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Mandels Buero

Mandels Buero

Titel: Mandels Buero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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zur nächsten. Ich weiß gar nicht, wie ich den bändigen soll.«
    Du bist nur neidisch, dachte der Mandel, aber nach seinem Fauxpas von eben hatte er sich wieder vollkommen im Griff.
    »Hier ist das Ding, Max. Leo hat sich von uns bereits einen dicken Vorschuss abgeholt, von dem er die Vorproduktion bezahlen muss. Er hat das verlangt, er will sich um alles selbst kümmern, weil Danny ja seit Wochen so krank ist mit dieser Nierenkolik. Jetzt kann Leo aber überhaupt nicht mit Geld umgehen, und von mir lässt er sich absolut nichts sagen. Niente . Du, Max, hörst du mich? Ich hab Schiss, dass der das ganze Geld für sein Privatvergnügen verpulvert. Dass wir das Album nicht machen. Dass wir am Ende mit O’Bailey vor einer leeren Festplatte sitzen. Nix Vorproduktion. Nix Homerecording. Nix Studioaufenthalt. Nix Hitplatte. Dass er uns am Ende ein paar schlechte selbst geschriebene Lieder hinwirft, statt die Songs aufzunehmen, die ich ihm gegeben habe.«
    »Aber selbst wenn er das Geld verprasst, dann hat er doch sicher noch ein paar Mark auf der Bank«, sagte der Mandel.
    »Ach woher. Nichts hat der. Nada . Der hat grade nichts außer diesem Vorschuss.« Der Urbaniak fuchtelte jetzt aufgeregt mit der rechten Hand, während er sich mit der linken durch die Schmalzlocken kämmte. Der Mandel notierte sich innerlich, dem Urbaniak gleich nicht die Hand zum Abschied zu geben.
    »Was ist denn mit dem Geld von der Veronika?«, wollte der Mandel wissen.
    »Nichts ist. Gar nichts. Niente . Die Malleck spuckt keinen Cent mehr aus, die hat seine Touren schon lange dicke. Wundert mich überhaupt, dass die das Spielchen immer noch mitmacht, so wie Leo sich aufführt. Du hast’s ja mitbekommen neulich im Sägewerk, nehme ich an.«
    »Naah, war nicht so schlimm«, sagte der Mandel.
    »Und die Tantiemen? Der Leo muss doch Tantiemen bekommen wie nix?«
    »Aber auch da muss er erst mal die nächste Ausschüttung abwarten. So was geht ja nicht monatlich.«
    »Aha«, sagte der Mandel.
    »Hör mal, Max, ich zahl dir fünftausend cash, wenn du ein Auge auf Leo wirfst und mich auf dem Laufenden hältst, was die Aufnahmen betrifft. Das kannst du doch, oder?«
    Spätestens jetzt war der Mandel hellhörig geworden. Wusste der Urbaniak von seiner neuen Tätigkeit als Ermittler, oder war das, weil er sich wegen der Reportage eh in der Nähe vom Tilmann aufhielt? Der Mandel entschloss sich, lieber nicht nachzufragen. Von wegen schlafende Hunde.
    »Ich muss mir das überlegen, Karsten. Gibst du mir einen Tag Bedenkzeit?«
    » Sure , hau rein, is Tango«, sagte der Urbaniak und schaute schicksalsschwanger aus dem Fenster, so als hätte er was von außerordentlicher Bedeutung gesehen. Dann klingelte das Telefon, und Urbaniak drückte einen Knopf für die Freisprechanlage.
    »Ja, schick ihn hoch, Franziska. Ich bin gleich ready .«
    Der Mandel war schon aufgestanden und sagte: »Ich ruf dich an«, während er dem Urbaniak die Hand hinhielt. Dann fiel ihm wieder seine innere Notiz ein, und er ärgerte sich, weil er konnte die Hand ja jetzt schlecht wieder zurückziehen.

Sieben

    Am Samstag war der Mandel schon nachmittags beim Kunstpalast, genauer gesagt am Hintereingang, wo ein wahres Baustelleninferno wütete. Ein Konzert aus Kränen in einer Arena aus Baugruben im märkischen Schlamm. Ich frage mich ja, was in dieser Stadt die ganze Zeit gebaut wird und wozu, und woher das Geld dafür kommt. Weil angeblich hat keiner welches, man muss ja nur mal die Schlaglöcher anschauen. Wer baut diese ganzen neuen Gebäude, und wer wohnt oder arbeitet nachher darin? Woher kommt das ganze Geld? Wer sind die Leute mit dem Geld? Das ganze Geld, das man nie zu Gesicht bekommt und nie selbst verdient? Die zahllosen Baustellen dieser Stadt sind ein Beweis dafür. Dem Mandel war das alles egal. Der Mandel ging ganz in seiner neuen Aufgabe auf, da interessierten ihn keine Bauvorhaben oder der Ursprung von dem ganzen Geld. Ich hatte ihn ja nochmals gefragt, warum er nicht schon im Sägewerk den Tilmann mit Hilfe seines neuen Telefons beim Posieren mit der Brünetten fotografiert hatte, aber der Mandel bestand darauf, sich erst das Vertrauen vom Tilmann zu sichern.
    »Aber die Fotos oder Videos musst du doch dann trotzdem heimlich machen«, hatte ich ihm noch gestern gesagt.
    »Ja, aber da hab ich eine ganz andere Ausgangsposition«, hatte der Mandel entgegnet.
    Was hätte ich darauf auch erwidern sollen, es waren ja erst ein paar Tage vergangen, in denen wir offiziell

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