Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Manhattan

Manhattan

Titel: Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
Vom Netzwerk:
vermutete – zwei rivalisierende Ameisenvölker, die sich um die gleichen Kieselsteine schlagen –, doch er verabscheute Hoover persönlich. Während beide Behörden mit ähnlichen Methoden arbeiteten (woher nahm ausgerechnet der Große Skandinavische Lude und Tödliche Anwerber das Recht, über sexuelle Erpressung zu nörgeln?), glaubte Walter jedenfalls, dass die CIA zumindest dem Land zu dienen versuchte, während das FBI in allererster Linie dem Direktor persönlich diente, dieser verabscheuungswürdigen Kröte. Und Jedgar (so nannte Walter meist den verehrten Direktor) würde dieses Wissen als Festessen betrachten, dachte Walter. Er würde vor Freude Luftsprünge machen und sich den Kopf zerbrechen, wen er damit erpressen konnte und wie. Er würde Keneally sogar davon abhalten können, sich um die Nominierung zu bemühen,
oder ihn einfach laufen lassen, konnte ihn sogar gewinnen lassen, um ihn dann zu besitzen.
    Was wohl letztlich der Grund ist, weshalb ich immer noch als Gast im Plaza registriert bin.
    »Hoover hasst Joe«, sagte Madeleine und fügte hinzu: »Aber nicht so sehr wie Jimmy.«
    »Und beruht das auf Gegenseitigkeit?«
    »Sie können es nicht abwarten, ihn rauszuschmeißen«, sagte Madeleine. »Und Sean ist durchgedreht, wissen Sie, er …«
    »Durchgedreht im Sinn von wütend oder verrückt?«
    »Ich glaube, beides«, sagte Madeleine. »Er wird von Impulsen beherrscht. Ich habe Angst, in seinem nächsten Roman zu erscheinen oder einer Klatschkolumnistin gegenüber erwähnt zu werden oder auf dem Times Square ein Plakat zu sehen, auf dem er seine unendliche Liebe erklärt, oder …«
    Man kann die armen Menschen nur bedauern, die nicht als Spione erzogen wurden. Sie schreiben alles auf.
    »Haben Sie einander Liebesbriefe geschrieben?«, fragte er.
    »Ja.«
    »Erotischer Natur?«
    Sie zwang sich, ihn offen anzusehen.
    »Ich war in ihn verliebt.«
    »Natürlich«, erwiderte er. »Ihnen ist doch klar, dass diese Briefe ein Problem darstellen.«
    »O ja.«
    »Wenn er sie aufgehoben hat …«
    »Das hat er bestimmt.«
    »Ich will Ihr feminines Ego keineswegs verletzen«, sagte Walter, »aber wenn Sean sie aufgehoben hat und Hoover von ihrer Affäre Wind bekommt, würde der Direktor alle Hebel in Bewegung setzen, um sie in seine dicken kleinen Finger zu bekommen. Ich will Sie aber nicht erschrecken.«
    »Werden Sie mir helfen?«
    Meinetwegen brauchst du keine Angst zu haben, dachte Walter und erinnerte sich an das, was er ihr erst am Abend zuvor gesagt hatte.
    »Vielleicht hält McGuire den Mund, wenn man ihm etwas zahlt«, sagte er.
    »Geld bedeutet Sean gar nichts«, sagte sie. »Und bei dem Erfolg seines Buches …«
    »Er trinkt mehr, als er schreibt«, sagte Walter. »Ich könnte mir vorstellen, dass wir die Briefe kaufen können.«
    Sie trank ihr Glas Wein leer und stellte es auf den Tisch.
    »Ich habe das Geld nicht«, sagte sie.
    »Ihre Familie …«
    »… hat Grundeigentum, kein Geld«, sagte sie. »Das ist ein Unterschied. Meine Familie hat sogar sehr wenig Geld. Als Spieler ist mein Vater nicht so talentiert wie als Trinker.«
    »Die Party gestern Abend hat ein hübsches Sümmchen gekostet«, wandte Walter ein.
    »Geld zieht Geld an.«
    Sie hielt den Ringfinger hoch.
    »Ich bin vielleicht das lukrativste Stück Eigentum meines Vaters«, sagte sie.
    »Ah.«
    Père Keneally ist pleite und braucht frisches Geld. Joe Keneally möchte Präsident werden und braucht eine passende First Lady. Und künftige First Ladys haben keine Affären in ihrer Vergangenheit gehabt, schon gar keine wohldokumentierten Affären mit berühmten Beatnik-Schriftstellern. Die leidenschaftlichen Ergüsse der armen Madeleine könnten den Deal durchkreuzen.
    Sie fügte hinzu: »Ich liebe Joe wirklich.«
    »Natürlich.«
    »Können Sie mir helfen?«
    »Wie kommen Sie darauf, dass ich es könnte?«
    »Sie sind gestern Abend mit Sean fertig geworden«, sagte sie. »Ich habe gehofft, Sie könnten es noch einmal schaffen. Ich kann Ihnen allerdings nicht viel zahlen.«
    Walter fuhr mit der flachen Hand durch die Luft. Eine schnelle, kurze Gebärde, um keinen Gedanken an Bezahlung aufkommen zu lassen.
    »Ich werde mit Mr. McGuire sprechen«, sagte er.
    »Aber Sie werden doch nicht …«
    »Ihm weh tun?«, fragte er. »Das ist nicht mein Stil.«
    »Da ist noch etwas.«
    Grundgütiger Himmel.
    »Noch etwas?«
    Madeleine Keneally war den Tränen nahe.
    »Können Sie ihn retten?«, fragte sie.
    »Ihn retten?«
    »Ihm fehlt

Weitere Kostenlose Bücher