Manche moegen's reicher
zuklappt, wenn ein verdächtiges Objekt im Anflug ist. In Wahrheit gibt es nämlich nichts, wovor ich mich fürchten müsste, habe ich doch bereits meine Vorkehrungen getroffen.
Als Fiona letzte Woche diesen wahnwitzigen Selbstversuch angekündigt hat, habe ich sofort einen Plan zu schmieden begonnen, wie ich mich aus diesem Schlamassel heraushalten kann, ohne mein Gesicht zu verlieren. Und dieses Mal habe ich mir nicht bloß eine faule Ausrede einfallen lassen, um mich davor zu drücken (die Fallschirmnummer vom letzten Jahr habe ich noch allzu deutlich im Gedächtnis!), sondern mir etwas wirklich Cleveres einfallen lassen. Kurz nach Fionas Vorschlag hatte ich schon die zündende Idee. Ich habe mir kurzerhand das Telefon geschnappt und bei Rent a Reptile angerufen, wo ich gleich den Oberboss mit dem klingenden Namen Jake the Snake ans Rohr bekam. Als er hörte, wer ich bin, hatte er Sorge, dass ich unser Arrangement mit ihm aufkündigen würde, aber ich habe ihm verklickert, dass damit grundsätzlich alles in Ordnung sei, es jedoch bei unserem geplanten Selbstversuch mit meiner Assistentin ein Problem gebe. Diese Assistentin nämlich – Fiona möge mir verzeihen – sei in Wahrheit ein kleiner Hasenfuß mit einem schwachen Herzen, weswegen es ein unkalkulierbares Risiko darstellen würde, sie in einen Käfig mit lebenden Reptilien zu schicken. Als Jake nicht gleich kapierte, worauf ich hinauswollte, habe ich ihm die Lösung für unser Problem ohne Umschweife präsentiert: Er brauche eigentlich nichts weiter zu tun, als die echten Viecher gegen welche aus Gummi auszutauschen, und idealerweise solle er sich etwas Pfiffiges ausdenken, damit diese Attrappen sich ein wenig bewegen und alles hübsch echt aussieht, und sollte Fiona dann in Panik verfallen, könnten wir sie sofort wieder beruhigen. Jake hat anfangs ein bisschen herumgedruckst, von wegen, er wisse nicht, wie er das anstellen solle, aber als ich ihm zur Abdeckung seiner Spesen einen kleinen Sonderbonus in Höhe von fünftausend Euro in Aussicht stellte, hat er sofort zugesagt.
Womit mein Problem gelöst ist und ich mir jetzt überhaupt keine Sorgen mehr zu machen brauche. Sofort fällt die Anspannung wieder von mir ab. Das wird ganz easy. Mehr noch, für mich wird es sogar ein Riesenspaß zu beobachten, wie Fiona sich anstellt, die die Tiere ja für echt hält.
Aber was war Fionas Frage gerade eben? Ach ja, ob das für mich nicht ein Klacks wäre, wie übrigens jedes Abenteuer, das einen normalen Menschen in Furcht und Panik versetzt.
»Du hast mich wieder mal erwischt, Fiona.« Ich kann mir ein überlegenes Grinsen nicht verkneifen. »Schlangen machen mir nicht das Geringste aus, im Gegenteil, ich finde sie sogar ziemlich interessant.«
»Interessant, echt?« Fiona nickt beeindruckt, und sofort bekomme ich ein schlechtes Gewissen, weil ich sie so schamlos beschwindle.
»Nicht dass ich eine als Haustier bräuchte, das nicht«, rudere ich ein bisschen zurück. »Und ich kann auch durchaus nachvollziehen, warum manche Leute Angst vor ihnen haben, selbst wenn ich mich diesbezüglich … ähm …« Ich räuspere mich. »… ganz gut im Griff habe.«
Fiona sieht mich bewundernd an. »Du bist unglaublich, Molly. Ich kenne niemanden, der nur annähernd so viel Disziplin hat wie du.«
Ich bin ganz ergriffen. »Sag das nicht, Fiona, du bist zehnmal disziplinierter als ich. Ich weiß, wie viel Sport du treibst und wie hart du für unser Unternehmen arbeitest. Glaub mir, was das anbelangt, könnte ich von dir lernen, und nicht umgekehrt.«
»Ach, hör auf, Molly.« Jetzt wird sie rot. »Ich versuche nur, es dir gleichzutun. Ich bin die Kopie, während du das Original bist.«
Okay, schön langsam wird das wirklich peinlich.
»Weißt du was, Fiona, wir haben genug geredet.« Ich erhebe mich schwungvoll. »Zeit für etwas Spaß.«
»Siehst du, das ist der beste Beweis.« Sie sieht mich bewundernd an. »Für dich bedeutet ein Gang in einen Schlangenkäfig Spaß, und ich Feigling mache mir dabei fast in die Hose.«
Oh Mann. Ich muss in Zukunft unbedingt ein bisschen weniger dick auftragen.
»Sag mal, Fiona, kennst du diesen Typ eigentlich persönlich?«, frage ich, als wir vor der großen Halle mit der weithin sichtbaren, knallbunten Aufschrift Rent a Reptile anhalten.
»Du meinst Jake?«
»Genau.«
»Nein.« Sie schüttelt den Kopf. »Du etwa?«
»Ich?« Ich bemühe mich um einen verwunderten Ausdruck. »Woher sollte ich? Ich hatte ja noch keinerlei
Weitere Kostenlose Bücher