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Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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ist unschuldig. Daraus schließe ich, dass entweder die tatsächlichen Räuber hinter mir her sind oder Rutgers – oder vielleicht auch beide. Sie sind erst seit zwanzig Monaten bei Rutgers. Zum Zeitpunkt des Raubüberfalls haben Sie gerade Ihre Ausbildung beim Nachrichtendienst der bewaffneten Streitkräfte begonnen.«
    Die Augen der dunklen Frau leuchteten langsam auf.
    »Wie kommen Sie darauf, die bestohlene Firma zu verdächtigen?«, fragte sie. »Warum sollte man das tun und gleichzeitig mich auf Ihre Fährte setzen?«
    »Vielleicht nicht die ganze Firma«, überlegte ich. »Vielleicht nur einzelne Personen, die den Raubüberfall inszeniert haben. Womöglich hat Clay Thorn nicht alleine gehandelt.«
    »Und Sie meinen, weil die Killer so exotisch waren, kann nur jemand Mächtiges die Sache arrangiert haben.«
    »Die Anführer der Leute, die den Raub begangen haben, hätten einen solchen Anschlag arrangieren können, aber die waren es nicht.«
    »Ach?«
    Ich erzählte ihr Clarence Lethfords Geschichte von Bingo und seinen Männern. Nova Algren erwähnte ich nicht,
    »Das wusste ich nicht«, sagte Antoinette. »Mir war bekannt, dass Lethford die damalige Ermittlung geleitet hat, doch er wollte nicht mit mir reden. Jetzt verstehe ich warum.«
    »Ja«, sagte ich, »wahrscheinlich hatte er Ihre Leute ebenfalls im Verdacht. Die Frage ist also, würden Sieden Brotkrumen auch folgen, wenn die Sie zu Ihren eigenen Herren führen würden?«
    »Das ist mein Job«, sagte Antoinette Lowry ernst. »Aber ich habe keinen Grund zu der Annahme, dass Thorn als Wachmann irgendwas mit den höheren Etagen von Rutgers zu tun hat. Die interne Ermittlung hat ergeben, dass ein Cousin von ihm wegen bewaffneten Raubüberfalls einsaß. Wir haben angenommen, dass es Bekannte seines Cousins waren, die ihn überredet haben, den Überfall vorzubereiten.«
    »Konnten Sie das beweisen?«
    »Nein.«
    »Haben Sie den Cousin wenigstens befragt?«
    »Steve Billings ist drei Jahre nach dem Raub an Lungenkrebs gestorben.«
    »Aber wenn Sie Thorn und Billings in Verdacht haben, warum glauben Sie dann, dass Zella irgendwas mit der Sache zu tun hat?«
    »Es gab die Beweise in ihrem Lagerabteil. Haben Sie Beweise dafür, dass andere Mitarbeiter von Rutgers beteiligt sind?«
    »Keine wasserdichten – nein.«
    »Und warum sind wir dann hier?«
    Statt zu antworten, machte ich einer jungen Kellnerin ein Zeichen. Wie alle anderen Bedienungen war sie weiß und blond und trug ein knappes schwarzes Kleid.
    »Ja, Sir?«
    »Cognac«, sagte ich, »so nah an fünfundzwanzig Dollar das Glas, wie Sie haben.«
    Sie lächelte über meine Bestelltechnik und ging.
    »Das Organigramm Ihres Unternehmens sagt, dassSie nicht an Johann Brighton berichten«, sagte ich zu Antoinette.
    »Allein dafür, dass Sie das wissen, könnte ich Sie verhaften lassen.«
    »Stellt dieses Diagramm die Dinge dar, wie sie sind, oder ist das bloß eine Fiktion?«
    »Ich berichte nicht an ihn.«
    »Wussten Sie, dass Minnie Lesser, die Freundin des Mannes, auf den Zella geschossen hat, jetzt Brightons persönliche Sekretärin ist? Sie hat den Namen Claudia Burns angenommen.«
    Eine schmächtige Kellnerin brachte meinen Cognacschwenker. Ich trank einen Schluck und genoss das Brennen.
    »Aber Sie behaupten doch, dass Grisham nichts mit dem Raub zu tun hatte«, sagte Antoinette, als die Kellnerin wieder gegangen war.
    »Irgendjemand muss ihr die Sache in die Schuhe geschoben haben.«
    Ich bewegte mich auf dünnem Eis. Ich wusste, dass Minnie nichts mit dem Verbrechen zu tun gehabt haben konnte, bevor es begangen wurde, doch das musste nicht heißen, dass sie nicht im Nachhinein darin verwickelt worden war. Und selbst wenn es ein Riesenzufall war, brauchte ich immer noch Antoinettes Kooperationsbereitschaft. Mit allen notwendigen Mitteln , wie mein Vater und Malcolm X zu sagen pflegten.
    Das Quintett spielte irgendein romantisches Stück. Es klang wie Brahms ohne Klavier. Lowry widmete ihre Aufmerksamkeit der Musik, während sie kleine Schlucke von ihrem Drink nahm. Ich erlaubte ihr, zu lauschenund zu genießen, weil ich wusste, dass ich ihrer Ermittlung gerade einen bitter-sauren Beigeschmack gegeben hatte.
    Sie saß in der Klemme. Wenn jemand aus der Chefetage von Rutgers beteiligt war, könnte die Aufklärung des Verbrechens oberhalb ihrer Gehaltsstufe liegen. Sie könnte gefeuert werden oder sogar das Schicksal Bingos und seiner Freunde erleiden.
    Sie stellte ihr Glas ab und wandte sich wieder mir

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