Manche moegen's reicher
er eine treue Seele ist. Er ist kein Mann, der sich seine Männlichkeit beweisen muss, indem er ständig in fremden Betten …
»Und dann wäre noch etwas, Molly«, unterbricht Joe meine Gedanken.
»Ja?«
Er zögert. »Ich bin mir nicht sicher, ob Sie das nicht lieber unter vier Ohren besprechen wollen.«
»Unter vier Ohren? Was soll das heißen?«
Lissy und ich wechseln einen Blick.
»Das soll heißen, dass ich nicht weiß, ob das, was ich Ihnen jetzt mitteilen werde, auch für die Ohren Ihrer Freundin bestimmt ist. Nichts für ungut, Lissy«, schiebt er schnell nach.
»Keine Ursache, Joe«, antwortet sie automatisch.
»Was meinen Sie, Joe? Ich habe keine Geheimnisse vor Lissy, falls Sie das meinen.«
Abgesehen von der Kleinigkeit, dass ich mal anderthalb Mille im Lotto gewonnen und ihr das bis zum heutigen Tag verschwiegen habe, schießt es mir durch den Kopf, aber das steht auf einem ganz anderen Blatt geschrieben.
»Also schön«, sagt Joe mit lähmender Langsamkeit. »Aber ich warne Sie, das, was jetzt kommt, ist wirklich … delikat. «
»Delikat?« Ich stoße ein ungläubiges Lachen aus. »Was soll denn noch delikater sein als die Befürchtung, dass Philip mich betrügt?«
Joe zögert mit der Antwort, und plötzlich fühle ich einen Anflug von Panik.
»Also, Molly, wie Sie ja wissen, haben wir noch weitere Nachforschungen über Philip angestellt, und dabei hat Bronson ein weiteres Konto ausfindig gemacht, von dem wir bisher nichts wussten …«
Ach so, es geht wieder um Schwarzgeld. Schon klar, dass er das nicht vor Lissy ausbreiten will, immerhin handelt es sich dabei um schwere Gesetzesverstöße, und Lissy hat das Moralempfinden eines Pfadfinders.
Ich sehe sie an und verziehe dabei bedauernd das Gesicht.
»Lissy, tut mir leid, aber könntest du vielleicht …?«
»Schon kapiert.« Sie hebt beschwichtigend die Hände und macht ein paar Schritte rückwärts, bis sie bei einer japanischen Touristengruppe stehen bleibt, die gerade mit entzückten Ausrufen wie besessen Fotos von John Waynes Fußabdrücken schießt.
»Wir sind unter uns, Joe, legen Sie los«, sage ich mit gesenkter Stimme und schirme dabei mit der Hand den Hörer ab wie eine Geheimagentin.
»Also, Molly, dieses Konto befindet sich auf Jersey, das ist eine Insel im Ärmelkanal …«, beginnt er.
»Ist mir bekannt. Und weiter?«
»… und von diesem Konto werden in regelmäßigen Abständen Überweisungen an mehrere Personen getätigt …«
Autsch, das klingt jetzt eindeutig nach Bestechung. Scheint so, als hätte Philip da ein ausgeklügeltes Netzwerk im Hintergrund laufen.
» Wie regelmäßig?«, frage ich.
»Jeden Monat.«
»Und um wie viele Personen handelt es sich?«
»Um vierzehn.«
Vierzehn also. Hm. Ich könnte mir vorstellen, dass sich darunter auch der eine oder andere bekannte Name befindet. Immerhin muss es sich um einflussreiche Persönlichkeiten handeln, sonst könnte Philip ja keinen Vorteil daraus ziehen. Plötzlich bin ich ganz fasziniert von dem Gedanken, dass Philip ranghohe Politiker und Funktionäre an seiner langen Leine laufen lässt, aber zugleich wird mir auch bewusst, wie brisant diese Angelegenheit ist.
»Sind darunter Namen, die ich kenne?«, frage ich in möglichst beiläufigem Tonfall und sehe mich unauffällig um, ob uns auch niemand belauscht. Doch die einzige Kandidatin dafür wäre Lissy, aber die ist im Moment damit beschäftigt, ein Gruppenfoto von den dauerlächelnden Japanern zu schießen.
»Das glaube ich kaum«, meint Joe. »Wie kommen Sie darauf?«
»Na ja, ich dachte nur, vielleicht aus den Medien oder so … Aber sagen Sie, über welche Summen reden wir hier überhaupt?«
»Nun, es sind keine allzu hohen Beträge, jedenfalls nicht pro Person«, erklärt Joe zu meiner Verwunderung. »Ganz genau sind es fünfhundert Euro, die jede dieser Frauen am Monatsersten erhält …«
Nur fünfhundert? Merkwürdig. Bei dem Thema Bestechung denkt man doch automatisch an größere Summen, nicht wahr? Und wieso bekommt jede dieser Frauen genau dieselbe …
Moment mal. Stopp!
Sagte er gerade Frauen ? Aber ja doch, er hat Frauen gesagt!
»Joe, wollen Sie mir erzählen, dass Philip jeden Monat fünfhundert Euro an vierzehn verschiedene Frauen überweist?«, rufe ich ungläubig aus.
»Genau so ist es«, bestätigt er.
Mein Gehirn geht für einen Moment in Leerlauf, und die Geräusche aus meiner Umgebung sind wie in einen großen Wattebausch gepackt. Als ich mich wieder gefangen
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