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Mandels Buero

Mandels Buero

Titel: Mandels Buero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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aus seinem Jackett und hielt es ihm unter die Nase.
    »Sehr schönes Telefon. Übrigens haben Sie vierzehn unbeantwortete Anrufe von einem Dieter. Aber am meisten beeindruckt mich, wie wahnsinnig viel Musik auf so ein Telefon passt. Auch Sachen, die mir gut gefallen. Peter Maffay zum Beispiel.«
    Der Mandel hatte Peter Maffay auf seinem Telefon? Abgründe. Darüber würde ich mit ihm reden müssen.
    »Was schlagen Sie denn nun vor?«, fragte der Mandel den Neumann, als hätte er es eilig.
    Der Neumann lehnte sich zurück und lächelte zufrieden. Auf den ersten Blick hätte er jetzt sicher nicht unsympathisch gewirkt. Wir waren allerdings schon deutlich weiter als beim ersten Blick, und das war nur dieses selbstgefällige Lächeln von Weisungsbefugten.
    »Lassen Sie mich erst eine Vorgeschichte erzählen«, sagte der Neumann, und ich dachte, o nein, jetzt kommt hoffentlich nicht die Geschichte vom Ursprung des Universums und wie der Neumann auf seine perfiden Pläne zur Weltbeherrschung gekommen ist. Ich war auch viel zu angespannt, um aufmerksam zuzuhören. Nicht, dass der Neumann danach noch Fragen zum Inhalt stellte. Das hat mich in der Schule schon immer nervös gemacht, wenn der Biolehrer Schmeissel gesagt hat, er stellt nachher Fragen zum Stoff. Keine einzige konnte ich beantworten unter der Anspannung. Der Neumann, genauso ein didaktischer Typ wie der Schmeissel. Jemand, der einem unangenehme Fragen stellte und einen abstrafte, wenn man das eben Gehörte nicht sofort akkurat wiedergab. Nach außen hin aber immer so gefasst lächelnd, das ist eigentlich das Gruseligste. Das ist ein bestimmter Typ Mensch, der einem ein schlechtes Gewissen macht, der einem unterschwellig eine komplette Lebensverfehlung unterstellt, aber dabei immer ein verdammt höflicher Fucker bleibt, um mal David Lynch zu zitieren. Quasi die psychologisch fortgeschrittene Variante der Hausmeistermentalität.
    »Sie beide sind nicht die ersten Privatdetektive, die der Herr Tilmann beauftragt hat«, begann der Neumann, und wir sparten uns die Feinheit, dass uns der Tilmann nie mit etwas beauftragt hatte.
    »Vor ziemlich genau einem Jahr haben wir einen sogenannten privaten Ermittler erwischt, der sich in unserem Vereinsheim ein bisschen umgeschaut hat. Wir haben ihn freundlich zu seinem Auftraggeber befragt, und es stellte sich heraus, dass er angewiesen war, ein paar Fakten über mich und den Verein herauszufinden. Wir haben Ihrem Kollegen ein gutes Geschäft vorgeschlagen, und er ist darauf eingegangen.«
    Der Neumann machte ein Pause, so als müssten wir jetzt etwas sagen. Aber was sagt man denn auf so ein selbstgefälliges Kokettieren mit der Gewaltbereitschaft? Mir fiel jedenfalls nichts ein.
    »Wenn Sie was von Ihrem Geschäft verstehen, dann wissen Sie ja, was mich interessiert.«
    Genau das war er, der widerwärtige Unterton, der von Haus aus eine einzige Unterstellung war.
    »Und?«, sagte der Neumann, weil wir nicht auf seinen Satz eingegangen waren. Aber er hatte ja auch keine Frage formuliert, sondern nur eine Unterstellung.
    Der Mandel ließ sich nicht gängeln. Er schwieg weiter.
    »Die Aufnahmen. Die Aufnahmen vom Herrn Tilmann«, antwortete sich der Neumann jetzt genervt selber.
    »So weit sind wir leider noch nicht«, sagte der Mandel.
    »Aber Sie sind doch nicht nach Binz für einen Strandurlaub gekommen. Mitten im April.«
    »Ich mag die vorsaisonale Ruhe hier«, sagte der Mandel, und das war sicher nicht gelogen.
    »Dank Ihnen wissen wir von der Ostseeresidenz von Herrn Tilmann. Und natürlich dank der freundlichen Unterstützung der ortsansässigen Kollegen.«
    Er nickte dem Pickeligen zu, und der lächelte zurück. Er hatte bei weitem nicht so ein ordentliches Gebiss wie der Mittelscheitel. Aber alles an dem Gesicht, was nicht Pickel oder Narben waren, wertete es ungemein auf.
    »Aber wir fragen uns natürlich, was es mit dem Haus auf sich hat.«
    »Wissen Sie, Herr Neumann, ich glaube nicht, dass wir Ihnen weiterhelfen können. Erstens wissen wir nichts, was Sie nicht auch schon wissen, und wahrscheinlich sogar wesentlich weniger, und zweitens machen wir mit Leuten wie Ihnen grundsätzlich keine Geschäfte.«
    Ich war mir in dem Moment nicht sicher, ob der Mandel auch einfach so für mich sprechen konnte.
    »Jeder nach seiner Fasson, Herr Mandel«, sagte der Neumann und winkte den Pickeligen zu sich. Der trat mit einem schnellen Tritt meinen Kantinenstuhl um, so dass ich auf den Rücken fiel. Der Mandel schaute mit Bedauern

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