Manchmal muss es eben Mord sein
...
Im Büro herrschte ebenfalls eitel Sonnenschein. So lichtdurchflutet war Elfie der Raum noch nie vorgekommen. An der Türschwelle blieb sie einen Moment stehen und genoss das friedliche Bild. Einige Mitarbeiter arbeiteten konzentriert, andere unterhielten sich oder tranken Kaffee. Doch das Wichtigste war die entspannte Atmosphäre, die über allem lag. Sogar Weber wirkte ausgeglichen und lächelte Elfie an, als sie zu ihrem Platz ging. Dabei waren gerade einmal drei Wochen vergangen, seitdem Nadine Schicketantz das Zeitliche gesegnet hatte. Die Abteilung hatte sich ungewöhnlich schnell von der negativen Atmosphäre befreit.Elfie spürte eine tiefe Zufriedenheit, gemischt mit einem kleinen Anflug von Stolz, in sich aufsteigen. Wie schön, dass sie mit ihrem Projekt wieder einmal so viel Gutes hatte bewirken können. Die Ablage war bereits auf Vordermann gebracht. Heute wollte sie mit Jenny ihre Vorschläge für das Vorsortieren des Posteingangs besprechen.
»Meine Damen und Herren.« Stefan Windisch hatte den Raum betreten und blickte mit charmantem Lächeln in die Runde. »Leider konnte ich mich bisher nicht gebührend um Sie kümmern, da in meiner eigenen Abteilung wichtige Geschäfte anstanden. Doch ab sofort komme ich verstärkt meiner Aufgabe nach, auch hier nach dem Rechten zu sehen, bis über die Neustrukturierung entschieden ist. Ich zähle auf Ihre konstruktive Mitarbeit.«
Elfie schob ihre Lesebrille Richtung Nasenspitze. Alle sahen Windisch erwartungsvoll an.
»Als Erstes brauche ich einen Überblick über die laufenden Vorgänge.« Windisch baute sich vor Jennys Schreibtisch auf. »Und wer könnte mir da besser zur Hand gehen als die tüchtige Assistentin meiner Vorgängerin? Jenny, ich erwarte Sie heute um achtzehn Uhr dreißig mit allen relevanten Unterlagen im dritten Stock. Da sind wir ungestört.«
Jenny blickte verlegen zu Boden. Wahrscheinlich war es ihr peinlich, dass Windisch sie vor versammelter Mannschaft lobte.
Aber Elfie freute sich. Endlich ein Chef, der Jennys Fähigkeiten zu schätzen wusste.
Windisch durchquerte den Raum und blieb bei Elfie stehen.
«Wie ich höre, sind Sie erfolgreich dabei, Ordnung in die Akten zu bringen und die Arbeitsabläufe zu optimieren. Halten Sie mich doch über Ihre Fortschritte auf dem Laufenden.«Er musterte Elfie. »Ein hübsches Medaillon haben Sie da. Sicher ein wertvolles Stück.«
Elfie wurde es warm ums Herz. Windisch war ein aufmerksamer Beobachter und sah gleich, worauf es ankam.
«Ja, das Medaillon ist mir lieb und teuer«, entgegnete sie. »Ich würde mich nie von ihm trennen.«
Plötzlich wurde Windisch ernst. »Dann passen Sie nur gut darauf auf. Sonst geht es Ihnen noch wie meiner Frau. Die hat ihren Diamantring verloren, den ich ihr zur Hochzeit geschenkt habe.«
Einen Moment lang blickte Windisch stumm durch Elfie hindurch, dann drehte er sich um und ging grußlos hinaus.
Der arme Mann. Der Verlust des Rings schien ihm sehr nahezugehen. Das konnte Elfie gut nachfühlen. Nicht auszudenken, wie sie ohne ihr Medaillon zurechtkommen sollte. Und wie mochte es Frau Windisch zumute sein?
Elfie straffte sich. Nein, etwas so Wertvolles durfte man einfach nicht verlieren. Entschlossen nahm sie ihre Vorschlagsliste zur Hand und ging zu Jenny.
Mit quietschenden Reifen brachte Alex das Auto zum Stehen und stürmte zum Haus. Heute waren sie endlich dem Tankstellenmörder auf die Schliche gekommen und hatten ihn nach einer Verfolgungsjagd verhaftet. Das alles hatte viel länger als geplant gedauert, und dann hatte sie in der Konditorei auch noch warten müssen. Nur wegen der dämlichen Malakoff-Torte, die unbedingt aus dem Café Mozart sein musste. Warum tat sie sich das eigentlich an? Lydia war doch Huberts Tante und nicht ihre – und zog noch dazu ungefragt bei ihnen ein.
Alex blieb einen Moment stehen und atmete tief durch. Sie tat es für Hubert. Sie hatte sich für ihn entschieden undwürde das gemeinsam mit ihm durchstehen. Vielleicht hatte sie Lydia beim letzten Mal auch nur auf dem falschen Fuß erwischt, und diese war eigentlich ganz umgänglich. Man würde sehen. Alex hatte sich jedenfalls fest vorgenommen, sie freundlich zu begrüßen, und deshalb extra Lydias Lieblingstorte besorgt. Leider würden sie die zu zweit verspeisen müssen, denn Hubert hatte heute Nachmittag Vorlesung.
In der Diele legte sie das Kuchenpaket ab und schlüpfte aus dem Mantel. Thea erschien mit dem Staubwedel in der Hand.
»So, die Zimmer der
Weitere Kostenlose Bücher