Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Manchmal muss es eben Mord sein

Manchmal muss es eben Mord sein

Titel: Manchmal muss es eben Mord sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frida Mey
Vom Netzwerk:
stehen und fragte unwirsch: »Ja, bitte?«
    »Kommissarin Lichtenstein. Sind Sie Frau Cornelius?«
    Die Frau nickte und strich sich verlegen ihre langen blonden Haare hinter das Ohr. Mit einem Atemzug hatte sie ihre Fassung wiedergewonnen. Dennoch sah ihr Lächeln künstlich aus.
    »Natürlich, Herr Direktor Wolter hat mich instruiert. Am besten zeige ich Ihnen zuerst den Aufenthaltsraum. Bitte hier entlang.«
    Auf dem Weg in den dritten Stock plapperte die Assistentin ohne Pause. Wahrscheinlich, damit ich nicht nach der Szene in ihrem Büro fragen kann, dachte Alex.
    »In unserer Abteilung arbeiten sechs Leute, nebenan bei Hausrat und Haftpflicht sind es weitere acht. Die Namen mit Durchwahlnummern finden Sie auf einer Liste, die schon oben für Sie bereitliegt. Alle Mitarbeiter sind im Haus und halten sich für ein Gespräch mit Ihnen zur Verfügung. Außerdem beschäftigen wir zur Zeit noch eine externe Büro-Organisatorin. – So, da wären wir.«
    Alex nahm den Raum, den sie gestern nur schnell durchquert hatte, um auf die Dachterrasse zu gelangen, näher in Augenschein. Er war äußerst spärlich eingerichtet  – nicht mehr als ein paar Tische und Stühle sowie eine kleine Küchenzeile, wo ein Kaffeeautomat leise vor sich hin gurgelte. Keine Bilder an den Wänden, keine Pflanzen, überhaupt nichts, was das Auge erfreute.
    »Wenn Sie noch etwas brauchen, wissen Sie ja, wo Sie mich finden.« Die Assistentin wandte sich zum Gehen.
    »Einen Moment noch, Frau Cornelius. Wenn Sie schon da sind, fange ich gleich mit Ihnen an. Setzen wir uns doch.«Alex nahm die Liste zur Hand und studierte die Namen. Dann schrieb sie Veronika Cornelius in ihr Notizbuch.
    Diese hatte sich nach kurzem Zögern gesetzt und schaute Alex resigniert an.
    »Frau Cornelius, wie ist Herr Windisch so als Chef ?«
    »Er stellt hohe Anforderungen – an sich selbst sowie an andere. Das ist nicht immer einfach, und damit kommt auch nicht jeder zurecht. Aber wenn man seine Art akzeptiert und seine Erwartungen erfüllt, ist er ein guter Chef, der einen durchaus fördert.«
    »Und Sie kommen gut mit ihm aus? Seit wann arbeiten Sie denn schon für Herrn Windisch?«
    »Seit vier Jahren. Ja, ich komme sehr gut mit ihm aus. Sonst wäre ich nicht mehr hier.«
    Alex dachte an die Andeutung des Hausmeisters über Windisch und die Damenwelt. Veronika Cornelius war eine attraktive Frau. Alex schätzte sie auf Anfang dreißig. Dann fiel ihr der Gesprächsfetzen von vorhin wieder ein, den sie hinter der Bürotür mitangehört hatte. Nachgeholfen? Vernachlässigt?
    »Hat sich Herr Windisch Ihnen gegenüber in letzter Zeit anders verhalten als sonst?«
    Die Assistentin blickte Alex finster an.
    »Das kann man wohl sagen. Jahrelang war ich seine Vertraute und habe alles für ihn erledigt, auch wenn das oft mit Überstunden verbunden war. Und dann kommt dieses junge Ding daher – und schwupps, ist plötzlich die für alles Mögliche zuständig.«
    Das klang eindeutig nach Eifersucht.
    »Welches junge Ding?«, hakte Alex nach.
    »Na, die Lehmann, Jenny Lehmann.« Veronika Cornelius spie den Namen förmlich aus. »Seitdem Herr Windischauch für Hausrat und Haftpflicht zuständig ist, hat die ihn mit Beschlag belegt.«
    »Eine letzte Frage noch. Wo waren Sie gestern, als sich der Unfall ereignete?«
    »Ich bin wie immer um halb zwei mit meinen Kolleginnen in die Mittagspause gegangen, zu Valentino gleich um die Ecke. Als wir zurückkamen, stand der Krankenwagen schon da.«
    »Danke, das ist im Moment alles. Schicken Sie mir doch gleich die nächste Kollegin hoch.«
    Als Alex allein war, stand sie auf und öffnete die Tür zur Dachterrasse. Die Spurensicherung hatte ihre Arbeit offenbar schon beendet, denn das Siegel war verschwunden. Ob sie wohl etwas Brauchbares gefunden hatten? Kurz zuvor war jemand oben gewesen. Das konnte doch kein Zufall sein. Eine Frau, hatte der Zeuge gesagt. Nun ja, die meisten Mitarbeiter der Sekuranz waren laut Namensliste weiblich. Und dann gab es natürlich noch die Ehefrau.
    Alex würde alle Alibis gründlich abklopfen und nach einem Motiv forschen. Bisher stand Eifersucht ganz oben auf ihrer Liste. Doch wie passte das mit den anderen Unfällen zusammen? Sie durfte sich auf keinen Fall zu früh festlegen, sondern musste in alle Richtungen ermitteln.
    Bevor die nächste Mitarbeiterin kam, rückte Alex einen Tisch und zwei Stühle so zurecht, dass sie selbst mit dem Rücken zur Dachterrasse saß. Ihr jeweiliges Gegenüber hatte dann

Weitere Kostenlose Bücher