probleme machen, oder?«
»Aber nein, keineswegs«, mische ich mich schnell ein. »Wir wollen nur eine gute Show für unsere Kunden. Und nehmen Sie das Fiona nicht übel, sie hat schlicht einen Heidenrespekt vor diesen Tieren, im Gegensatz zu mir, nicht wahr,
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