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Manchmal muss es eben Mord sein

Manchmal muss es eben Mord sein

Titel: Manchmal muss es eben Mord sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frida Mey
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habe es Herrn Windisch bei meinem Besuch mitgebracht. Ich weiß doch, wie unbequem man in einem Krankenhausbett liegt.«
    Alex sah immer noch misstrauisch aus. »Warum wollten Sie Herrn Windisch denn besuchen?«
    »Ich wollte sehen, wie es ihm geht. Ich war ja vorher schon einmal mit Jenny dort gewesen. Aber da lag er noch auf der Intensivstation und war nicht ansprechbar. Aber jetzt wollte ich noch einmal kurz vorbeigehen und ihm gute Besserung wünschen.«
    In Alex’ Augen lag ein Rest von Zweifel. »Und das haben Sie auch getan?«
    »Ja, das heißt, nein. Er schlief, als ich in sein Zimmer kam. Ich wollte ihn nicht wecken.«
    »Und was war mit dem Kissen?«
    »Ich hatte es doch extra für Herrn Windisch gemacht. Und ich wollte nicht unverrichteter Dinge gehen.« Elfie schluckte. »Entschuldigung, aber ich muss mich setzen.«
    Alex ließ sich ebenfalls auf der Bank nieder und blickte Elfie erwartungsvoll an.
    Elfie wollte sich eigentlich nicht mehr an den schrecklichen Moment erinnern. Aber die Kommissarin würde vorher bestimmt keine Ruhe geben. »Wissen Sie, Herr Windisch sah furchtbar aus  – so wehrlos. Ich stand da mit meinem Kissen und wusste nicht, was ich tun sollte. Er tat mir so leid. Und jetzt, jetzt ist er tot.«
    »Frau Ruhland, was haben Sie mit dem Kissen gemacht?«, fragte Alex eindringlich, aber mit belegter Stimme.
    Elfie zuckte bedauernd die Schultern. »Daran kann ich mich nicht erinnern. Der Anblick von Herrn Windisch hat mich zu sehr mitgenommen. Ich konnte gar nichts tun. Und dann wollte ich plötzlich nur noch raus aus diesem Krankenzimmer. Ob ich das Kissen auf sein Bett oder einen Stuhl gelegt oder es einfach fallen gelassen habe, weiß ich nicht mehr. Ich bin einfach hinausgestürmt und konnte erst an der frischen Luft wieder frei atmen.«
    Alex hatte sich inzwischen sichtlich entspannt und legte Elfie mitfühlend eine Hand auf den Arm. »Das kann ich gut verstehen. Wahrscheinlich war das eine kleine Panikattacke.«
    »Ja, Panik trifft es wohl ganz gut«, sagte Elfie.

30 »Gudrun? Was machst du denn so lange?«, rief Alex und öffnete die Tür zur Damentoilette des Kommissariats. »Die Obduktion soll um neun beginnen. Jetzt ist es zehn vor. Das schaffen wir doch gar nicht mehr pünktlich.«
    Gudrun war dabei, sich die Wimpern zu tuschen, richtete dann ihre Frisur, die vom Motorradhelm etwas zerdrückt war.
    »Seit wann bist du so scharf auf eine Obduktion? Letztens ging es dir anschließend doch geradezu zum Kotzen«, sagte sie, während sie ihre Lippen nachzog.
    »Ja, ja, ich weiß. Aber ich will endlich Bescheid wissen, ob bei Windisch doch jemand nachgeholfen hat.«
    Als Gudrun nun auch noch ihren Parfumflakon zückte und sich einnebelte, schlug Alex ungeduldig die Augen zur Decke.
    »Wen willst du eigentlich beeindrucken? Stefan Windisch wäre ja auf so etwas abgefahren, aber der sieht und riecht nichts mehr. Und Frau Doktor Arnold ist es mit Sicherheit egal, wie du aussiehst und duftest.«
    »Die Arnold macht die Obduktion? Ich dachte, der nette Doktor Richter wäre dran. Der mit den schönen braunen Augen und dem knackigen Hintern.«
    Gudrun war die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben.»Nee, wegen der Arnold brauch ich mich wirklich nicht aufzubrezeln. So ein Mist aber auch!«
    Sie warf den Lippenstift in ihren Rucksack und flitzte die Treppe hinunter, immer zwei Stufen auf einmal. Alex folgte ihr lachend. Aber je näher sie dem rechtsmedizinischen Institut kamen, desto mulmiger wurde ihr.
    Als sie die Tür zum Obduktionssaal öffnete, drang ihr der Übelkeit erregende Geruch nach Tod und Verwesung in die Nase. Sie schielte zu Gudrun hinüber, die anscheinend völlig ungerührt auf ihrem Kaugummi herumkaute. Alex schämte sich immer noch dafür, dass ihr beim letzten Mal schlecht geworden war und sie es kaum mehr bis zur Toilette geschafft hatte. Heute würde sie sich zusammenreißen und nicht wieder so ein unprofessionelles Bild abgeben.
    »Ach, die Damen sind auch schon da?«, empfing Frau Dr. Arnold sie mit beißender Ironie. »Ich habe aber schon mal angefangen. Schließlich habe ich noch mehr Leichen im Keller.«
    Als die Rechtsmedizinerin ihnen den geöffneten Leichnam zeigte, schloss Alex kurz die Augen und versuchte, möglichst flach zu atmen. Wahrscheinlich war die ganze Aktion ohnehin total überflüssig. Der Sturm hatte Windisch einen Blumenkasten auf den Kopf fallen lassen, und daran war er letztlich gestorben. Genau wie der Chef gesagt hatte. Bei dem Gedanken an

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