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Manche moegen's reicher

Manche moegen's reicher

Titel: Manche moegen's reicher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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die sich direkt neben der Haustür auf ein Kanapee platziert hat und wie wir hochkonzentriert auf Clarissas Ankunft wartet.
    »Mann, ist das spannend«, flüstert Lissy, obwohl uns draußen ohnehin niemand hören kann und auch mein Mikro noch ausgeschaltet ist.
    »Das kannst du laut sagen«, pflichtet Emma ihr bei und nimmt über einen kunstvoll geschwungenen XXL-Strohhalm einen kräftigen Zug aus ihrer Erdbeermilch, die sie vorhin schnell zur Stärkung aus der Küche geholt hat. Sie wirft Lissy einen Seitenblick zu. »Das hab ich übrigens wörtlich gemeint. Wir können hier ganz normal reden, oder, Molly?«
    »Ja«, nicke ich. »Solange das Mikro ausgeschaltet ist. Aber danach will ich keinen Ton mehr hören, ist das klar?«
    Emma klingt ein wenig beleidigt: »Hältst du uns etwa für Anfänger?«
    Anfänger? Natürlich sind wir Anfänger. Keine von uns hat jemals etwas Ähnliches gemacht. Gerade will ich ihr entsprechend antworten, als Lissys Arm hochschnellt.
    »Da, sie kommt!«, zischt sie.
    Und wirklich, auf dem rechten Monitor, der die Auffahrt zeigt, erscheint jetzt ein großes, weißes Cabrio. Clarissa sitzt darin wie eine Hollywooddiva. Soweit ich das erkennen kann, trägt sie ein weißes Kostüm, und auf dem Kopf hat sie eine riesige Sonnenbrille und ein Tuch, das um ihre voluminösen Haare geschlungen ist, um ihre Frisur vor dem Fahrtwind zu schützen.
    Bei ihrem Anblick halte ich unwillkürlich den Atem an. Diese Frau ist für mich die Personifizierung des Bösen, sie ist Hölle und Fegefeuer in einem, sie ist der Antichrist. Ich fühle meine Knie weich werden, und gleichzeitig beschleunigt sich mein Herzschlag.
    »Kleine Stärkung gefällig?«
    Emma hat mich mit irgendetwas an der Schulter angestupst. Als ich meinen Kopf drehe, sehe ich den Flachmann, den sie mir hinhält.
    Also echt. Einen unpassenderen Zeitpunkt hätte sie sich nicht aussuchen können, um sich einen Schnaps hinter die Binde zu kippen. Andererseits, was soll’s, wir sind gerade im Begriff, Beelzebub ein Bein zu stellen, also kann eine kleine Auflockerung nicht schaden. Kurz entschlossen greife ich nach dem glänzenden Ding und nehme einen Schluck, doch schon im nächsten Augenblick fasse ich mir an die Kehle und fürchte, aus Versehen Säure erwischt zu haben. Meine Güte, was ist das denn für ein Höllenzeug? Meine ganze Kehle brennt bis hinunter zum Magen wie Feuer. Will sie mir die Stimmbänder wegätzen, oder was?
    »Was zum Teufel ist das, Emma?«, krächze ich.
    »Selbstgebrannter, von meiner Oma«, berichtet sie stolz. »Made in Germany. Gut, was?« Sie nimmt zur Bestätigung selbst einen kräftigen Schluck, ohne eine Miene zu verziehen, und hält die Flasche dann Lissy vor die Nase.
    »Ja, klasse«, würge ich hervor.
    »Genau das Richtige für die Python-Lady.« Emma zwinkert mir zu, und im nächsten Moment windet sich Lissy auf der anderen Seite in Krämpfen.
    Python-Lady? Ach, stimmt ja, ich bin ja die Mutige von uns dreien. Gut, dass sie mir das sagt, denn meine wackeligen Knie melden gerade etwas ganz anderes.
    »Aufgepasst, Leute, ab sofort will ich absolute Ruhe«, sage ich streng, und dann beobachten wir gebannt, was sich auf den Bildschirmen vor uns abspielt.
    Clarissa ist ausgestiegen und wirft einen abschätzenden Blick auf das Haus, als würde sie überlegen, ob es einen neuen Anstrich braucht, wenn sie demnächst hier einzieht. Selbst aus unserer Kameraperspektive ist gut erkennbar, dass der Rock ihres Kostüms ultrakurz und eng ist, während ihre Stilettos Höhen erreichen, für die man eigentlich Sauerstoffmasken bräuchte.
    Zugegeben, das Biest sieht nicht schlecht aus – ein Umstand, den wir in Kürze drastisch ändern werden.
    Clarissa ist jetzt an die Tür getreten. Sie nimmt das Tuch vom Kopf, vergewissert sich mit einem tastenden Griff, ob auch alles sitzt, und wirft dann kokett ihr Haar nach hinten – was aber natürlich auf ihrem Haarspraypanzer keinerlei Veränderungen bewirkt. Dann rückt sie den Riemen ihrer Handtasche an der Schulter gerade und drückt auf den Klingelknopf.
    Im nächsten Augenblick sehen wir auf dem zweiten Monitor Adele aufspringen. Sie streicht hastig ihre Bluse glatt und ist dann mit zwei Schritten an der Tür. Als sie sie öffnet, sehen wir Clarissa auf zwei Monitoren, einmal von außen und einmal aus dem Inneren des Gebäudes.
    »Ah, Miss Hohenthal«, flötet Adele übertrieben freundlich und reicht ihr die Hand. »Very pleased … ick bin se’ e’froit!«
    »Und ich erst,

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