Manhattan
antwortete, schnappte der Schläger Walters Hand und bog ihm den Daumen nach hinten.
»Niemand legt Joe Keneally aufs Kreuz«, sagte der Schläger.
Ganz im Gegenteil, dachte Walter, alle lassen sich von Joe Keneally aufs Kreuz legen.
»Jetzt sagen Sie mir die Kombination, dann werde ich Ihnen nur einen Daumen brechen und nicht alle beide«, sagte Callahan. »Oder vielleicht wollen Sie erst eine Kostprobe.«
Er bog den Daumen bis zu dem Punkt zurück, an dem er gleich brechen musste, als ein Gewehrkolben hinter ihm plötz
lich die Seitenscheibe durchschlug und Glassplitter auf den Sitz regneten.
Dietz stieß dem Schläger den Gewehrlauf unsanft hinters Ohr und sagte: »Haben Sie so etwas wie ein Gehirn? Wollen wir es herausfinden?«
»O Mann.«
»Falls Sie glauben, Sie könnten diesen Motor starten, bevor ich den Finger krumm mache«, sagte Dietz zu Brown, »versuchen Sie es doch mal. Ich habe schon seit Wochen keinem Menschen mehr den Kopf weggepustet.«
Brown ließ den Zündschlüssel los, und Dietz langte mit der freien Hand hinunter und öffnete die Wagentür.
Walter sah Bill Dietz' berühmtes Grinsen. »Ich hasse Boston auch, Walter«, sagte der Ex-Cop. »Das tue ich wirklich. Es ist eine beschissene Kleinstadt mit Harvard drin, ganz zu schweigen davon, dass sie sogar den falschen DiMaggio bekommen hat. Und ich werde sehr böse, wenn Provinzler aus Boston in eine richtige Stadt kommen und Bürger auf der Straße angreifen. Oh, du wirst ein wunderschönes Veilchen kriegen, Walter. Möchtest du, dass ich sie umbringe?«
»Ich glaube, ich möchte nur meine Freiheit und mein Eigentum zurückbekommen«, erwiderte Walter.
»Immer schön langsam«, sagte Callahan.
»Jetzt sind wir nicht mehr so mutig, was?«, sagte Dietz. Mit einer Bewegung, die so schnell war, dass Walter sie kaum nachvollziehen konnte, knallte Dietz Callahan den Gewehrkolben ins Gesicht, packte ihn an den Haaren, zog ihn aus dem Wagen und richtete den Lauf dann auf Cahill.
»Ist das dein Aktenkoffer, Walter?«, fragte Dietz.
Walter nickte, worauf Cahill ihm den Koffer schnell zurückgab. Walter stieg aus. Dietz trat Callahan, woraufhin der kräftige Mann zur Tür der Limousine zurückkroch. Cahill half
ihm in den Wagen, die Tür knallte zu, und eine Sekunde später fuhr das Auto davon.
Eine vor Verblüffung sprachlose Passantin stand ein paar Meter von ihnen entfernt auf dem Bürgersteig.
»Keine Angst, M'am«, sagte Dietz und ließ in der schwachen Straßenbeleuchtung seine Dienstmarke von Forbes and Forbes aufblitzen. »New Yorks beste Truppe. Wir tun unser Bestes, um die Straßen für nette Menschen wie Sie sicher zu halten.«
Die Frau sah Dietz entsetzt an und eilte davon.
»Bill«, sagte Walter, »ein Dankeschön ist kaum angemessen für das, was …«
»Ja, nun, ich habe mir gedacht, dass du irgendwelchen Ärger hast«, sagte Dietz. »He, Walter, du kannst vielleicht vergessen zu erwähnen, dass du mich hier gesehen hast, okay?«
Weil du für deine sterbende Frau Stoff kaufst.
»Weißt du, William, von dir hatte ich das gleiche erhofft.«
»Ich gehe davon aus, dass es nichts gibt, was du mir sagen willst …«
»Eine gute Annahme.«
»Brauchst du vielleicht noch Unterstützung?«
»Von hier an ist es eine Art Ein-Mann-Job, danke.«
Dietz sah ihn zweifelnd an. »Bist du sicher? Nimm es mir nicht übel, Walter, aber du bist nicht gerade ein harter Bursche.«
»Ich nehme es dir nicht übel«, erwiderte Walter.
Sie blickten einander kurz an und wechselten ein albernes, verlegenes Lächeln.
»Mann, Walter«, sagte Dietz. »Mickey Spillane?!«
»Was soll ich sagen?«, fragte Walter. »Das ist der literarische Geschmack deiner Frau. Sie liebt den Müll. Wie hast du es herausgefunden?«
»Dass ich einen riesigen Schwanz habe, bedeutet noch lange nicht, dass ich ein kompletter Schwachkopf bin.« Dietz versteckte die Waffe unter seinem Mantel, um den peinlichen Augenblick zu überspielen, und sagte dann: »Im Ernst, Walter, danke.«
»Im Ernst, William, ich habe dir zu danken.«
Dietz reckte das Kinn in Richtung Needle Park und sagte: »Ich hatte sowieso etwas zu erledigen.«
»Du solltest einen Musiker aufsuchen, den ich kenne«, sagte Walter. »Er heißt Mickey Drury.«
»Ja?«
Walter nickte.
»Gut, vielleicht werde ich das tun.«
»Tu es.«
Ein Abschiedsgeschenk für William Dietz. Saubere Nadeln und Heroin für seine Frau.
Walter zuckte die Achseln, drehte sich um und ging in Richtung Boat Basin.
Das Boat
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