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Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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kennst.«
    »Nur Mom und Taty, das ist alles, was mir wichtig ist.«
    »Und was ist mit der Uni?«
    »Ich nehm mein Studium wieder auf, wenn Tatyana ihren Abschluss hat. Du weißt doch, dass ich Geschichte und Naturwissenschaft liebe. Aber sie kriegt schneller einen guten Job als ich.«
    Ich legte eine Hand auf Ds rechten Unterarm. Er legte eine Hand auf meine Finger. Seit er ein Säugling gewesen war, waren wir uns nicht mehr so nahe gewesen und durch unseren unterschiedlichen Erfahrungshorizont doch meilenweit voneinander entfernt.
    Die SMS war eine weitergeleitete E -Mail von Bug. Wenn man einem Mann mit seinem Liebesleben hilft, reagiert er viel bereitwilliger. Ich ging in mein Arbeitszimmer und lud die Daten herunter, die er geschickt hatte.
    Was er gefunden hatte, war zwar keine Lösung für meine Probleme, nicht direkt, doch es wies einen Weg, den ich vielleicht einschlagen konnte.
    »Hallo?«, meldete sie sich nach dem vierten Klingeln.
    »Ms. Lowry?«
    »Ich hatte Ihren Anruf nicht so bald erwartet.«
    »Wir sollten uns treffen.«
    »Weswegen?«
    »Angesichts der Macht meiner Feinde würde ich das lieber nicht am Telefon besprechen.«
    »Feinde?«
    »Jeder, der Killer zu meiner Tür schickt, ist ein Feind.«
    »Kennen Sie das Pink Lady?«, fragte sie.
    »Ja.« Ich war Jahre nicht mehr dort gewesen.
    »Im Moment hab ich noch zu tun, aber in ein paar Stunden kann ich dort sein. Sagen wir um elf?«
    Ich goss Cognac in einen gekühlten Schwenker und Grenadine und Sprudel in ein hohes Cocktailglas. Beides servierte ich Katrina und Dimitris Freundin, bevor ich wieder hinaus auf die Straße ging, wo ich hingehörte.

43
    Nach Einbruch der Dunkelheit ist der Central Park einfach herrlich. In der Ferne leuchten die Lichter der Stadt und lassen die Schatten zwischen den Bäumen noch schwärzer erscheinen. Als ich als Kind auf der Flucht vor der Fürsorge und der Polizei war, hatte ich manche Nacht in den verborgenen Nischen der menschengemachten Wildnis geschlafen.
    Für andere hätte es gefährlich sein können, doch ich war bewaffnet und wütend. Die ’25er in meiner Tasche sah in meiner Pranke aus wie ein Spielzeug, doch ihre Kugeln konnten trotzdem Fleisch und Knochen durchschlagen und das Blut von jedem vergießen, der mir etwas antun wollte.
    Ich ging unbehelligt über dunkle Pfade, während ich insgeheim vielleicht sogar hoffte, dass irgendein Schurke den kleinen dicken Spaziergänger mittleren Alters angreifen wollte. Zum Glück für den namenlosen Unruhestifter sah er mich nicht oder war klug genug, Abstand zu halten.
    Das Pink Lady war der einzige Club mit klassischer Musik in ganz New York – vielleicht sogar auf der ganzen Welt. Heute Abend spielte ein Bläserquintett Sonaten und Kammermusik des 18. Jahrhunderts.
    Um das Podest, auf dem die Musiker spielten, waren im Halbkreis etwa fünfzehn runde Tische angeordnet. Daneben gab es noch eine Bar. Die Leute saßen und tranken, unterhielten sich leise und genossen den europäischen Vorläufer des Jazz.
    Lowry saß alleine an dem Tisch, der am weitesten von den Musikern entfernt stand. Sie nippte an einem knallpinken Sloe Gin mit Erdbeeren – der Spezialdrink des Hauses.
    »Hey«, sagte ich und setzte mich neben sie.
    »Haben Sie gut hergefunden?«
    »Ich bin vor langer Zeit öfter mal mit einer Freundin hier gewesen.«
    »Wirklich? Ich hätte nicht gedacht, dass Sie einen Laden wie diesen kennen.«
    »Wieso nicht?«
    »Was wollten Sie von mir, Mr. McGill?«
    »Sie sind eine geborene Dwalla, Iché Dwalla. Der Name könnte aus Afrika stammen, aber Ihre Familie lebt schon seit Generationen in Alabama, seit dem 17. Jahrhundert genauer gesagt. Tellfords und Mintons, Mummers und Daltons, bevor sie sich dem Afrozentrismus zugewandt haben. Aber dagegen haben Sie rebelliert – Sie haben sich umbenannt und erst in Harvard und dann in Stanford studiert. Angesichts Ihrer Ausbildung mag Ihre Entscheidung, zur Armee zu gehen, merkwürdig erscheinen, doch ich erkenne darin eine fortgesetzte Rebellion gegen die politische Einstellung Ihrer Eltern.«
    »Beeindruckend«, sagte sie. »Sie wissen, wie man sich Informationen beschafft. Aber ich habe nichts zu verbergen. Ich habe keine Angst vor Ihrem Wissen.«
    »Ich versuche auch gar nicht, Sie einzuschüchtern. Ich möchte Ihnen nur erklären, warum ich wollte, dass wir uns treffen.«
    »Und warum wollten Sie das?«
    »Ich weiß nicht, wer versucht, mich umzubringen,Ms. Lowry. Ich habe keine Millionen Dollar. Zella Grisham

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