Manche moegen's reicher
glotzen mich an.
»Wo genau hast du gesessen?«, erkundigt sich Lissy dann.
»Gleich da draußen, auf dem Gang vor den Toiletten«, antworte ich, und in derselben Sekunde geht mir ein Licht auf.
»Ach, darum«, sagt Emma. »Vorhin an der Theke haben sich ein paar Gören darüber unterhalten, dass in Hollywood neuerdings sogar die Klofrauen Dolce & Gabbana tragen.«
Die Klofrauen?
Die hielten mich wirklich …?
Okay, das ist peinlich. Und ich sollte mir schleunigst etwas einfallen lassen, damit meine Freundinnen die Geschichte nicht herumerzählen.
Big Van
Ich kann mir jetzt aussuchen, was die größere Katastrophe ist: Ich weiß, dass Philip mich belügt, was diese fremde Frau angeht, und auch wenn ich noch nicht mit hundertprozentiger Sicherheit weiß, was dahintersteckt, steht eines bereits fest: Es kann nichts Gutes bedeuten – übrigens ebenso wenig wie die Tatsache, dass Philip Monat für Monat Geld an vierzehn Frauen überweist, die er bisher mit keinem Wort erwähnt hat.
So viel also zu meinen neuesten Erkenntnissen, aber das ist längst nicht alles.
Lissys Telefonrecherche hat nämlich zusätzlich ergeben, dass das Konzept unserer Firma keineswegs weltweit geschützt ist. Da die Firma in der jetzigen Konfiguration erst nach und nach entstanden ist und unsere Produktpalette sich aus verschiedenen Angeboten zusammensetzt, die alle für sich genommen nicht schützenswert sind, ist bisher niemand auf die Idee gekommen, dieses Konzept als eigenständige Marke zu definieren und es einschließlich des Namens weltweit schützen zu lassen. Vom rechtlichen Standpunkt betrachtet sieht es daher so aus, dass man uns aufgrund unseres Erscheinungsbildes und unserer Marktpräsenz in Deutschland nicht ohne unser Einverständnis kopieren dürfte, jedoch steht dem im Rest der Welt zum gegenwärtigen Zeitpunkt aller Wahrscheinlichkeit nach nichts im Wege.
So viel zur zweiten Hiobsbotschaft an diesem Tag, doch das war’s noch nicht.
Emma hatte ja den Auftrag, bei Ray Jackson nachzufragen, welches Gebäude Clarissa mit den angekündigten fünftausend Quadratmetern wohl gemeint haben könnte, und die Antwort, die sie erhielt, war gelinde gesagt niederschmetternd. Nicht nur, dass es im Umkreis von zwanzig Meilen kein anderes frei stehendes Gebäude gibt, das für derartige Zwecke geeignet wäre – er hat auch darauf hingewiesen, dass Clarissa mit ihrer Quadratmeterangabe womöglich schlicht angegeben hat, und prompt kam wenig später auch die Bestätigung, dass es für unser Gebäude plötzlich einen zweiten Interessenten gibt – dreimal dürfen wir raten, wer das wohl ist.
Nach diesem wechselseitigen Austausch von Schreckensnachrichten machte Emma dann den Vorschlag, uns in ihren Wagen zu setzen und eine Spritztour nach Malibu zu machen. Was angesichts unserer verzwickten Lage auf den ersten Blick verrückt klang, hat auf den zweiten Blick doch einen Sinn ergeben.
Denn im Grunde genommen verhält es sich doch so: Meine privaten Probleme habe ich vor Emma nicht ausgebreitet, sondern nur Lissy in aller Kürze die neuesten Entwicklungen gesteckt, während Emma sich auf Firmenkosten an der Theke für die nächsten drei Tage mit Süßkram versorgt hat, und wir sind zu dem Schluss kommen, dass ich diesbezüglich einfach noch abwarten sollte, bevor ich eine endgültige Entscheidung treffe.
Hinsichtlich unseres zweiten Problems – des Patentschutzes für unsere Firma – können wir im Moment ebenso wenig ausrichten, da in Deutschland bereits das Wochenende begonnen hat und unsere Anwälte daher vor Montag früh ohnehin nichts unternehmen können.
Und was das dritte Problem betrifft – Clarissa und der Umstand, dass sie uns unser Mietobjekt wegschnappen könnte –, da heißt es jetzt gründlich nachdenken, wie wir sie loswerden können, und nachdenken kann man schließlich auch während einer Spritztour, wie Emma nicht ganz unlogisch bemerkt hat.
Also sind wir in ihrem roten Schlachtschiff losgeschaukelt, und was wir zu sehen bekamen, war wirklich bemerkenswert. Wir sind zuerst den Sunset und dann den Santa Monica Boulevard entlanggetuckert, und Emma hat uns alles Mögliche über die verschiedenen Gebäude und Lokale erzählt, die zum Teil von weltberühmten Menschen frequentiert werden oder ihnen sogar gehören. Allerorts konnten wir bestens gelaunte und sehr gut aussehende Menschen bestaunen, die ihrerseits uns drei in unserem verbeulten Monster verwundert anglotzten, und schließlich gelangten wir über den
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