Manhattan
sich nicht unbedingt aus«, sagte Walter. »Fragen Sie Ihre grobschlächtigen irischen Kollegen – die weniger kultiviert sind als Sie.«
Zaif gluckste leise und fragte: »Können Sie mir Namen und Orte nennen?«
»Ich kann Ihnen ein paar Lokale nennen.«
Er erzählte Zaif vom White Horse und nannte dann einige weitere Bars, in denen er gelegentlich verkehrte, in denen er am fraglichen Tag jedoch nicht gewesen war. Die Barkeeper würden höchstwahrscheinlich sagen, dass er an jenem Tag dort gewesen sei, wenn sie gefragt wurden. Das Gedächtnis ist höchst unvollkommen und stets im Fluss.
Zaif schob sich die Brille wieder auf die Nase und sagte: »Was hatte die Marlund getrunken?«
»Wieso?«
»Wodka?«
»Ja, es hätte Wodka sein können.«
Erzähl ihnen, was sie schon wissen, heißt es im Lehrbuch. So entlockt man ihnen noch mehr Fragen, die auf dem beru
hen, was sie wissen. Jede Frage, die sie stellen, ist eine Antwort für dich. Und es muss eine Überdosis gewesen sein, dachte Walter.
»Haben Sie mit ihr getrunken?«
»Nein.«
»Da sind Sie sicher?«
»Ja.«
»Hat sie sich betrunken?«
»Sie hatte einen im Tee, ja.«
»Haben Sie ihr irgendwann gesagt, dass sie genug hat? Haben Sie ihr das Glas aus der Hand genommen?«
Vater, nimm diesen Kelch von mir.
»Nein, ich bedaure sagen zu müssen, dass ich es nicht getan habe.«
»Ist das Ihr Stil, Withers? Dem Mädchen ein teures Hotelzimmer zu besorgen, sie abzufüllen und ihr dann an die Wäsche zu gehen?«
»Ich nehme an, das ist eine rhetorische Frage«, sagte Walter.
»Tabletten?«, fragte Zaif.
»Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht folgen.«
»Haben Sie ihr Tabletten gegeben?«
»Nein.«
»Ihr Zimmer sah aus wie eine Apotheke.«
Und jetzt, dachte Walter, haben wir die Phase erreicht, in der der Vernehmer aufhört, Fragen zu stellen, und stattdessen Behauptungen aufstellt.
»Marta erzählte mir, dass es ihr schwerfiel zu schlafen«, erwiderte Walter.
»Und da haben Sie ihr geholfen.«
Wodka und Schlaftabletten, dachte Walter. Aber warum glaubt er, jemand hätte nachgeholfen?
»Nein«, sagte Walter.
»Nein?«
»Nein.«
»Aber Sie haben gesehen, wie sie Tabletten nahm«.
»Nein, ich sagte, sie hätte es mir erzählt.«
»Und ich frage Sie, ob Sie sie welche haben nehmen sehen«, bedrängte ihn Zaif.
»Und ich sage Ihnen, dass ich es nicht gesehen habe«, entgegnete Walter.
»Aber Sie haben Tabletten gesehen.«
»Schon möglich.«
»Was für welche?«
Nembutol, dachte Walter. Doch er sagte: »Ich weiß es nicht.«
»Wirklich nicht?«
»Etwa dreimal im Jahr bekomme ich Kopfschmerzen und nehme eine Aspirin«, sagte Walter. »Das ist in etwa die Summe meiner Erfahrungen mit Tabletten.«
»Nembutol«, sagte Zaif.
»Ist es das, was sie umgebracht hat?«
»Ich weiß es nicht. Ist es so?«
»Ich weiß es auch nicht.«
»Ach nein. Ich glaube aber, dass Sie es wissen.«
Was in Walters Augen keine Antwort erforderte, so dass er seinen Kaffee austrank, im Übrigen jedoch den Mund hielt.
Nach einiger Zeit fuhr Zaif fort: »Verstehen Sie, wir finden die Marlund so auf dem Bett liegen: Ihre rechte Hand hängt über die Bettkante. Auf dem Fußboden direkt unter ihrer Hand liegt ein Glas des Hotels auf der Seite, und ein wenig Wodka ist auf den Teppich geflossen.«
»Sie hat das Glas fallen lassen.«
»Das glauben wir auch«, sagte Zaif. »Raten Sie mal, was sie in der linken Hand hatte.«
»Eine Schlaftablette.«
»Nembutol, um genau zu sein. Es sieht also aus, als hätte sie diese Dinger wie Bonbons gegessen und mit Wodka heruntergespült.«
So sieht es aus, dachte Walter. Es sieht aus, als wäre sie völlig geknickt gewesen, ohne Hoffnung, verzweifelt und allein, und dann hat sie sich das Leben genommen. So sieht es tatsächlich aus. Doch das denkst du nicht wirklich, Detective Zaif, und du wirst mir auch gleich erzählen, weshalb.
»Das Problem ist …«, begann Zaif, der sich die Mühe machte, seine Brille wieder hochzuschieben, so dass er Walter offen in die Augen blicken konnte. »Das Problem ist, dass auf dem Glas überall Ihre Fingerabdrücke sind.«
Ja, das ist ein Problem, dachte Walter. Ein weiteres Problem ist, dass es so gut wie unmöglich ist, sich umzubringen, indem man Nembutol mit Alkohol herunterspült. Wenn man zu viel auf einmal nimmt, übergibt man sich, und es kommt wieder raus. Wenn man sie alle auf einmal nimmt, wird man ohnmächtig, bevor man eine tödliche Dosis zu sich nehmen kann.
»Warum«, fragte
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