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Manchmal muss es eben Mord sein

Manchmal muss es eben Mord sein

Titel: Manchmal muss es eben Mord sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frida Mey
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allein an einem Tisch sitzen. Elfie überkam ein schlechtes Gewissen. Sie hatte den ganzen Vormittag nicht auf Jenny geachtet, weil sie zu sehr mit ihren eigenen Befindlichkeiten beschäftigt war. Sie ging zurück zur Eingangstür. Ein Tee würde ihr jetzt guttun.
    Jenny war völlig in ihre Gedanken vertieft und schreckte hoch, als Elfie sie begrüßte.
    »Ach, Frau Ruhland, Sie sind’s.« Ihr Lächeln wirkte gezwungen.
    »Na, heute so ganz allein? Das sieht Ihnen gar nicht ähnlich«, sagte Elfie betont munter.
    »Eigentlich war ich verabredet.«
    »Da haben Sie wohl einen heimlichen Verehrer. Wie nett.  Dann will ich nicht stören. Vielleicht kommt er ja noch.«
    Jenny sah auf die Uhr. »Wohl kaum. Wahrscheinlich hat er Besseres zu tun.« Und mit einem Blick auf die aufgeschlagene Zeitung vor ihr, fügte sie hinzu: »Wo er doch in gehobenen Kreisen verkehrt.«
    Elfie drehte den Kopf, um das Foto besser sehen zu können. Wortlos schob Jenny die Zeitung zu ihr herüber. Elfie kniff die Augen zusammen und holte ihre Lesebrille aus der Jackentasche. Aber … aber das war ja der Windisch! Er undseine Frau in eleganter Abendkleidung. Verständnislos sah Elfie auf.
    »Jenny, was soll das heißen?«
    Jenny wandte den Kopf zur Seite. Nach einer Weile sagte sie leise: »Dabei hat er gesagt, er lässt sich scheiden.«
    Elfie brauchte einen Moment, bis sie die Bedeutung der Worte verstand. »Wollen Sie damit sagen, dass Sie was mit Windisch haben?«
    Jenny nickte und drehte sich langsam wieder zu Elfie. Tränen liefen ihr die Wangen hinab. Elfie gab ihr ein Taschentuch. Ihr fehlten die Worte. Dieser Windisch! Wie konnte er nur ein junges Mädchen verführen? Sanft strich sie Jenny über den Arm.
    »Ach, Kind. Was machen Sie denn für Sachen? Der Windisch ist doch viel zu alt für Sie. Außerdem ist er verheiratet.«
    Jenny wischte sich über die Augen. »Er war immer so nett zu mir, hat gesagt, nur ich würde ihn verstehen. Und seine Ehe bestehe nur noch auf dem Papier. Und jetzt das!«
    Jenny zeigte auf den Zeitungsartikel. Die Überschrift lautete Zum Hochzeitstag nach Monte Carlo . Auf dem Foto schmiegte sich Helene Windisch eng an ihren Mann. Beide lächelten strahlend in die Kamera.
    Elfie begann zu lesen.
    Bei der großen Charity-Gala des Lions Club stachen wieder einmal Helene und Stefan Windisch als das attraktivste Paar der Stadt heraus. Exklusiv für unsere Leser befragten wir die beiden nach dem Rezept für ihr langjähriges Glück.
    »Es wird einem nichts geschenkt im Leben«, bekannte Stefan Windisch. »So wie sich jeder von uns seinen beruflichen Erfolg mit großem Einsatz erkämpft hat, so intensiv bemühenwir uns auch um unsere Ehe. Man darf nichts als selbstverständlich nehmen.«
    Was für sensible Worte aus dem Mund eines Mannes, der sich jeden Tag in der knallharten Geschäftswelt der Versicherungsbranche behaupten muss. Auch dass seine Frau deutlich älter ist, macht dem einst heißbegehrten Junggesellen offenbar nichts aus.
    »Wir haben uns gesucht und gefunden«, sagte der 41-Jährige mit träumerischem Lächeln. Seine 49-jährige und immer noch sehr attraktive Frau sah ihren Gatten dabei so verliebt an wie am ersten Tag.
    »Wir lassen uns unsere Freiräume«, verriet sie. »Denn was zählt, ist auch in einer Beziehung nicht die Quantität, sondern die Qualität. Und ab und zu nehmen wir uns eine Auszeit vom Alltag.«
    Schon fast zehn Jahre sind die beiden Turteltauben glücklich verheiratet. Ihren baldigen Hochzeitstag feiern sie mit einer Reise nach Monte Carlo, wo sie einst ihre Flitterwochen verbrachten. Dort haben sie sich dasselbe Zimmer reservieren lassen, das sie während ihrer Hochzeitsreise bewohnten – im exklusiven Hotel Metropole, das nur wenige Schritte vom berühmten Casino entfernt liegt, dem sie auch einen Besuch abstatten wollen.
    Elfie musste an Paul-Friedrich denken. Ein Besuch im Spielcasino von Monte Carlo würde ihm sicher auch gefallen. Doch als sie Jennys tieftraurigen Blick sah, schob sie den Gedanken schnell beiseite. Hier ging es nicht um die neueste Leidenschaft ihres langjährigen Bekannten, sondern um diesen Windbeutel, diesen Windisch.
    »Der hat Ihnen nur leere Versprechungen gemacht«, sagte sie so sanft wie möglich und tätschelte Jennys Arm.
    Sie fragte sich, ob Windisch damit nicht Gründe genug geliefert hatte, ihn zu einem neuen Projekt zu machen? Elfie wollte schon ihr Notizbuch zücken. Da fiel ihr ein, dass sie ohne Tasche und damit auch ohne Notizbuch

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