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Manchmal muss es eben Mord sein

Manchmal muss es eben Mord sein

Titel: Manchmal muss es eben Mord sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frida Mey
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los? Elfie zweifelte. War Windisch gar nicht der nette Chef, als der er sich zunächst dargestellt hatte? Ein Wolf im Schafspelz etwa? Hatte sie sich in ihm getäuscht? Sie würde die ganze Aktion beobachten, Ludwig zu Rate ziehen müssen. Aber sie konnte doch nicht schon wieder …
    Sie griff nach ihrem Notizbuch, aber der Vierfarbstift, mit dem sie ihre Eintragungen machte, klemmte. Irritiert legte sie ihn beiseite.
    Elfie war im Begriff, die Toilettenkabine zu verlassen. Sie hatte bereits die Hand an der Türklinke, als sie hörte, wie zwei ihrer Kolleginnen den Raum betraten und ein Gespräch miteinander begannen.
    »Ich wollte mal mit dir reden«, sagte Silke Kampmann,»deshalb habe ich dir ein Zeichen gegeben, damit wir uns hier treffen.«
    »Und worüber willst du mit mir reden?« Ilse Behrings Stimme klang zögernd, fast abweisend.
    »Na, das kannst du dir doch wohl denken! Ich möchte wissen, was Windisch von dir wollte.«
    »Sprich gefälligst nicht so laut. Wer weiß, wer uns hören kann!«, zischte Ilse Behring.
    Elfie spürte, wie ihr das Blut zu Kopf stieg. Zu gern hätte sie die Kabine verlassen, aber dafür war es jetzt zu spät.
    »Denkst du vielleicht, hier gibt es Wanzen oder versteckte Kameras? Das wär ja wohl das Letzte!« Silke Kampmann lachte, aber ihr Lachen klang nicht überzeugend. Es lag ein Unterton von Angst darin.
    »Das hier wäre nicht die erste Firma, die versucht, ihre Mitarbeiter zu bespitzeln und an allen möglichen Orten zu überwachen. Aber jetzt sei ruhig!«, sagte Ilse Behring so leise, dass Elfie sie kaum verstehen konnte.
    »Also hat Windisch von dir auch verlangt, die Kollegen auszuhorchen, dich nach beruflichen und privaten Problemen zu erkundigen? Ob einer in Scheidung lebt, wie viele Kinder einer hat, wie viel Schulden bei der Bank und so«, flüsterte Silke Kampmann.
    Elfie hörte den Schnappverschluss einer Handtasche klicken.
    »Ich sag nichts dazu. Das, was wir mit Windisch besprochen haben, ist vertraulich. Außerdem ist Windisch der Schwager vom Chef, die beiden sind doch ganz dicke. Ich kann keinen Ärger mit ihm gebrauchen. Hör also auf, mich seinetwegen zu löchern!« Ilse Behring versuchte, energisch zu klingen, aber ihre Stimme zitterte bei diesen Worten.
    »Du bist gemein, Ilse.« Silke Kampmann schien den Tränennahe. »Ich will doch nur wissen, was ich machen soll. Ich kann es mir nicht leisten, meinen Job zu verlieren. Mein Mann studiert noch, wir brauchen das Geld dringend.«
    »Meinst du, als Alleinerziehende kann ich auf das Geld verzichten? Mein Sohn hat gerade eine Lehre angefangen, wächst außerdem jeden Tag ungefähr einen Zentimeter und frisst mir die Haare vom Kopf. Es muss eben jeder zusehen, wie er zurechtkommt.«
    Darauf verließ eine von beiden den Raum. Das Toilettenfenster wurde geöffnet. Elfie hörte tiefe Atemzüge, ein leises Schluchzen, einen abschließenden Seufzer. Dann schloss sich abermals die Tür.
    Elfie hatte die Luft angehalten. Nur ungern hatte sie das Gespräch belauscht, eigentlich hasste sie Heimlichkeiten dieser Art. Andererseits war jetzt klar, dass Stefan Windisch einen dicken Minusstrich verdient hatte.
    Als Elfie am nächsten Morgen das Büro betrat, spürte sie sofort, wie sich die Atmosphäre durch das Auftreten Windischs verändert hatte. Es war unnatürlich still, kaum jemand schaute von seiner Arbeit auf. Sogar der Gummibaum in der Ecke sah heute trauriger aus als sonst.
    So ein Unsinn, schalt sich Elfie. Das kam ihr alles nur so vor, weil sie sich selbst unwohl fühlte. Im Hals kratzte es, auch der Kopf tat ihr weh. Hoffentlich hatte sie sich keine Sommergrippe eingefangen.
    Den ganzen Vormittag ging ihr die Arbeit nur zäh von der Hand. Zur Verbesserung der Standards für die Beantwortung von Kundenanfragen fiel ihr heute einfach nichts ein. Nachdenklich stützte Elfie ihren Kopf auf die Hände und starrte vor sich hin. Sie konnte doch nicht ein zweites Projekt in derselben Firma anfangen.
    Ihr wurde heiß. Sie zog die Strickjacke aus. Doch nach ein paar Minuten fröstelte sie schon wieder. Diese Klimaanlage war einfach ungesund. Elfie sehnte sich nach frischer Luft. Die meisten Mitarbeiter waren schon in die Mittagspause entschwunden. Sie griff zu ihrer Butterbrotdose, legte sie aber wieder zurück, weil sie merkte, dass sie doch keinen Appetit hatte. Stattdessen nahm sie ihre Jacke und verließ das Büro, um draußen ein paar Schritte zu laufen.
    Als Elfie beim Café Valentino vorbeikam, sah sie Jenny ganz

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