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Manchmal muss es eben Mord sein

Manchmal muss es eben Mord sein

Titel: Manchmal muss es eben Mord sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frida Mey
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barfuß die Treppe hinab zum Festnetzapparat, der unerträglich laut schrillte. In den Klingelpausen hörte sie durch die geschlossene Tür die Schnarchlaute von Lydia und Amadeus, wobei  sie nicht hätte sagen können, wer von beiden lauter schnarchte.
    »Lichtenstein«, meldete sie sich.
    »Hier ist Hubert.« Seine Stimme klang klar und deutlich aus dem Hörer.
    »Wie wunderbar, deine Stimme zu hören! Und du klingst so, als ob du ganz in der Nähe wärst.«
    Hubert lachte. »Leider nicht, Liebste, leider bin ich immer noch weit weg in einem Indianerdorf am Amazonas. Aber immerhin gibt es hier eine Poststation. Allerdings habe ich ungefähr zwanzig Mal versucht, dich zu kriegen.«
    »Jetzt hast du mich ja.«
    »Ich hab dich sicher geweckt, aber anders war es nicht machbar.«
    »Das ist doch egal. Ich habe nur nicht mit dir gerechnet, weil du beim letzten Mal sagtest, es könnte eine Weile dauern, bis du dich wieder melden könntest. Ich dachte, dass Brause am Telefon wäre, um mich zu einem neuen Fall zu zitieren.«
    »Ist dein Chef denn auch nett zu dir?«
    »Und wie ist es mit deiner Assistentin? Ist die denn auch nett zu dir?«, konterte Alex.
    »Was soll das denn hei …«
    Alex hörte nur noch Rauschen in der Leitung.
    Das war bestimmt die Strafe dafür, dass sie so zickig zu Hubert gewesen war. Aber sie hatte sich die Bemerkung einfach nicht verkneifen können.
    Nach ein paar Sekunden hörte sie ihn erst leise, dann lauter rufen. Die Verbindung war wiederhergestellt.
    »Sandra, bist du noch da?«
    »Ja. Bei mir ist so weit alles in Ordnung. Ich habe gerade einen etwas dubiosen Unfall zu bearbeiten, der möglicherweise gar kein Unfall ist. – Aber das ist jetzt nicht wichtig.«
    »Alles, was dich betrifft, ist wichtig«, sagte Hubert. »Wenn ich dich doch nur hier haben könnte.«
    Alex’ Herz schlug schneller. »Ja, ich wäre auch lieber bei dir als hier bei Lydia und Amadeus.«
    »Was ist los mit dir und Lydia? Oder ist Amadeus so lästig? Du scheinst irgendwie bedrückt.«
    »Es ist nicht ganz einfach mit den beiden. Ich gebe mir solche Mühe mit deiner Tante, aber Lydia hat an allem etwas auszusetzen.«
    »Liebes, ich bin entsetzt. Meine Mutter hat früher oft davon gesprochen, dass Lydia ganz schön anstrengend sein konnte, aber ich dachte, dass sich das mit zunehmendem Alter gelegt hätte. Hol meine Tante ans Telefon. Sofort, bitte! Ich werde ihr ein paar Takte erzählen.«
    »Nein, nein, sie schläft doch. Irgendwie werde ich schon zurechtkommen, und irgendwann bist du ja wieder da.«
    »Wie sich das anhört! Irgendwann!«
    »Na, so ist es doch«, meinte Alex etwas lahm.
    »Ach, du fehlst mir doch auch. Ich freue mich schon so darauf, dich wieder in den Armen …« Plötzlich verlor sich Huberts Stimme in einem krächzenden Rauschen.
    Dann war die Leitung tot.

20 Pünktlich um neun Uhr am nächsten Morgen parkte Alex vor der Sekuranz. Der Empfang in der Eingangshalle war unbesetzt. Als Alex sich hilfesuchend umblickte, öffnete sich eine Tür am anderen Ende der Halle. Als Erstes erschien ein Ungetüm von Reinigungswagen, der sich anscheinend wie von Zauberhand bewegte und dabei laut klimperte. Erst als er näher kam, sah Alex dahinter ein schmächtiges Männchen mit Igelfrisur und rosa T-Shirt. Der Werkzeuggürtel, der viel zu schwer für die schmalen Hüften aussah, schepperte bei jedem Schritt.
    »Entschuldigung, ich möchte zur Sekuranz, zu Herrn Direktor Wolter. Können Sie mir sagen, wo ich ihn finde?«, fragte Alex.
    »Die Empfangsdame ist gerade mal für kleine Mädchen. Aber wenn Sie wollen, bringe ich Sie hoch. Ich muss sowieso in den dritten Stock.« Er stellte den Reinigungswagen in eine Nische und machte eine einladende Handbewegung in Richtung Lift.
    »Das wäre nett.« Alex folgte dem Mann.
    »Ich bin übrigens Will Heldt, der Hausmeister in diesem Laden«, stellte er sich vor, während sie auf den Aufzug warteten, und streckte Alex die Hand hin. »Und wer sind Sie?«
    Den Hausmeister sollte sie sich besser warmhalten. Der kam sicher viel im Haus herum und hatte seine Augen undOhren überall. Deswegen ergriff sie seine Hand und sagte freundlich: »Kommissarin Lichtenstein. Ich ermittle in der Sache Windisch.«
    Der Hausmeister musterte Alex mit neuem Interesse. »Leider kann ich Ihnen dazu nicht viel erzählen. Gestern hatte ich ausgerechnet um zwei Uhr einen Zahnarzttermin und war nicht im Haus, als es passierte.«
    Er seufzte unglücklich. »Der arme Kerl aber auch. Es heißt, er

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