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Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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war so in ihre Akten versunken gewesen, dass ich nicht gehört hatte, wie sie die Tür aufgeschlossen hatte. Ich sprang auf wie ein Teeny, der beim Blättern in Vaters Playboy erwischt worden war.
    »Ähm«, stammelte ich, »ich hab nicht rumgeschnüffelt.«
    Das blasse junge Ding schüttelte lächelnd den Kopf. »Das ist Ihr Büro, Mr. M. Alles auf und in meinem Schreibtisch gehört Ihnen.«
    Ich unterdrückte den Impuls, mich zu bedanken, und trat zur Seite, damit das brillante Kind an seinen Schreibtisch kam.
    »Jemand versucht, jeden zu töten, der irgendwas mit dem Fall von Zella Grisham zu tun hat«, sagte ich.
    Mardi sah mich nur an und nickte. Sie hatte in ihrem kurzen Leben schon weit größere Ängste durchgestanden.
    »Also lass die Tür abgeschlossen, bis du genau weißt, wer davor steht«, fuhr ich fort.
    »Okay.«
    Etwa eine Stunde später klopfte Twill an meine Bürotür.
    Als er vor mir saß, fragte ich: »Was war da noch mit diesem Kent?«
    »Wie meinst du das, Pops? Er wollte den Typen umbringen. Reicht das nicht?«
    »Doch, schon, aber das ist noch nicht alles.«
    »Was soll das heißen?«
    »Es ist irgendwas Persönliches, irgendwas, das dir unter die Haut gegangen ist. Ich meine, wenn es bloßum das Leben des Ladenbesitzers gegangen wäre, wärst du zu mir gekommen.«
    Twill grinste, wandte den Blick ab und sah mich wieder an.
    »Was auch immer«, sagte er.
    Für einen Moment hielt ich dem Blick des jungen Mannes stand und sagte dann: »Also gut. Aber ich erwarte, dass du hier drinnen offen zu mir bist.«
    »Es ist nichts, Pops. Wirklich.«
    Allein in meinem Büro hinter verschlossenen, verstärkten Türen, und mit der Polizei vor meinem Zuhause, fühlte ich mich beinahe behaglich. Antoinette Lowry fand mich attraktiv, aber unintelligent. Katrina glaubte nach all den Jahren des Streits, dass sie mich ungerecht behandelt hatte. Ich liebte Aura, und sie erwiderte dieses Gefühl. All das zusammengenommen, kam ich zu dem irrationalen Schluss, dass es Zeit für einen Durchbruch in dem Fall sei.
    »Anruf auf Leitung sechs, Mr. M«, sagte Mardi durch die Gegensprechanlage.
    »Wer ist es?«
    »Er hat gesagt, sein Name ist Plimpton.«
    »Mr. Plimpton?«, sagte ich in den Hörer.
    »Ich habe heute Morgen einen Anruf von Ms. Lowry erhalten«, sagte er.
    »Diese Antoinette kommt wirklich rum.«
    »Sie wollte wissen, wie und von wem Mr. Brightons Sekretärin Claudia Burns angestellt wurde.«
    »Das kann ich Ihnen nicht beantworten. Vielleicht fragen Sie mal in Ihrer Personalabteilung.«
    »Lowry hat gesagt, Sie glauben, Burns hätte etwas mit dem Raub vor acht Jahren zu tun.«
    »So weit würde ich nicht gehen. Ich habe gesagt, irgendjemand glaubt, dass sie etwas damit zu tun hat. Oder vielleicht will er auch nur, dass wir das glauben.«
    »Und wer sollte das sein?«
    »Weshalb rufen Sie an, Alton?«
    »Was wissen Sie über Miss Burns?«
    »Sie hat einen Mann namens Quick geheiratet«, sagte ich.
    »Haben die beiden etwas mit dem Raub zu tun?«
    »Manche Leute meinen ja. Ich persönlich bezweifle es.«
    »Was soll das heißen?«
    »Worüber reden wir, Mann?«
    »Glauben Sie, dass Claudia Burns etwas mit dem Raub zu tun hatte?«
    »Und dem Mord«, fügte ich hinzu.
    »Was?«
    »Einer der Wachmänner wurde ermordet. Das ist auch ein Verbrechen.«
    »Und glauben Sie, dass Miss Burns oder Quick, oder wie immer sie heißen mag, darin verwickelt war?«
    »Ich glaube, dass die Person, die sie angestellt hat, darin verwickelt war.«
    »Aber sie selber nicht?«, fragte er.
    »Ich bezweifle es.«
    »Warum?«
    »Was sollen die ganzen Fragen, Mr. Plimpton? Möchte Rutgers mich engagieren?«
    »Sind Sie verfügbar?«
    »Ich habe im Moment zwar einen Job, aber niemand bezahlt mich. Wenn Sie dieselben Interessen haben wie mein Klient, könnte ich möglicherweise ein Doppelangebot machen.«
    »Können Sie beweisen, dass die Person, die Claudia angestellt hat, etwas mit dem Raubüberfall zu tun hat?«
    »Mit dem Zugang zu den entsprechenden Informationen glaube ich, dass ich das kann – ja.«
    »Was, wenn ich Sie engagieren würde?«
    »Aus Ihrer eigenen Tasche?«
    »Dieser Diebstahl ist das Schlimmste, was Rutgers je passiert ist«, sagte Alton Plimpton mit tiefem Ernst. »Es ist ein beständiger Stachel im Fleisch der Firma. Wenn ich das Verbrechen lösen und vielleicht sogar einen Teil des geraubten Geldes sicherstellen könnte, würde ich bestimmt eine Beförderung und möglicherweise einen Bonus

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