Manhattan
etwas«, sagte sie. »Ich habe es im Plaza gesehen. Früher war ein Licht in seinen Augen, und plötzlich war es nicht mehr da. Er sah schwer aus und aufgedunsen und … hatte tote Augen.«
»Er war betrunken.«
»Es war noch etwas anderes, und das wissen Sie.«
»Weshalb glauben Sie, ich könnte ihn ›retten‹?«
Ich weiß nicht einmal, ob ich mich selbst retten kann.
»Instinkt?« Sie zuckte die Achseln.« Außerdem haben Sie als mein weißer Ritter die Verpflichtung, es zu versuchen.«
»Dann habe ich vermutlich keine andere Wahl.«
»Wie kann ich Ihnen danken?«
Er nahm den Deckel von der Pralinenschachtel und wählte sorgfältig eine aus.
»Sie haben mir einen traurigen und einsamen Weihnachts
abend vergoldet«, sagte er. »Was will ich mehr? Sie sollten jetzt lieber gehen, denn sonst fangen die Leute an, über uns zu reden.«
Er half ihr in den Mantel und begleitete sie zur Tür.
»Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte er. »Ich werde mich darum kümmern.«
Sie küsste ihn auf die Wange und ging.
Aber wie soll ich mich darum kümmern? fragte sich Walter. Ist das nicht immer die Frage?
Jemand hatte Sean McGuire nach Strich und Faden zusammengeschlagen.
Das sah Walter selbst dem schmalen Stück Gesicht an, das er hinter der Türkette erkennen konnte. Das Auge, das ihn anfunkelte, war purpurrot und nur noch ein schmaler Schlitz. McGuires Unterlippe war geschwollen und aufgeplatzt.
»Frohe Weihnachten«, sagte Walter.
»Ich habe das Geld nicht«, murmelte McGuire.
»Ich komme nicht von Martino«, sagte Walter. »Darf ich reinkommen? Ich würde gern mit Ihnen sprechen.«
»Mir ist nicht danach zumute.«
McGuire machte Anstalten, die Tür zuzumachen.
»Sie kennen mich vom Heiligabend im Plaza«, sagte Walter.
Die Tür ging zu und dann wieder auf. McGuire schlurfte zu einer nackten Matratze auf dem Fußboden und setzte sich langsam. Er lehnte sich gegen die Wand, kippte eine Flasche Knickerbocker um und starrte Walter an.
»Das ist es«, sagte McGuire. »Dachte ich es mir doch, dass Sie ein bisschen zu klein sind, um für Joe Keneally den Muskelmann zu spielen.«
Walter sagte: »Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz. Haben wir Ärger mit Paulie Martino oder Joe Keneally?«
McGuire zuckte die Schultern.
»Wie kommen Sie darauf, dass Senator Keneally Schlägertrupps einsetzt?«, hakte Walter nach.
McGuire schnaubte. »Ich bin in Massachusetts aufgewachsen. In einem Dreckloch von Sägemühlenstadt. Ich kenne die Keneallys.«
Walter zündete zwei Gauloises an und reichte eine McGuire.
»Wer sind Sie also?«, fragte McGuire.
Walter nahm Hut und Mantel ab und legte sie auf den saubersten Teil des schmierigen Küchentisches. Die Wohnung war eine typische Barrow-Street-Bude, Wohn- und Schlafzimmer in einem mit Kochnische und einem kleinen Badezimmer. Die Behausung war schmutzig und roch nach getrocknetem Schweiß.
»Ich bin gekommen, um Ihnen zu sagen«, sagte Walter, »dass Sie gut beraten wären, Ihren kleinen Auftritt im Plaza nicht zu wiederholen, wie amüsant er auch gewesen sein mag.«
»Hat Keneally Sie geschickt?«
»Ich habe mich selbst geschickt.«
»Ach, tatsächlich? Wie kommt das?«
»Ich bin Ihr Schutzengel«, sagte Walter. »Sie erinnern sich bestimmt an mich aus dem Plaza. Sie wissen aber nicht, dass ich auch im Cellar war.«
»Ich war betrunken.«
»Sie haben ein Gedicht vorgelesen«, sagte Walter. »Ich war vielleicht der einzige Anwesende dort, der es verstanden hat. Ganz gewiss war ich aber der einzige, der von Paulie Martinos zwei gebrochenen Daumen wusste. Wissen Sie übrigens, wo er die her hat?«
»Nein.«
»Also«, begann Walter, »als Paulie noch ein kleiner Geldeintreiber war, schickte Albert D'Annunzio ihn los, um einem
Spieler namens Angelo Gagliano, der mit seinen Zahlungen im Rückstand war, einen Daumen zu brechen. Angelo und Paulie waren befreundet, so dass Paulie ihn nur streng ins Gebet nahm. Als Albert D'Annunzio herausfand, dass Paulie seine Anweisungen missachtet hatte, verdoppelte er Angelos Strafe und ließ sie an Paulie vollstrecken. Ich kann mir vorstellen, dass es weh tat, Sie auch?«
»Woher wissen Sie das alles?«, fragte McGuire. »Sie sehen nicht aus wie ein Ganove.«
»Ich habe schon Football-Wetten verloren, bevor Sie nur einen Ball für Columbia geschlagen haben«, entgegnete Walter. »Wer hat Sie zusammengeschlagen?«
»Zwei von Martinos Jungs.«
Am Weihnachtstag, dachte Walter. Es ergab jedoch einen Sinn. Die Jungs des Mobs
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