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Manhattan

Manhattan

Titel: Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Wagen.
    Walter liebte das: die Menge, das freundliche Gedränge, das Rumpeln des Zuges, das nervöse Geplapper, die hoffnungsvolle Vorfreude auf das Große Spiel.
    Es würde tatsächlich ein großes Spiel werden. Die beiden Mannschaften waren etwa gleich stark: Weeb Ewbanks Colts hatten einen starken Angriff, der pro Spiel durchschnittlich fast vierzig Punkte machte, während Jimmy Lee Howells Giant-Abwehr im Schnitt nur zwölf erlaubte.
    Es würde ein fabelhaftes Spiel werden, großartiger, als nach den Vorwetten zu vermuten war. Im Augenblick verkündeten die New Yorker Buchmacher dreieinhalb bis vier Punkte Differenz und die in Baltimore viereinhalb bis fünf. Was für Walter bedeutete: Entweder jemand wusste etwas über die Giants,
oder jemand wusste etwas über die Colts, oder jemand hatte eine irrsinnig hohe Wette auf Baltimore platziert und die Quoten hochgetrieben, um Wetten aus New York anzulocken und einen satten Gewinn einzustreichen.
     
    Als er zu seinem Platz kam – etwa an der Vierzig-Yards-Linie, in der zwanzigsten Reihe –, wärmten sich die Teams auf dem Spielfeld auf, und die Keneallys hatten ihre Plätze schon eingenommen. Der junge Mann vom FBI , der sich in der überfüllten U-Bahn so sichtlich unwohl gefühlt hatte, zog sich zurück an einen Stehplatz im nächsten Rang.
    Madeleine Keneally trug einen schweren roten Tuchmantel und einen Pelzhut, und hatte sich einen riesigen Schal um den Hals geschlungen. Sie hatte eine dunkle Brille aufgesetzt und saß zusammengesunken auf ihrem Platz. Ihr schien kalt zu sein, und sie sah unglücklich aus.
    Callahan, Cahill und Brown saßen direkt oberhalb der Keneallys.
    »Na, wenn das nicht Cerberus ist«, sagte Walter.
    »Wer ist das?«, fragte Callahan.
    »Der Hund mit den drei Köpfen, der das Tor zum Hades bewacht«, gab Walter zurück.
    »Sie haben ein geöltes Mundwerk«, murmelte Callahan.
    Jimmy Keneally stand auf, um Walter die Hand zu schütteln. Dabei beugte er sich vor und fragte: »Was haben Sie der Polizei gesagt?«
    »Nichts über den Senator«, erwiderte Walter mit einem Lächeln.
    Jimmy grinste breit. »Das ist gut, Walter.«
    Joe Keneally blieb sitzen, streckte Walter aber eine Hand entgegen. »Hallo, Walter. Tut mir leid, das mit Ihrer Freundin zu hören!«
    »Vielen Dank, Senator!«
    Madeleine starrte sie an.
    »Hallo, Walter«, sagte sie, als er sich neben sie setzte.
    »Mrs. Keneally.«
    »Wie geht es Ihnen?«
    »Einfach scheußlich, vielen Dank«, erwiderte er. »Und Ihnen?«
    »Wir sollten nicht hier sein«, sagte sie.
    »Aber man muss mit den Wölfen heulen«, sagte Walter.
    »Das ist so kaltblütig.«
    Walter drehte sich um, um Senator Keneally anzusehen, der für jeden unbefangenen Betrachter den Eindruck erweckte, als gäbe es nichts, worüber er sich Sorgen machen müsste. Kein Hut, leichter Wintermantel, frisches Gesicht. Vital.
    »Nun, Walter«, sagte Joe Keneally, »es ist nicht gerade Harvard gegen Yale, aber es wird genügen müssen. Sie sind ein Fan der Giants, nehme ich an?«
    »Sie feuern die – wie nennt man sie noch? – ›Colts‹ an?«
    »Wetten Sie, Walter?«
    »Von Zeit zu Zeit riskiere ich ein paar Dollar.«
    »Fünf Dollar auf die Colts.«
    »Abgemacht.«
    Es wäre gut, dachte Walter, den Senator bei irgendetwas zu schlagen.
     
    Zur Halbzeit lagen die Giants mit 14:3 zurück. Dabei hatte das Spiel so gut angefangen. Lombardi neutralisierte Donovan und Marchetti, indem er Gifford auf der rechten Seite einsetzte, um Conerly dann nach links laufen zu lassen, weg von Baltimores Pass Rush.
    »Donovan sieht aus wie ein Mehlsack!«, hatte Joe Keneally Walter zugeschrien, und für Walter sah es tatsächlich nicht
so aus, als könnte der dicke Conerly den ganzen Tag jagen, wenn es so weiterging.
    Dafür schaffte es Frank Gifford, an mehreren Abwehrspielern Baltimores vorbeizukommen.
    »Mein Gott, wie ich es liebe, diesen Mann laufen zu sehen!«, rief Walter.
    »Er ist ein Genie!«, brüllte Jimmy zurück.
    »Ich hasse Football!«, sagte Madeleine.
    Dann machte die Abwehr der Colts die Reihen dicht, worauf allerdings Pat Summerall ein Field Goal schaffte, so dass die Giants drei Punkte aufholten.
    »Drei Punkte werden für Sie noch nicht reichen!«, brüllte Keneally.
    Die Abwehr der Giants hielt, die Colts setzten zu einem Befreiungsschlag an, worauf die Giants den Ball an ihrer Zwanzig-Yards-Linie übernahmen. Conerly ging auf Nummer sicher und reichte den Ball an Gifford weiter, der rechts von der Mitte ein Loch

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