Manche moegen's reicher
Geschnatter hören. »Ist es okay, wenn ich das direkt mit euch abrechne und die Mädels dann aus meiner eigenen Tasche bezahle? Das wäre nämlich günstiger für uns alle, wegen der Buchhaltung, weißt du.«
»Von mir aus, Emma, kein Problem. Rechne einfach alles zusammen«, biete ich ihr an.
»Fein, dann wäre das geklärt.« Sie klingt zufrieden. »Übrigens, Molly, weil du das gerade erwähnt hast … Ich meine, dass ihr es eilig habt, um euch entscheiden zu können – das kapier ich ehrlich gesagt nicht ganz.«
»Ach, und wieso nicht?«, frage ich verwundert.
»Na, weil …« Lautes Stimmengewirr dringt in unser Gespräch, und Emma unterbricht sich. »Jetzt haltet doch mal die Klappe! Verdammte Japsen!« Und dann wieder zu mir: »Weißt du was, Molly, am besten treffen wir uns gleich irgendwo. Wo seid ihr denn im Moment?«
»Wir sitzen in einem Starbucks direkt am Hollywood Boulevard«, antworte ich.
»Was du nicht sagst, das trifft sich ja hervorragend. In welchem seid ihr denn?«
»In dem schräg gegenüber vom Chinese Theatre«, sage ich, »du weißt schon, dieses Kino mit den Betonplatten davor.«
»Als ob du mir das erklären müsstest, Molly«, unterbricht sie mich tadelnd. »Du scheinst vergessen zu haben, dass ich mittlerweile Teil dieser Stadt bin – I am meanwhile part of this city, you seem to have forgotten.« Ihrem Schnaufen nach hat sie jetzt einen Zahn zugelegt. »Ich bin übrigens gleich bei euch. Könnt ihr mich sehen?«
Ich werfe einen suchenden Blick aus dem Fenster, und Lissy fragt: »Was suchst du?«
»Emma. Sie ist in der Nähe und will sich mit uns treffen.«
»Sieh mal, da drüben ist sie!« Lissy deutet auf die andere Straßenseite.
Jetzt sehe ich sie auch. Sie ist wie immer kunterbunt angezogen und schiebt gerade einen Spiderman-Imitator zur Seite, der für eine Familie Modell gestanden hat und ihr dabei im Weg war.
»Wir sehen dich, Emma«, sage ich ins Telefon und winke ihr zu. »Lissy und ich sind genau gegenüber.«
Emma hebt den Kopf, und als sie uns erblickt, winkt sie auch und schreit laut »Huhu!« ins Telefon, dass es mir nur so in den Ohren klingelt.
»Du, Molly, ich habe mir etwas überlegt«, startet sie dann von Neuem. Währenddessen schickt sie sich an, die Straße zu überqueren, und zwingt dabei einen herannahenden Schulbus zu einer Notbremsung. Als dessen Fahrer erschrocken hupt, schreit sie ihn durch die Windschutzscheibe an: »Hast du keine Augen im Kopf, Blödmann! Do you have no eyes in your head, jackass!« In passender Ergänzung dazu zeigt sie ihm ihren Mittelfinger, was die Kinder im Bus ziemlich lustig zu finden scheinen. Emma walzt weiter quer über die Straße und sagt dabei empört ins Telefon: »Das ist doch nicht zu fassen. Molly, hast du das gesehen? Und so was soll ein Vorbild für die Kinder sein!«
»Ich hab’s gesehen, Emma. War wirklich ein unverschämter Kerl. Gut, dass dir nichts passiert ist«, antworte ich mit hochgezogenen Augenbrauen, während Lissy sich grinsend an die Stirn tippt. »Aber du wolltest mir gerade etwas sagen.«
»Aja, stimmt. Also, was ich mir überlegt habe, Molly: Ihr habt ja inzwischen mitbekommen, dass mir die amerikanische Sprache so in Fleisch und Blut übergegangen ist, dass ich automatisch alles auf Englisch wiederhole – I automatic repeat everything on English …« Sie hat jetzt unsere Seite der Straße erreicht und stößt wie ein Rugbyspieler mit der Schulter die Eingangstür zu unserem Lokal auf. Dann steuert sie direkt auf uns zu, ohne dabei jedoch das Handy vom Ohr zu nehmen. »Und da habe ich mir überlegt, ob das nicht auch für euch eine gute Methode wäre, um die Sprache zu lernen …« Sie stoppt vor unserem Tisch und sagt ins Telefon: »This would probably be a good method also for you to learn the language.«
Auf die Schnelle fällt mir keine passende Antwort darauf ein, daher begnüge ich mich vorerst mit einem neutralen: »Hi, Emma.«
»Hi«, gibt sie zurück. Dann bemerkt sie, dass wir gar nicht mehr telefonieren müssen, versenkt ihr Handy in den Tiefen einer geblümten Tasche vom Format eines Reisekoffers und grinst uns mit aufgeblähten Nüstern an. »Und hi, Lissy.«
»Hallo, Emma«, sagt die lächelnd.
»Was habt ihr denn da? Mmm, Muffins und Frappuccino!« Emmas Blick streift gierig über unsere Sachen, und einen Moment lang befürchte ich, dass sie sich darauf stürzen und sich alles in den Mund stopfen wird. Aber stattdessen fragt sie Lissy: »Könntest du mir auch
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