Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Manhattan

Manhattan

Titel: Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
Vom Netzwerk:
die Jungs auf Sie hetze«, sagte Jimmy, »wird es nicht angenehm sein. Sie werden Ihnen weh tun, Withers.«
    »Wenn Sie erlauben, ich will gerade rausgehen, um mich zu erleichtern.«
    »Und es wird nie aufhören«, fuhr Jimmy fort. »Ich vergesse nie und vergebe nie. Ich werde Sie aus Ihrem Job hetzen und aus dieser Stadt. Sie und Ihre Freundin.«
    »Sie haben ein wundervolles Gespür für Ausgewogenheit«, sagte Walter. »Ist das Instinkt oder erworben?«
    »Ihnen ist nicht klar, mit wem Sie es zu tun haben.«
    »Ich glaube, ich durchschaue es allmählich«, entgegnete Walter. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen, James, vielleicht können wir diese bezaubernde Unterhaltung fortsetzen, wenn ich wieder da bin.«
    McGuire spritzte sich gerade etwas Wasser auf den Kopf, als Walter eintrat und die Tür hinter sich verschloss. Der Dichter blickte mit blutunterlaufenen Augen und glasigem Blick auf und sagte: »Ich habe Ihnen das Band mitgebracht. Ich habe genau getan, was Sie gesagt haben.«
    »Guter Mann.«
    McGuire zog die schmale Schachtel hinten aus dem Gürtel seiner Jeans und reichte sie Walter.
    »Damit sind wir quitt, Mann. Kapiert?«
    »Ich habe kapiert, begriffen, gerafft, geschnallt«, sagte Walter, als er das Tonband in den Aktenkoffer steckte.
    McGuire blickte sein aufgedunsenes Gesicht prüfend im Spiegel an.
    »Wissen Sie, was für einen Taoisten die Hölle ist?«
    »Nein.«
    »Dies hier«, sagte McGuire und reckte das Kinn gegen den Spiegel. »Wünsche, Bindungen, Ehrgeiz, Besitztümer, Leistungen … Sehnsucht.«
    »Eine ziemlich lange Liste.«
    Ein Klopfen an der Tür.
    »Die Welt«, sagte McGuire zusammenfassend, »sie ist nicht real.«
    »Machen Sie schon!«, brüllte Madsen. »Machen Sie auf!«
    Ein Anflug von Angst in der Stimme, dachte Walter nicht ohne ein wenig schuldbewusstes Vergnügen.
    »Sie ist nicht real, Mann«, wiederholte McGuire.
    »Dann brauchen wir uns ja keine Sorgen mehr zu machen, oder?«, sagte Walter.
    Er öffnete das Fenster der Herrentoilette und zog sich hinauf.
    »Gottverdammt! Machen Sie die Tür auf!«
    »Könnten Sie mir bitte den Aktenkoffer reichen?«, fragte Walter.
    McGuire gab ihn ihm und sagte: »Bis später, Walter.«
    Ein paar Sekunden später krachte die Tür gegen McGuire, doch er hatte nichts Interessantes mehr bei sich, und Walter schlenderte bereits durch die Seitenstraße.
    Und wurde von einem Unterarm getroffen, der ihn aufs Straßenpflaster schickte.
    Er blickte hoch und sah einen Pistolenlauf und das lange, lächelnde Gesicht von Special Agent Stone. Stone presste die Pistole zwischen Walters Lippen.
    »Möchtest du dran lutschen, du Schwuchtel?«, fragte Stone. »Wahrscheinlich gefällt dir das, du bist doch schwul, nicht wahr? Der Cop hat uns alles über dich erzählt.«
    »Immer mit der Ruhe«, sagte Madsen, der von hinten dazutrat.
    »Ich bin ihm was schuldig«, knurrte Stone.
    »Und ich sagte, immer mit der Ruhe«, wiederholte Madsen. »Das Fenster der Herrentoilette, was Besseres ist Ihnen nicht eingefallen, Withers?«
    »Offenbar nicht.«
    »Haben Sie etwas für uns?«, fragte Madsen.
    Stone entsicherte die Pistole.
    Walter griff in seine Jacke.
    »Langsam«, sagte Madsen.
    »Was ist mit dem Aktenkoffer?«, fragte Stone.
    »Dazu kommen wir noch«, sagte Madsen.
    Walter zog den Umschlag aus der Tasche und reichte ihn Madsen.
    »Vielen Dank«, sagte Madsen mit einem zufriedenen Lächeln. Das sich in einen Ausdruck schieren Entsetzens verwandelte, als er die Fotos sah. Walter konnte den Mann im schwachen Licht der Seitenstraße sogar erbleichen sehen.
    »Sagen Sie dem Hitlerjungen hier, er soll mich loslassen«, befahl Walter.
    »Lassen Sie ihn los.«
    »Aber …«
    »Lassen Sie ihn sofort los, Sie Arschloch!«, brüllte Madsen.
    Stone steckte die Pistole ins Holster und trat zurück.
    Walter stand auf, wischte sich den Schmutz von der Hose und fragte: »Haben Ihnen die Fotos Spaß gemacht?«
    Madsen sagte: »Sagen Sie mir, was Sie wollen.«
    »Was …«, begann Stone.
    »Halt's Maul«, sagte Madsen. Und dann zu Walter: »Sagen Sie, was Sie von uns wollen.«
    »Sie werden Folgendes tun«, sagte Walter. »Sie nehmen den nächsten Zug zurück nach Washington und sagen dem Direktor, er soll seine Wurstfinger von Senator und Mrs. Keneally fernhalten.«
    »In Ordnung.«
    »In Ordnung«, sagte Walter. »Und seien Sie versichert, dass die Negative sicher in einem Schließfach in Zürich oder Bern liegen.«
    »In Ordnung.«
    »In Ordnung«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher