Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
arbeiten.
»Nein danke«, sagte Aura.
» Mais lardons pour moi, monsieur «, sagte ich in einer suboptimalen Version seiner Landessprache.
Er sah mich stirnrunzelnd an und ging.
»Du sprichst Französisch?«, fragte Aura.
»Es gibt einiges, was ich dir sagen muss«, erklärte ich.
»Auf Französisch?«
»In der Sprache der Narren, nicht der Liebe.«
Ihr Lächeln machte mich glücklich, trotz der Erschöpfung und dem Gefühl der Unzulänglichkeit.
»Was ist los, Leonid?«
»Ich weiß, dass ich dich gebeten habe, drei Tage zu warten, aber ich will nicht, dass du denkst, ich hätte mich verändert oder irgendwas. Ich meine, ich will ganz unbedingt mit dir zusammen sein. Ich will dich jeden Tag in meinem Leben haben. Aber, aber das Ganze wird nicht leichter …«
Ich erzählte ihr von Zella und deutete an, wie ich ihr zunächst etwas angehängt und dann für ihre Freilassung gesorgt hatte. Ich erklärte ihr, dass die Männer, die versucht hatten, mich umzubringen, wahrscheinlich wegen meines Einsatzes für Zella hinter mir her waren. Ich breitete die ganze Sache vor ihr aus.
Aber bevor sie antworten konnte, kam der Speck, und dann klingelte mein Handy. Ich warf einen Blick auf das Display und sagte: »Da muss ich rangehen.«
Sie nickte.
»Was haben Sie für mich, Ms. Lowry?«, fragte ich ins Telefon.
»Der Mann, der ins Haus der Quicks eingebrochen ist, befindet sich mittlerweile im Gewahrsam der Bundesbehörden«, begann sie. »Man wird ihn wahrscheinlich abschieben, da man ihm nicht nachweisen kann, dass er die Absicht hatte, irgendwen zu töten. Er wird noch vernommen, aber ich glaube nicht, dass er jemanden kennt, der auf dieser Seite etwas mit den Verbrechen zu tun hat. Er hatte ein Prepaidhandy und hat hier in den Staaten niemanden getroffen.«
»Das bringt ja nicht viel. Was ist mit Claudia?«
»Sie hat erst zwei Wochen nach ihrer Anstellung einen Bewerbungsbogen ausgefüllt. Alle früheren Kontakte wurden entweder verändert oder gelöscht. Wenn Sie weitere Informationen wollen, muss ich schon mit ihr persönlich sprechen.«
»Das wird bestimmt nicht passieren.«
»Vertrauen Sie mir nicht?«
»Ich habe gerade Frühstück bestellt«, sagte ich, »auf Französisch.«
Ich beendete das Gespräch und wandte mich wieder der Frau zu, die ich liebte.
»Mach dir deswegen keine Sorgen, Leonid«, sagte sie.
»Weswegen?«
»Theda fängt in diesem Jahr mit dem College an«, sagte sie. »Brown. Wenn sie aus dem Haus ist, muss ich mich nur noch um meine eigene Sicherheit sorgen.«
»Aber was für ein Arschloch wäre ich, wenn ich dich derart in Gefahr bringen würde?«, fragte ich. Und meinte es auch. »Ich habe ein paar schreckliche Dinge getan. Dem kann man nicht entkommen. Und selbst wenn ich versuche, es wiedergutzumachen, schaffe ich nur noch mehr Probleme.«
Sie nahm einen Bissen von ihrem Erdbeer-Crêpe und kaute vorsichtig. Das Fenster hinter ihr gab den Blick über den Central Park bis nach Harlem frei, fast bis nach Yonkers.
»Ich bin seit neun Monaten Mitglied einer Online-Partnerbörse für Top-Manager«, sagte sie.
»Wirklich?«
»Hin und wieder gehe ich mit irgendeinem Anwalt, Banker oder Unternehmer aus.«
»Nette Typen?«
»Mit den meisten läuft es ganz gut, aber nicht so wie mit dir. Sie sind meistens reich und erfolgreich. Ich habe mindestens drei Männer kennen gelernt, die realistisch denken und mir in jeder Beziehung ebenbürtig sind.«
»Verstehe.«
»Twill und Theda haben sich gestern zum Mittagessen getroffen«, sagte sie, als ob sie mich absichtlich immer wieder aus dem Gleichgewicht bringen wollte.
»Ach ja?«
»Er hat ihr erzählt, wie du die Männer getötet hast, die in eure Wohnung eingedrungen sind. Er hat gesagt, du wolltest, dass Katrina sich irgendwo versteckt, doch sie habe sich geweigert.«
Ich warf mir einen Streifen in Ahornsirup getränkten Speck in den Mund und kaute.
»Und?«
»Verstehst du nicht, Leonid?«
»Was? Dass Katrina endgültig durchgedreht ist?«
»Dass du nicht versucht hast, sie zu zwingen. Das ist der Unterschied zwischen dir und den Männern, die ich kennen gelernt habe.«
»Inwiefern?«
»Sie haben alle Macht und Reichtum erworben, weil sie Angst vor der Welt haben. Sie brauchen das Gefühl, alles und jeden zu erobern, damit sie sich sicher fühlen. Du dagegen stellst dich deinen Problemen einfach und bleibst stark. Seit ich dich getroffen habe, weiß ich, dass du das bist, was ich von einem Mann will.« Sie machte eine kurze
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