Manhattan
würde mich freuen, wenn ich einspringen kann«, sagte er.
»Ich würde es ja selbst tun, aber … familiäre Verpflichtungen, Sie wissen schon.«
Die Pfeife war wieder ausgegangen.
Walter fragte sich, wie ein so sichtlich ungeschickter Mann ein so erfolgreiches Unternehmen wie Forbes and Forbes ge
schaffen haben konnte. Forbes jr. war der einzige Forbes von Forbes and Forbes. Es gab zwar noch einen Forbes sr., doch der war Armeechirurg gewesen. Forbes jr. hatte die Armee im Rang eines Hauptmanns verlassen und seine Erfahrungen bei der Militärpolizei dazu benutzt, sich in der Branche der privaten Ermittlungsdienste zu etablieren. Er war der Meinung, dass Forbes and Forbes sich anspruchsvoller anhörte als nur Forbes. Die meisten Angestellten nannten ihn Mr. Forbes oder Mr. Forbes jr., doch Dietz nannte ihn hartnäckig nur »und Forbes«.
»Wir Junggesellen erwarten es nicht anders, als dass man uns auch an den Feiertagen zum Dienst drängt«, sagte Walter. »Was gibt's zu tun?«
»Personenschutz für eine kleine Party im Plaza«, sagte Forbes.
»Ich bin nicht gerade das, was man einen harten Burschen nennen könnte.«
Außerdem muss es in der Personalkontrolle ein rundes Dutzend muskelbepackter Junggesellen geben.
»Trotzdem«, erwiderte Forbes. »Dieser besondere Auftrag erfordert nicht so sehr Muskeln, sondern vielmehr, wie soll ich sagen, Feingefühl und Urteilsfähigkeit?«
»Wer ist der Kunde?«, wollte Walter wissen.
Forbes setzte etwas auf, was zweifellos ein verschämtes Lächeln sein sollte, und schob eine Zeitung über den Schreibtisch. Dort, unter den riesigen Schlagzeilen über Castros Vormarsch in Kuba und den schauerlichen Schulbrand in Chicago fand sich das ansehnliche Foto eines gutaussehenden Paars beim glücklichen Weihnachtseinkauf auf der Fifth Avenue.
Senator Joseph und Mrs. Madeleine Keneally.
Für Walter waren sie »der Prinz und die Prinzessin im Reich der Demokratischen Partei«, im Sinne einer recht mo
narchistischen Theorie, der zufolge eine Nation, der kein königliches Paar vorsteht, eines nominiert.
Der erwählte Prinz war ein irischer Prachtkerl, dessen Raubritter-Familie beim Schmuggeln von Schnaps während der Prohibitionszeit ein ungeheures Vermögen gemacht hatte, das sie jetzt zu legitimieren versuchte. Er war Kriegsheld, wie es einem Prinzen zustand, Demokrat und vor allem jung. Der Senator, dachte Walter, ist vielleicht der erste Kandidat, der die bloße Jugend in politisches Kapital umzumünzen versteht.
Und der König ist alt, dachte Walter. Ike ist alt – seine zwei Amtszeiten sind bald vorbei –, und jetzt möchte der Prinz König sein. Komisch, dass sich niemand Dick Nixon als Kronprinzen vorstellt, es nicht einmal kann, obwohl er der offiziell gesalbte Nachfolger ist.
Nein, der junge demokratische Senator ist der Kronprinz, dachte Walter, und das ist hauptsächlich der Tatsache zu verdanken, dass er eine Prinzessin geheiratet hat. Sie stammte nicht von Schnapsschmugglern ab, sondern von altem Geld. Der Raubritter-Prinz hatte sie wie Rapunzel aus dem am Meer gelegenen Schloss ihres Vaters in Newport entführt. Hatte ihr wie im Märchenbuch den Hof gemacht und in die High Society eingeheiratet. Beide Katholiken – ein echtes Problem für einen potenziellen König in einem protestantischen Land –, doch ihr Katholizismus war aristokratisch und französisch, und das dämpfte das irisch-katholische Image ein wenig, das von Priestern beherrscht wurde. Der Raubritter-Prinz hatte das alte Geld nach klassischer Manier erobert, indem er es von den Füßen riss und in sein Bett trug.
Walter hatte durchaus nichts dagegen einzuwenden. Ihm gefiel der eher archetypische Aspekt dieses weltlichen Märchens, und da er selbst altem Geld entstammte, wusste er, dass es ein wenig frische Luft vertragen konnte. Außerdem war er selbst
ein Demokrat, vielleicht der einzige Angestellte in der zugegeben kurzen Geschichte der CIA , der per Briefwahl für Adlai Stevenson gestimmt hatte. Für den Prinzen würde er mit noch mehr Begeisterung stimmen – das heißt, wenn dieser es schaffte, nominiert zu werden –, weil der Prinz jung war und überdies ein Krieger, der gegen den Bären in die Schlacht ziehen wollte.
Wie Walter.
»Ich hätte gedacht, Keneally hat einen eigenen Personenschutz«, sagte Walter zu Forbes und schob die Zeitung wieder über den Tisch.
»Das hat er auch«, erwiderte Forbes. »Die Keneallys sind über die Feiertage in der Stadt und spielen bei dieser
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