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Manhattan

Manhattan

Titel: Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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begründete Hoffnung, dass man Lyndon Johnson im Menger Hotel mit einer jungen Ziege erwischt?«, fragte Walter.
    »Wir können Ihnen das Leben sehr schwer machen«, drohte Keneally.
    Walter drehte sich um und sah ihn an. Diesmal hatte Jimmy Keneally sein Hinterzimmer-Gesicht aufgesetzt. Ein tödlich ernster Ausdruck, nun ja … ein tödlicher Ausdruck.
    »Das können Sie ohne Zweifel«, gab Walter zurück.
    »Ich meine es ernst.«
    »Das weiß ich«, sagte Walter. »Und wahrscheinlich können Sie auch Cerberus auf mich hetzen, um mir diese Aktentasche abzunehmen. Aber Sie werden es nicht hier bei P. J. Clarke's tun. Warum setzen Sie sich also nicht einfach und trinken etwas? Hatten Sie übrigens schon Gelegenheit, zu Abend zu essen? Die Cheeseburger hier sind großartig. Mein Leibgericht.«
    »Sie sind ein cleverer Scheißkerl, Withers.«
    »Stimmt.«
    »Aber das bin ich auch«, erwiderte Jimmy. »Und ich habe sehr viel mehr im Rücken als Sie.«
    McGuire leerte den Krug und hielt ihn dann hoch als Zeichen, damit irgendein Bewunderer ihm einen neuen besorgte. Es war kein Bewunderer, sondern ein Kerl, den Walter als Redakteur von Time erkannte, der aufstand und McGuire ein frisches Bier besorgte, um ihn zu weiterem betrunkenem Geschwafel zu ermuntern. Das wäre eine erzählenswerte Geschichte, vielleicht würde sogar ein Lunch dabei herausspringen, eine Geschichte darüber, wie der neue literarische Salon
löwe bei P. J. Clarke's sich nicht nur verbal erbrach, sondern auch noch das Lokal vollkotzte.
    Madsen kam herein. Madsen konnte Walter in dem großen Spiegel hinter der Bar sehen und stellte Augenkontakt mit ihm her. Walter lächelte, und Madsen lächelte kalt zurück und verschaffte sich einen Überblick über den Raum.
    Jimmy Keneally entdeckte Madsen ebenfalls.
    »Es wäre besser, wenn dies nicht das wäre, wofür ich es halte, Withers«, sagte er.
    »Was sollte es Ihrer Meinung nach lieber nicht sein?«, fragte Walter zurück.
    »Sie übergeben die Bänder an Hoover.«
    »Lassen Sie sich wegen Hoover keine grauen Haare wachsen.«
    »Tu ich aber«, sagte Jimmy. »Ich mache mir große Sorgen.«
    »Ah, nun ja …«
    »Wie viel wollen Sie, Withers?«, fragte Jimmy. »Was ist Ihr Preis?«
    Walter drehte sich zu ihm um und warf ihm seinen Hinterzimmer-Blick zu.
    »Wie ich Ihnen schon sagte, Keneally«, sagte er. »Ich will Ihr Geld nicht.«
    Im Spiegel der Bar konnte Walter sehen, wie Madsen sie anstarrte. Er fürchtet, ich könnte die Sachen hier übergeben, dachte Walter. Ich werde aber etwas ganz anderes tun, mein lieber Agent Madsen, ich werde dich abhängen. Aber wo ist dein dicker junger Agent Stone? Der so ein prachtvolles Braunhemd abgegeben hätte?
    Du bist ein Maulheld, dachte Walter. Aus dir spricht der Whiskey, und im Handbuch heißt es, man darf nicht trinken, aber im Handbuch heißt es auch, dass man tun soll, was man auch normalerweise tut, und normalerweise nehme ich um
diese Zeit einen Drink. Also werde ich diesen scheinbaren Konflikt zu meinen Gunsten lösen und den Whiskey genießen. Und die Nerven beruhigen.
    McGuire setzte erneut an: »Ich habe den Ozean nachts fluoreszierend funkeln sehen, um die Sterne vom Himmel zu locken, ich habe die Wüste üppig vor Wildblumen blühen sehen, und ich habe chinesische Opiumraucher sich zu Tode träumen und zusammengekrümmt und faltig in der Stockton Street im Rinnstein liegen sehen, und das ist alles derselbe Gott. Ich habe Saxophone die Nacht wie Rasiermesser durchschneiden hören, ich habe Seeleute durch papierdünne Puffwände ihren Höhepunkt grunzen hören, ich habe riesige Hemlocktannen in der Kälte bersten und in den weichen Schnee stürzen hören, und das alles ist Gott.«
    »Und ich habe jetzt genug gehört«, sagte einer von der alten Truppe und legte etwas Geld auf den Tresen, um für seine Drinks zu bezahlen, bevor er aufstand und ging.
    »Ich habe Himmel und Hölle berührt und die feuchte Hitze einer Frau«, sagte McGuire. »Und das ist alles Gott, und jetzt muss ich pissen.«
    Gelächter und das sarkastische Händeklatschen der Stammgäste. McGuire verneigte sich vor ihnen und kämpfte sich zur Herrentoilette durch. Walter gab ihm eine Sekunde Vorsprung und folgte ihm in dem Wissen, dass Madsen auf ihn warten würde, bis er zurückkam, doch er wusste auch, dass der Agent es sich keine Sekunde träumen lassen würde, dass die Übergabe durch einen betrunkenen Beat-Poeten erfolgte.
    Der Mann fürs Grobe gab jedoch nicht auf.
    »Wenn ich

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