Manche moegen's reicher
Pacific Coast Highway bis nach Malibu, wo die teuersten Strandhäuser der Welt in Reih und Glied stehen. Nachdem wir uns dort ausreichend umgetan hatten, haben wir schließlich auf der Rückfahrt an einem entzückenden Fünfzigerjahrecafé haltgemacht, das weit draußen auf einer hölzernen Pier direkt über dem Ozean liegt.
Emma ist jetzt gerade dabei, sich durch einen gewaltigen Berg aus Vanilleeis zu graben, unter dem laut Speisekarte ein ofenwarmer Schokokuchen verborgen sein soll, während Lissy und ich uns eine Portion Pancakes mit Ahornsirup teilen und uns ansonsten auf Cappuccino und Wasser beschränkt haben.
Während ich in meinem Kaffee rühre, sehe ich gedankenverloren auf die glitzernde Wasserfläche hinaus und seufze.
»Was hast du, Molly?«
Emma hat sich kurz von ihrer Kalorienbombe losgerissen und sieht mich gemeinsam mit Lissy forschend an.
»Ach, wisst ihr …« Ich deute auf das Meer hinaus. »Das alles hier ist so schön, das Meer und der Strand, überhaupt die ganze Stadt – und doch kann ich es überhaupt nicht genießen, weil mir die ganze Zeit diese verdammten Sorgen im Kopf herumschwirren.«
»Hm.« Emmas Blick bleibt an mir haften, während sie sich einen Löffel Vanilleeis in den Mund schiebt. »Vielleicht solltest du noch einmal über meinen Vorschlag nachdenken.«
Wir haben uns während der Fahrt die Köpfe zerbrochen, wie wir das Problem mit Clarissa in den Griff kriegen könnten, und Emmas Vorschlag war gewesen, sie niederzuschlagen und in einem Schrankkoffer wieder zurück nach Deutschland zu schicken.
»Vergiss es, Emma«, schüttle ich den Kopf. »Wir wissen ja nicht einmal, wo sie sich im Moment aufhält …«
»Wie lange braucht dein Detektiv denn noch, um das herauszufinden?«, fragt sie, und dann ruft sie plötzlich laut aus: »Na endlich!«
»Was ist?«, fragen Lissy und ich unisono.
»Der Schokokuchen, seht nur, da ist er!« Sie dreht begeistert ihren Teller, sodass wir am Ende des Vanilleeistunnels die dunkle Schokolade sehen können.
»Gratuliere«, meint Lissy und verdreht dabei die Augen, was Emma jedoch nicht bemerkt, weil sie gierig ihren Löffel in das Loch gesteckt hat und aufgeregt darin herumstochert.
»Aber die Frage war berechtigt«, wendet Lissy sich dann an mich. »Es wäre wirklich gut zu wissen, wo Clarissa steckt, damit wir unsere weitere Vorgehensweise planen können.«
»Ich habe mit Joe vereinbart, dass er mir alle Ergebnisse sofort per SMS schickt«, antworte ich und ziehe gleichzeitig mein Handy aus der Tasche. »Oh, seht mal, da ist was reingekommen«, rufe ich aufgewühlt. »Das muss ich während der Fahrt überhört haben.«
»Und was schreibt er?« Lissy ist neugierig an mich herangerückt, um mitlesen zu können.
Ich öffne mit bebenden Fingern das Nachrichtenmenü, und gemeinsam lesen wir:
Ranger an Pink Lady, Ranger an Pink Lady!
»Wen meint er denn mit Pink Lady?«, fragt Lissy mit hochgezogenen Augenbrauen.
»Das dürfte wohl ich sein. Joe neigt ein wenig zur Dramatik, und auf Pink kam er wahrscheinlich wegen der Farbe meines Autos«, erkläre ich.
Lissy nickt, und wir lesen weiter:
Zielobjekt Red Fox im Hilton Hotel Beverly Hills aufgespürt – stop
Red Fox in Begleitung von Hans Meier – stop
Außenstelle in L. A. aktiviert – stop
Zielobjekt Big Van in München angekommen – stop
Weiterhin strengste Überwachung – stop
Auftragsstatus DEFCON 1 – stop
Fotos folgen – stop
Ranger an Pink Lady – over and out
Wir wechseln einen erstaunten Blick.
»Kann es sein, dass Joe eine SMS für eine Art Funk hält?«, fragt Lissy dann.
»Sieht ganz so aus«, seufze ich.
»Wieso, was schreibt er denn?«, will Emma wissen.
»Sieh selbst.« Ich halte ihr das Handy hin. »Jetzt wissen wir wenigstens, wo Clarissa sich aufhält«, sage ich, und die Vorstellung, dass dieses Biest in unserer Nähe ist, lässt mich frösteln. »Die Frage ist nur, was wir mit der Info anfangen.«
»Wer zum Geier ist Red Fox ?«, fragt Emma mit konzentriertem Blick. »Sollte er nicht diese Clarissa aufspüren?«
»Das hat er«, erklärt Lissy. »Red Fox ist Clarissa. Sie hat rote Haare, kapiert?«
»Ach so, sagt das doch gleich.« Emma schiebt sich das nächste Stück Kuchen in den Mund. »Und wer ist dieser Big Van ?«
Lissy und ich wechseln einen ertappten Blick. Mist. Ich hätte Emma die SMS nicht zeigen sollen.
»Ach, das ist … der Freund einer Bekannten«, lasse ich mir schnell einfallen. »Sie hat mich gebeten, ihn überwachen
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