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Mandels Buero

Mandels Buero

Titel: Mandels Buero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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nur«, sagte ich.
    Das Telefon vom Mandel summte. Der Mandel besaß seit zwei Wochen ein teures Telefon mit vielen modernen Funktionen. Wer weiß, was für verrückte Klingeltöne er neuerdings zur Verfügung hatte. Dennoch benutzte er nur die Vibration. Das Telefon summte weiter.
    »Stopp«, sagte der Mandel, und das Telefon hörte auf zu summen.
    »Was war das denn?«, fragte ich.
    »Voice Control«, sagte der Mandel, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt.
    Nach dem Frühstück im Lindenhof kam der Mandel zwar noch mit ins Büro, aber verschwand nach einer Stunde wieder. Ich spielte eine Zweite-Weltkrieg-Fliegersimulation und winkte dem Hausmeister, der aufreizend langsam an unserer Fensterfront vorüberschritt. Irgendwann hatte ich keine Lust mehr zu spielen – weil ich vergessen hatte abzuspeichern, und die Mission wäre nochmals samt dem Ungemach der ersten Flakreihen von vorne losgegangen – und suchte den Zettel, auf dem ich die Mobilnummer von der Malleck notiert hatte. Ich tippte sie in mein Telefon. Dann hörte ich im Internet zu Recherchezwecken die DEMO -Alben Wahnfrieden , Kellerkinder und Ewigkeit durch, die ich mir heruntergeladen hatte. Illegal, weil ich zahl ja nicht für eine Platte vom Tilmann. Ich hörte von jedem Song ungefähr dreißig Sekunden, länger hielt ich es nicht aus. Später rief ich dann die Malleck auf der Mobilnummer an und verabredete mich mit ihr zum Kaffee. Ich hätte noch ein paar Fragen, sagte ich.
    »Nein, die Frage ist überhaupt nicht zu privat«, sagte die Malleck und strich sich diese angeblich hausgemachte Nougatcreme auf ihr Croissant. Ihre langen Finger, meine Güte. Die Malleck trug einen roten Rollkragenpullover und einen grauen Rock. Schwarze Strumpfhose, schlimmes Wort, schöner Gegenstand.
    »Ich hatte eine einzige Affäre während meiner Beziehung mit Leo. Wir haben darüber geredet, ich habe sie beendet, und wir haben uns zusammengerauft.«
    »Aha«, sagte ich und rührte in meinem Kaffee, obwohl es da längst nichts mehr zu rühren gab.
    »Glaubst du wirklich, der Leo hat eine feste Affäre? Oder hurt er nur rum, wie es in seinem Gewerbe üblich ist?«
    »Hör mal, Sigi, vielleicht war das ein Fehler, ihn so mies vor euch gemacht zu haben. Vielleicht ist das Ganze überhaupt ein Fehler. Besorgt mir die Fotos, und dann erwähnen wir das nie wieder.«
    Das passiert mir oft, dass ich salopp sein will, und dann wird jemand sauer. Dem Mandel passiert das nie. Alle denken, der Mandel würde nie etwas Gemeines sagen, und wenn er es doch tut, es nicht so meinen.
    »Tut mir leid«, sagte ich.
    Die Malleck sagte nichts und sah aus dem Fenster auf die Friedrichstraße. Ein starker Wind ging draußen, und das sah man den Leuten an. Alles war in Bewegung, Frisuren wehten durch die Gegend. Die Malleck blickte auf ihr angebissenes Croissant mit der angeblich hausgemachten Nougatcreme. Ich legte meine Hand auf ihre und sagte:
    »Reden wir von etwas anderem.«
    »Kommt der Max eigentlich nicht?«, fragte die Malleck und zog ihre Hand weg. Die Leute am Nebentisch schauten uns zu.
    In der Zwischenzeit fuhr der Mandel zum alten Flughafen. Der war für mich immer wieder ein Erlebnis wegen der Historie. Und auch weil er schon mal in einem Indiana Jones -Film vorgekommen ist. Letzter Kreuzzug , wenn ich mich nicht täusche. Der Mandel interessierte sich nicht für Geschichte, und Architektur war ihm grade noch so geläufig, dass er eine gotische Kirche von einer nichtgotischen unterscheiden konnte.
    Der Mandel bog also schon im Grundsatz unbeeindruckt von der Flughafenstraße ab und fuhr immer noch unbeeindruckt auf den Schlagbaum zu, der das alte Flughafengelände begrenzte. Die Schranke war offen, der Mandel rollte an dem leeren Wachhäuschen vorbei und nach links, wo sich eine kleine Straße entlang der kolossalen Außenmauern wand. Er parkte rückwärts ein. Dann rief er den Tilmann an, und zwei Minuten später kam der aus einem der Kellereingänge heraus und nahm den Mandel über schmale Treppen mit nach unten. Sie gelangten an eine meterdicke Bunkertür, die der Tilmann aufschließen musste, obwohl er gerade aus ihr gekommen war.
    »Da darfst du auf keinen Fall den Schlüssel verlieren. Die werden nicht mehr nachgemacht«, erklärte der Tilmann.
    Mich hätte das Szenario mit der Bunkertür ja jetzt schon wieder immens interessiert, aber der Mandel fragte noch nicht einmal nach, warum ein Bunker, was war da vorher drin und so Sachen, die man eben fragt im

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