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Manche moegen's reicher

Manche moegen's reicher

Titel: Manche moegen's reicher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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heißt also doch …
    »Molly, bist du noch dran?«, erkundigt er sich, als ich nichts sage.
    »Ja, bin ich«, ringe ich mir ab. »Und wie lange wirst du jetzt bleiben?«, frage ich kraftlos.
    »Bis auf Weiteres«, antwortet er. »Ich muss mich um ein paar geschäftliche Angelegenheiten kümmern, die ich am besten von hier aus erledigen kann.«
    »Das heißt also, du könntest nicht hierher nach Los Angeles kommen, wie ich es letzte Woche vorgeschlagen habe?«, frage ich in der leisen Hoffnung, dass sich auf irgendeine völlig verdrehte Weise doch noch alles zum Guten wendet.
    »In den nächsten Tagen sicher nicht, aber danach … mal sehen. Ich muss erst noch ein paar Dinge abklären, Molly, aber ich gebe dir so schnell wie möglich Bescheid, okay?«
    Ein paar Dinge abklären. Zum Beispiel eine fremde Frau in unseren Geschäften verwöhnen und sie zum Essen ausführen – und was im Anschluss geschieht, will ich mir gar nicht ausmalen.
    »Also gut, Philip, wir hören voneinander«, bringe ich mit Mühe über meine Lippen.
    »Ja, Molly«, sagt er und fügt an: »Und lass wegen Clarissa den Kopf nicht hängen. Du schaffst das, da bin ich mir ganz sicher.«
    »Hoffen wir’s. Also dann … mach’s gut.«
    »Ja, Molly, du auch.«
    Dann ist die Verbindung unterbrochen, und ich sitze da wie betäubt. Das war’s dann. Er treibt sich lieber mit dieser Lima herum, anstatt zu mir zu fliegen und mir beizustehen – und zudem besitzt er auch noch die Unverschämtheit, mich anzulügen.
    Plötzlich bin ich so verzweifelt, dass ich auf der Stelle losheulen könnte. Das heißt, genau genommen habe ich bereits losgeheult, wie ich an den dicken Tränen merke, die mir über die Wangen kullern. Ich ziehe hastig ein Taschentuch aus meiner Tasche und schnäuze mich energisch. Sosehr ich jetzt auch am liebsten alles hinschmeißen würde, ich darf nicht klein beigeben, nicht in dieser Situation. Clarissa will mich fertigmachen, mir zum wiederholten Male alles wegnehmen, wovon ich geträumt habe, und das darf ich auf gar keinen Fall zulassen. Und was Philip angeht: Vielleicht gibt es ja doch noch eine Chance. Immerhin hat er mich einmal geliebt, und möglicherweise waren ja nur die langen Trennungen schuld daran, dass unsere Beziehung abgekühlt ist. Wenn ich also um ihn kämpfe, indem ich zum Beispiel dieser Lima heimlich einen Schaumfestiger mit falschem …
    Mein Telefon beginnt zu summen, und ich zucke unwillkürlich zusammen.
    Ist er das? Ist ihm aufgefallen, wie niedergeschlagen ich war? Will er jetzt reinen Tisch machen, sich bei mir entschuldigen und einen neuen Anfang vorschlagen?
    Nein, will er nicht. Es ist meine Mutter.
    »Hallo, Mami«, melde ich mich.
    »Hallo, Molly. Hier ist deine Mutter«, kommt es aus dem Hörer, und beim Klang der vertrauten Stimme würde ich am liebsten gleich wieder losheulen.
    »Ja, ich weiß«, sage ich. »Was gibt es denn?«
    »Dein Vater und ich wollten uns nur erkundigen, wie es euch so geht in Amerika«, sagt sie.
    »Danke, Mami, so weit ganz gut.« Ich werde ihr nichts von meinen Problemen erzählen, weder beruflich noch privat. Erstens will ich meine Eltern nicht damit belasten, und außerdem ist Mami als Geheimnisträgerin ungefähr so gut geeignet wie eine Pressekonferenz mit dem Thema Molly Becker in Not .
    »Passt ihr auch gut auf euch auf?«, fragt sie besorgt. »Vorgestern kam im Fernsehen, dass diese Amerikaner alle bis an die Zähne bewaffnet sind. Weißt du überhaupt, wie viele Schusswaffen jeder Einzelne von denen besitzt?«
    »Nein, Mami, weiß ich nicht.«
    »Mehr als zwei, wenn man die illegalen mit einrechnet«, liefert sie gleich die Antwort nach. »Und weißt du auch, was das bedeutet?«
    »Öhm … nein.«
    »Das bedeutet, dass du dich auf gar keinen Fall auf einen Streit mit einem Amerikaner einlassen darfst, ist dir das klar?«
    »Aber Mami, dass es in Amerika insgesamt viele Waffen gibt, bedeutet nicht, dass jeder von denen mit einer herumrennt«, wende ich ein. »Im Gegenteil, wo wir uns aufhalten, sind die Menschen sogar äußerst freundlich und zuvorkommend, die sind viel netter als bei uns. Stell dir nur vor, da grüßen einen völlig Fremde, wenn man den Lift betritt.«
    »Das mag ja sein, aber vielleicht ist es auch nur ein Trick, um euch in Sicherheit zu wiegen«, gibt sie zu bedenken. Ihre Stimme wird eindringlich: »Hör lieber auf uns, Kind. Ach ja, und wir Frauen vom Salsakurs haben uns in der Zwischenzeit auch schon ein geeignetes Maßnahmenpaket für

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