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Mandels Buero

Mandels Buero

Titel: Mandels Buero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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Martina Malleck. Das ist die Schwester von der Schauspielerin. Aber die Adresse kenn ich auch nicht«, sagte der Mandel mit dem Messer am Hals.
    »Aha, die Schwester. Gut, wir werden uns das mal ansehen. So lange können Sie sich ja noch ein bisschen bei uns im Ostseebad erholen«, sagte der Neumann.
    Er deutete auf mich und sah den Mittelscheitel an. Der verschwand kurz und kam dann mit einem verstaubten Erste-Hilfe-Kasten wieder, der wahrscheinlich in den Siebzigern abgelaufen war. Auch Verbandskästen haben eine Haltbarkeitsdauer, ich musste deswegen schon mal bei einer Verkehrskontrolle zwanzig Euro zahlen. Der Mittelscheitel warf dem Mandel den Verbandskasten vor die Füße. Der Mandel entnahm eine Mullbinde und band sie mir viel zu lasch um den Bauch. Der Druck reichte nicht, um die Blutung zu stoppen.
    »Du musst fit sein«, flüsterte mir der Mandel zu, und ich stellte mir vor, wie es wäre, jetzt die Augen zuzumachen und einfach zu sterben. Aber der Mandel hatte andere Pläne für mich.
    Um sich die folgenden Sekunden besser vorstellen zu können, muss ich kurz die Gesamtlage in der Mensa schildern: An dem Kantinentisch, an dem wir ursprünglich gesessen waren, saß jetzt nur noch der Neumann. Ich lag davor auf dem Boden, und der Mandel kniete neben mir mit dem Verbandskasten, stand aber gleich auf. Hinter dem Neumann hatte sich der Mittelscheitel samt Pistole aufgebaut, und der Pickelige stand direkt hinter mir. Und jetzt gleich würde der Mandel so derart über sich und seine stoische Art hinauswachsen, dass selbst ich mir gedacht habe, was manchmal in den Leuten steckt, das zeigt sich erst in Extremsituationen. Und grade diese unerwartete Flexibilität und Anpassungsgabe, die der Mandel gleich zeigen würde, ließen mich hoffen, dass das vielleicht doch noch was werden würde mit unserem Detektivbüro, selbst wenn der Mandel die Anwesenheitspflicht von der Sicherheitsakademie nicht ernst nahm.
    »Spiel DEMO – ›Sommerrebell‹«, sagte der Mandel.
    Im ersten Moment dachte ich natürlich, jetzt hat es den Mandel erwischt, jetzt ist ihm der Stress der Lebensgefahr doch zu Kopf gestiegen, weil das war ja vogelwild, so etwas in so einer Situation zu sagen. Aber eine Sekunde später verstand ich. Und das Mobiltelefon vom Mandel auch. Es spielte in einer ganz schlechten Klangqualität die Anfangsgitarren von »Sommerrebell« ab, aber in einer Lautstärke, das traute man so einem kleinen Telefon gar nicht zu. In dem Moment, wo das Telefon losplärrte, kam Leben in die Mensa.
    Der Pickelige ging vor Schreck einen Schritt auf den Tisch zu, so dass ich ihm mit meinem Fuß gegen seinen Knöchel hauen konnte und ihn damit umsäbelte. Der Neumann und der Mittelscheitel griffen im Reflex gleichzeitig nach dem Telefon vom Mandel. Der Mandel trat ihnen mit aller ihm vom lieben Gott gegebenen Kraft den Kantinentisch entgegen. Der Neumann kippte samt Stuhl nach hinten um und der Tisch auf ihn drauf. Den Scheitel haute es mit dem Kopf zuerst auf den staubigen Kantinenbeton. Ich war inzwischen aufgestanden und begab mich mit dem Mandel in einen Spurt, wie man ihn nur in einer Extremsituation zustande bringt. Wir rannten auf die nah gelegene Essensausgabe zu, denn links davon befand sich der Ausgang. Es dauerte ein paar entscheidende Sekunden, bis der Pickelige und der Wulstige wieder auf die Beine kamen, aber da waren wir schon zur Tür hinaus und rannten wie die Verrückten. Ein paar Meter vor uns verlangsamten gerade zwei australische Touristen ihre elektronischen Zweiräder. Ich weiß nicht, ob Sie das kennen, aber in Gegenden mit Tourismus sieht man oft Leute auf einem Trittbrett auf zwei Rädern herumfahren und sich an einer Stange festhalten. Das Brett ist mit einem Motor ausgestattet und erspart einem bergauf die Schinderei. Zum Beispiel in San Francisco ist das ein echter Vorteil.
    Von zwei dieser Zweiräder wollten die Touristen gerade absteigen, als der Mandel und ich sie wegschubsten und uns auf die Bretter stellten. Mir tat es ein bisschen leid, weil die beiden noch relativ jung waren und die Frau gar nicht so übel aussah mit ihren langen blonden Haaren, aber ich musste sie nur leicht zur Seite drängen, während der Mandel den australischen Mann gleich zu Boden riss. Das Gute an den Touristen waren aber nicht nur ihre elektronischen Zweiräder, sondern ihre Anwesenheit an sich, weil sich der Mittelscheitel dadurch das Schießen erst einmal verkniff. Trotzdem waren er und der Pickelige nur noch ein paar Meter

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