Manche moegen's reicher
dann warten wir gebannt, wie sie darauf reagieren wird.
Für einen Augenblick steht sie still wie eine Statue, doch dann kommt plötzlich Leben in sie.
»Heißt das, Mr. Clooney beobachtet mich gerade?«, vergewissert sie sich, und zum ersten Mal in meinem Leben höre ich, wie ihre Stimme quietschig wird vor Aufregung. Und schon im nächsten Augenblick besinnt sie sich auf ihre Rolle als sexy Vamp. Sie schürzt die Lippen ein wenig und setzt einen verführerischen Blick auf – soweit sich das mit einem Gesicht ohne jede Muskelaktivität bewerkstelligen lässt –, und dann stellt sie sich in Positur, indem sie das Kreuz durchbiegt, den Hintern rausstreckt und eine Hand herausfordernd in die Hüfte stemmt.
Wir tauschen verwunderte Blicke aus, und ich überlege mir schon weitere Anweisungen, doch da legt sie von selber los.
Sie beginnt langsam ihre Hüften in irgendeinem imaginären Takt zu schwingen und feuert wenige Sekunden später ihre Handtasche in die Ecke. Als Nächstes vollführt sie eine Drehung, dann öffnet sie mit einer einzigen geschickten Bewegung die Knöpfe ihres Blazers, schickt einen schmachtenden Blick in die Kamera, dreht sich wieder um die eigene Achse, und plötzlich gleitet der Blazer wie von Zauberhand von ihrer Schulter.
Was zum Teufel macht sie da? Ich werfe einen fragenden Blick zu Lissy und Emma, und Lissy grinst und formt stumm mit den Lippen: » 9½ Wochen «. Hach ja, dieser Film mit Kim Basinger, in dem sie so sexy vor Mickey Rourke gestrippt hat …
Alles klar. Clarissa hat den Film auch gesehen, und jetzt legt sie sich mächtig ins Zeug, um Mr. Clooney zu imponieren.
Und sie macht das nicht mal schlecht. Inzwischen hat sie Knopf und Reißverschluss ihres Rocks geöffnet, sie bewegt sich immer heftiger im Takt von »You can leave your hat on« und wirft zwischendurch immer wieder rhythmisch ihren Kopf hin und her. Und erst die Figur, alle Achtung. Ich habe keine Ahnung, wie alt sie in Wirklichkeit ist, aber einer persönlichen Hochrechnung nach müsste sie bereits auf die fünfzig zugehen, und dennoch sieht sie aus, als wäre sie gerade einem Cheerleader-Camp entsprungen.
Auch Lissy und Emma verfolgen ihre Darbietungen mit offenem Mund, und als sie den Rock fallen lässt und wir ihrer knackigen Kehrseite in einem Nichts von einem String ansichtig werden, ziehe ich schließlich die Notbremse.
»Very good, Miss Hohenthal, very good, Mr. Clooney is really pleased«, rufe ich ins Mikro.
Clarissa stoppt und blickt zur Kamera hoch.
»Was denn? Soll ich nicht weitermachen?«, fragt sie ein bisschen irritiert.
»Oh no, das nickt notig ist, not at the moment«, bremse ich sie ein. »Wir mussen jetzt macken die Vo-be-rei-tun-gen …« Ich bemühe mich um eine ähnliche Aussprache wie vorhin Adele und füge an: »… aber naturlick nur, wenn Sie mockten!«
»Aber sicher, klar – wo ich schon mal dabei bin.« Ein bisschen atemlos sieht sie sich in dem Raum um. »Also, was soll ich tun?«
Sie macht mit? Sie macht mit! Riesige Erleichterung überkommt mich, und ich muss mir Mühe geben, um ruhig zu bleiben.
»Sehen Sie die Sacken auf die Sofa beside you?«, frage ich.
Clarissas Blick wandert umher, bis sie die Sachen entdeckt hat. Sie hebt sie hoch und beäugt sie misstrauisch.
»Was ist das?«, will sie wissen.
»Ick Sie habe erzählt von die sadness of Mr. Clooney because of Max, you remember?«
»Natürlich – das war sein Hängebauchschwein, nicht wahr?«
Während sie das sagt, hält sie mit skeptischem Blick ein Ding hoch, das aussieht wie ein großer, fleischfarbener Sack mit Gurten.
»Ricktig«, fahre ich fort. »Und Sie auck haben gesagt, dass Sie sein … flixeibl. Is that right?«
»Das Wort heißt flexibel «, faucht sie. »Und ja, ich bin flexibel, das habe ich doch bereits gesagt!« Man kann ihr deutlich ansehen, dass sie zu erraten versucht, welche Perversion der gute Mr. Clooney wohl von ihr erwartet, und plötzlich schickt sie leise, aber für uns doch gut hörbar nach: »Okay, ich werde das jetzt durchziehen, was immer es auch sein mag. Aber das wirst du mir büßen, du Mistkerl, das schwör ich dir. Warte nur, bis wir verheiratet sind, dann kannst du was erleben!«
Und kaum ist ihr das herausgerutscht, weiß ich, dass ich gewonnen habe. Clarissa wird mitspielen – natürlich wird sie das, gierig, wie sie ist –, und damit habe ich sämtliche Trümpfe in der Hand. Alles, was ich jetzt noch tun muss, ist, den Sack in aller Ruhe zumachen.
Das werde ich
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