Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mandels Buero

Mandels Buero

Titel: Mandels Buero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
Vom Netzwerk:
zu mir herunter, während der Pickelige seinen Stiefel auf meine Brust setzte und mit dem Messer vor mir herumwetzte.
    »Jetzt gleich den Brustkorb von Ihrem Kollegen einzutreten wäre natürlich eine empirisch hochinteressante Angelegenheit und würde ganz sicher Ihre Kooperationsbereitschaft erhöhen, Herr Mandel, aber wir sind keine Unmenschen«, sagte der Neumann und streckte dem Pickeligen gönnerhaft seine Hand entgegen, nach dem Motto: Walte deines Amtes, Pickeliger.
    Der Pickelige ging auf die Knie und setzte mir sein Messer auf die Brust. Man erfasst den vollen Ernst dieser Redewendung erst in so einer Situation. Es war ein fein gezacktes Messer und sah militärisch aus.
    »Das ist doch Blödsinn«, sagte der Mandel.
    »So ganz kann ich auch nicht hinter dieser Gewalt stehen«, sagte der Neumann, und der Pickelige sah fragend zu ihm auf.
    »Nur ein Spaß«, sagte der Neumann.
    Der Pickelige lachte und riss mein Hemd auf. Er stach mir in den Bauch. Dann führte er die Klinge langsam nach unten, so dass sie die Bauchdecke zerteilte. Ich schrie wie ein Tier, gar nicht unbedingt wegen dem Schmerz, sondern wegen der Unglaublichkeit, dass jemand Löcher in mich hineinschnitt.
    »Aufhören«, sagte der Mandel.
    »Bitte!«, schrie ich, doch der Pickelige ritzte weiter in der Bauchdecke herum. Ganz langsam. Und das Blut kam immer schneller. In kürzester Zeit der reinste Blutrohrbruch.
    Das muss wohl am Ende selbst dem Mandel zu viel Blut gewesen sein, denn er stürzte sich aus heiterem Himmel auf den Pickeligen und riss ihn von mir herunter, was einerseits gut war, aber andererseits schlecht, weil der Pickelige dadurch sein Messer aus mir herausriss und dabei ein bisschen was von meiner Bauchdecke mitnahm, fürchte ich. Der Mandel trat dem Pickeligen mit dem Fuß das Messer aus der Hand und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Ich glaube, er hat ihm sofort die Nase gebrochen. Das Blut pumpte aus meinem Bauch hinaus, während der Mittelscheitel den Mandel von hinten von dem Pickeligen herunterpflückte und ihn auf einen Kantinentisch schmiss, der samt Mandel umkippte. Dann war erst mal Ruhe, weil der Mandel nicht mehr aufstand, sondern schwer atmend auf dem Boden liegen blieb. Aber Respekt vor seinem Einsatz. Ich interpretierte das als eindeutigen Freundschaftsbeweis.
    »Also nochmal von vorn«, sagte der Neumann, der noch immer an seinem Tisch saß, seelenruhig die Hand auf dem neuen Telefon vom Mandel.
    »Die Blutung vom Sigi«, sagte der Mandel. Das war schön, dass er als Erstes an mich dachte.
    »Je schneller wir ins Gespräch kommen, desto eher verarzten wir den Herrn Singer«, sagte der Neumann. Der Mann verstand sein Geschäft.
    »Scheißdreck«, sagte der Mandel.
    »Wenn Sie sich die Zeit nehmen wollen, ein bisschen Dampf abzulassen, bitte sehr«, sagte der Neumann, und bei aller Abneigung musste ich ihm zugestehen, dass er einen ordentlichen Bösewicht abgab, weil didaktisch eiskalt, sympathisches Lächeln und ein paar gute Sprüche dazu. Der Pickelige war mittlerweile aufgestanden und hielt sich die blutende Nase. Er ging zum Mandel und trat ihm in den Magen.
    »Scheiße«, sagte der Mandel
    »Ich höre«, sagte der Neumann.
    »Die Frau, mit der wir uns treffen wollten, ist eine Geliebte vom Tilmann aus Hamburg. Sie weiß von unserer Zusammenarbeit mit ihm. Sie wollte uns die Aufnahmen geben, damit wir sie sicher verwahren, bis das Theater um den Mord vorbei ist. Wie die Frau heißt, wissen wir auch nicht, wir wissen nur, dass sie eigentlich in Hamburg wohnt und nur wegen uns heute hier war. Aber bevor wir Kontakt aufnehmen konnten, kam uns ja was dazwischen. Vermutlich ist sie wieder heimgefahren, als sie uns nicht gefunden hat.«
    Der Mandel immer mit seiner ewigen Wahrheit. Das war eine merkwürdige Strategie. Ich hielt meine Hand auf den Bauch und sah zu, wie mein weißes Hemd zu einem roten Hemd wurde. Radiale Blutausbreitung, kein schöner Anblick, wenn es auf dem eigenen Hemd passiert.
    »Wie heißt diese Frau, Herr Mandel? Wie können wir sie finden? In Hamburg.«
    Hamburg sagte er so, als würde er die Geschichte vom Baron Mandel sowieso nicht glauben. Dabei hatte der bisher ausschließlich die Wahrheit gesagt. Der Mandel stand jetzt langsam auf. Er blutete an der Hand, oder war das Blut von der Nase vom Pickeligen? Bei dem Blutsaustall kam man schnell durcheinander.
    »Ich weiß es nicht«, sagte der Mandel.
    Der Pickelige hob sein Messer auf und hielt es dem Mandel an den Hals.
    »Tina Malleck.

Weitere Kostenlose Bücher