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Manche moegen's reicher

Manche moegen's reicher

Titel: Manche moegen's reicher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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euch ausgedacht. Hast du etwas zum Mitschreiben?«
    »Nein, Mami, leider nicht«, flunkere ich. »Aber ich werde es mir auch so merken.«
    »Also gut, hör genau zu«, hebt sie an, und ich höre im Hintergrund das Rascheln des Papiers, das sie entfaltet. »Punkt eins: Pfefferspray und Elektroschocker. Besorgt euch so etwas und besucht am besten gleich einen Kurs, wie man damit umgeht. Hast du verstanden, Molly?«
    »Ja, Mami, ich werd’s mir überlegen«, sage ich, weil offener Widerspruch bei meiner Mutter ohnehin keinen Sinn hätte.
    »Du sollst es dir nicht überlegen, du sollst es machen «, setzt sie sofort nach. »Und zwar so schnell wie möglich.«
    »Schon gut, ich kümmere mich darum.«
    »Versprichst du es?«, fragt sie misstrauisch.
    »Ja, Mami, ich verspreche es«, sage ich und kreuze gleichzeitig die Finger meiner linken Hand.
    »Sehr schön«, gibt sie sich zufrieden. »Dann zu Punkt zwei: Markenkleidung, Markenhandtaschen und Markenschuhe. Lasst bloß die Finger davon, damit zieht ihr nur die Räuber an. Am besten kauft ihr euch billige Sachen in einem Gebrauchtwarenladen, dann gibt es auch keinen Grund, euch zu überfallen.«
    »Schon klar, Mami. Penner werden selten überfallen.« Ich muss spontan grinsen bei dem Gedanken, wie sie bei Mamis Damenkränzchen die Köpfe zusammengesteckt und dieses ausgeklügelte Maßnahmenpaket zur Verbrechensprävention geschnürt haben. Was wohl als Nächstes kommt? Dass wir keine Süßigkeiten von Fremden annehmen dürfen oder dass wir uns von Schwarzafrikanern fernhalten müssen?
    »Molly Becker, das ist noch lange kein Grund, zynisch zu werden«, setzt es prompt einen strengen Verweis. »Wir versuchen lediglich, euch zu beschützen. Also, kommen wir zu Punkt drei: Personen mit dunkler Hautfarbe und ausländischem Akzent …«
    Ah, jetzt kommt’s.
    »Ja, was ist mit denen?«, frage ich unschuldig.
    »Na, was wohl? Von denen müsst ihr euch fernhalten.«
    »Aber Mami, das klingt jetzt ein bisschen rassistisch, findest du nicht?« Wieder muss ich schmunzeln. Ob ich ihr erzählen soll, welche Hautfarbe der Immobilienmakler unseres Vertrauens hat?
    »So, meinst du? Dann sieh dir doch mal die Verbrechensstatistik an«, sagt sie aufgebracht. »Du kannst es drehen und wenden, wie du willst, Molly, aber Zahlen lügen nicht.«
    »Das mag stimmen, Mami, aber das bezieht sich hauptsächlich auf die ärmeren Viertel, in denen wir uns gar nicht aufhalten.«
    »Wie auch immer, man kann nie vorsichtig genug sein«, sagt sie streng. »So, wo war ich stehen geblieben? Aja, Punkt vier: Dunkelheit. Geht unter gar keinen Umständen aus dem Hotel, wenn es dunkel ist …«
    »Mami, wie stellst du dir das vor?« Jetzt muss ich einfach widersprechen. »Das gesellschaftliche Leben spielt sich am Abend ab, da können wir doch nicht in unserem Hotel hocken bleiben und uns unter der Bettdecke verkriechen.«
    Sie zögert. »Hm, also um ehrlich zu sein, hielt ich diese Maßnahme auch für überzogen«, gesteht sie dann. »Aber Lieselotte Bergmann von nebenan hat darauf bestanden. Weißt du was, dann streichen wir diesen Punkt einfach und ersetzen ihn durch Punkt fünf«, schlägt sie vor.
    »Ach ja? Der da wäre?«
    »Nehmt niemals die U-Bahn. Dort wimmelt es nur so vor Verrückten.«
    Die U-Bahn? Hm. Mit der wollten wir eigentlich sowieso nicht fahren.
    »Einverstanden, Mami, keine Fahrten mit der U-Bahn«, sage ich daher.
    »Wie bitte, du bist einverstanden?« Sie klingt verwundert, weil sie keinerlei Überzeugungsarbeit leisten muss. »Ja, gut … dann also zu Punkt sechs – der ja inzwischen Punkt fünf ist: persönliche Leibwächter. Am besten wäre es, wenn ihr euch einen nehmt, oder besser gleich zwei. Deine Firma ist groß genug, sodass ihr das doch sicher von der Steuer absetzen könnt.«
    »Wir sollen Bodyguards engagieren?«
    »Ja, warum nicht? Die reichen Leute in Amerika haben alle Leibwächter, und die werden schon wissen, warum. Überleg doch mal, Molly, das wäre überhaupt das Einfachste. Dann könntet ihr euch das Pfefferspray sparen, und ihr könntet euch auch wieder teuer kleiden und mit Ausländern unterhalten.«
    »Und dürften wir dann auch mit der U-Bahn fahren?« Die Frage konnte ich mir nicht verkneifen.
    Zum Glück hat Mami von dem sarkastischen Ton nichts mitgekriegt, denn sie antwortet nach einer winzigen Pause: »Wenn die Leibwächter entsprechend geschult sind … Ich denke, das wäre dann vertretbar.«
    »Gut, ich werde das mit Lissy besprechen.«
    »Nicht

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