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Manhattan

Manhattan

Titel: Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Mallons Ablenkungsmanöver hinter ihm. Denn während er seinen Schachzug machte, konnte Walter Mallon brüllen hören: »Polizei! Polizei!« Sowie Zaifs irritierte (um es gelinde zu sagen) Reaktion in Form eines: »Sie Knallkopf, ich bin die Polizei!« Dann versuchte Zaif sich freizumachen, was Mallon veranlasste, Zaif eine rechte Gerade an die Schläfe zu verpassen. Das Ganze wurde zu Finnegan's Wake, als Stone und Madsen Walter entdeckten, der gerade die Treppe hinunterstürmte, und sich durch die Menge hindurchzukämpfen versuchten, um zu ihm zu gelangen.
    Was sie durchaus hätten schaffen können, wäre da nicht die rechtzeitige Intervention der Mallonettes gewesen, die wie aus dem Nichts auftauchten, um sich ins Getümmel zu stürzen. Der älteste Junge – war es Liam?, fragte sich Walter – packte den unglücklichen Stone beim Revers und hob ihn, ganz gehorsamer Sohn, mit dem rührenden Ausruf: »Ich hab den zweiten, Daddy!«, vom polierten Fußboden. (Denn schließ
lich weiß jeder Großstadtbewohner, dass die besten Taschendiebe, die nicht in Ossining leben, sondern in den gemütlichen Wohnungen der East Side, nicht allein arbeiten, sondern in Teams. Der eine schnappt sich die Brieftasche, die er dann sofort an den zweiten weitergibt.)
    Dieses Tohuwabohu ließ Keneallys Jungs, die an der 48. Straße standen, in die Halle rennen, denn sie hatten Walter draußen auf seinem gewohnten Heimweg abfangen wollen. Sie kamen nun also herein – und liefen direkt Billy in die Arme, dem jüngsten Mallon, dem kleinsten Mallon, dem Mallon, der nicht ganz richtig im Kopf war, und dem Mallon, den das Anwerbebüro der Marines am Times Square als zu gewalttätig abgelehnt hatte. Jetzt stürzten sie herbei, alle drei, kräftige Burschen mit stämmigen Beinen und mächtigen Brustkästen, und Billy »Böse Saat« Mallon sah keine andere Möglichkeit, als sich der Länge nach auf den Fußboden zu legen und auf die Angreifer zuzurollen, um ihnen so den Weg zu versperren. Und genau das tat er, holte sie damit von ihren kräftigen Beinen und verwandelte das erhabene Foyer dieses Tempels von Kommerz und Industrie in eine menschliche Bowlingbahn.
    So schenkten Mallon und die Mallonettes Walter die kostbaren wenigen Sekunden, die ihm einen Vorsprung vor seiner buntscheckigen Verfolgerschar verschafften, so dass er weit vor ihnen das Untergeschoß des Rockefeller Center erreichte.
    Dieses als Traum jedes Pendlers entworfene Stockwerk verlief unter den verschiedenen Gebäuden und verband sie alle miteinander und dem U-Bahn-System der Linien F, N und R. Es war durchaus möglich – Angestellte von Forbes and Forbes hatten es wiederholt bewiesen –, einen ganzen Arbeitstag zu absolvieren, ohne auch nur einmal echte Stadtluft zu atmen. (Es ging sogar das Gerücht, »Dickless« Tracy sei noch
nie draußen gewesen, sondern komme immer mit der U-Bahn und verzehre sämtliche Mahlzeiten im Coffee Shop unten neben den Fahrstühlen.) Es gab Zeitungsstände und Schuhputzer, Restaurants, Bekleidungsgeschäfte, sogar Blumenläden, die dem vergesslichen Ehemann eine letzte Chance gaben, sich zu Hause ein herzlicheres Willkommen zu sichern.
    Walter besaß dieser unterirdischen Ebene gegenüber immer ambivalente Gefühle, denn diese Troglodyten-Luft war für seinen Geschmack ein wenig zu atavistisch, doch jetzt schob er diesen Vorbehalt beiseite und schloss sich dem Gedränge von Pendlern an, die in dem langen Mittelkorridor der U-Bahn zustrebten. Er brauchte seine Verfolger nicht abzuschütteln – obwohl er auch nichts dagegen gehabt hätte –, sondern wünschte sich vielmehr einen anständigen Vorsprung. Es war gut, dass sein Ehrgeiz so bescheiden war, denn als er, den Rat von Satchel Paige ignorierend, über die Schulter blickte, sah er, dass Agent Madsen dabei war, ihn einzuholen.
    Ah, aber es ist zu spät, Agent Madsen, denn meine Sturmreihe hat mich auf das freie Feld katapultiert, und ich bin der Frank Gifford des städtischen Straßennetzes und werde mich nicht von hinten abfangen lassen.
    Also drängte sich Walter zwischen zwei Pendler, bewegte sich dann quer zum Strom, schlich an der Wand entlang, überquerte den Korridor diagonal und wurde wieder schneller. Er konnte spüren, wie Madsen sich abmühte, mit ihm Schritt zu halten.
    Doch es gibt zu viele menschliche Hindernisse, die ihm den Weg verstellen, dachte Walter und segnete die sonst so verfluchte Rushhour und die Sicherheit in der großen Menge. Er erreichte das Drehkreuz zur

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