Manipulationstechniken. So wehren Sie sich. (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)
Was passiert damit? Richtig: Er versinkt und wird „verschluckt“. Dieses Bild illustriert die Vorgehensweise bei der Wattebausch-Methode. Sie sind der Wattebausch und die verbale Attacke ist der Ziegelstein.
Konkret nutzen Sie die Wattebauschmethode auf folgende Weise: Sie fragen nach dem verbalen Angriff, ob es vielleicht noch etwas gibt, was der Angreifer zu bemängeln oder auszusetzen hat, oder was ihn stört. Dazu ein Beispiel:
Beispiel
Egon: „Sie sind ja wohl eine richtige Null.“
Petra: „O.K. was ist Ihnen sonst noch aufgefallen?“
Petras Reaktion und Frage nimmt dem ganzen Angriff den Wind aus den Segeln. Normalerweise ist der Manipulator danach ziemlich verblüfft. Es entsteht ein Moment, der einen Rückweg zur sachlichen Ebene möglich macht. Hier noch ein Beispiel:
Beispiel
Ute: „Ein solches Ausmaß an Inkompetenz habe ich noch nie gesehen.“
Beate: „O.K. Was stört Sie sonst noch?“
Diese zwei kleinen Beispiele reichen vermutlich aus, um das Funktionieren der Wattebauschmethode vor Augen zu führen. Falls Sie mit einer beleidigen Bemerkung einmal konfrontiert werden, denken Sie an dieses Bild eines riesigen Wattebausches: Sie werden sehen, wie leicht Sie einen solchen Angriff entschärfen können, wenn Sie sich vorstellen, selbst dieser Wattebausch zu sein.
Um diese Methode auszuprobieren, haben wir dieses Mal wieder eine Partnerübung für Sie. Suchen Sie sich also einen Sparringspartner und greifen Sie sich gegenseitig mal so richtig an.
17. Übung: Partnerübung Wattebausch
Versuchen Sie diese Methode als Partnerübung durchzuführen.
Einer macht eine Bemerkung unterhalb der Gürtellinie und der andere benutzt die Wattebausch-Methode. Sie können gern zuvor in einem gemeinsamen Brainstorming eine typische Liste von beleidigenden Bemerkungen aufstellen und dann diese Liste durchspielen.
Gespräch abbrechen
Es gibt Situationen, in denen alle Stricke reißen. Alle Gesprächsversuche scheitern. Dies ist für viele der schlimmste Fall. Und um diesen Fall nicht eintreten zu lassen, versuchen sie krampfhaft, ein Gespräch aufrecht zu erhalten, das oft schon längst gescheitert ist. Dies macht die Situation für alle Beteiligten meist noch schlimmer.
Es handelt sich um ein Faktum, dass Gespräche manchmal erfolglos sind, dass man sich nicht einigen kann oder zusammenfindet. Vielleicht weil sich jemand zu unfair verhält oder die Situation einfach zu sehr eskaliert ist.
Auch in diesen Situationen ist es wichtig, die Initiative zu behalten und in der Offensive zu bleiben. Im schlimmsten Fall kann dies eben bedeuten, das Gespräch abzubrechen. Wenn Sie selbst die Initiative behalten, werden Sie den Gesprächsabbruch nicht als ein Scheitern oder eine Niederlage empfinden; vielmehr ist der Gesprächsabbruch Ihre bewusste Entscheidung. Sie verfügen auch in aussichtslosen Gesprächssituationen noch über Handlungsspielraum. Und den können Sie nutzen.
Beim Gesprächsabbruch können Sie so vorgehen:
Sie schlagen vor, das Gespräch abzubrechen und Sie begründen den Vorschlag.
Eventuell präzisieren Sie die Folgen des Abbruchs.
Wenn Ihnen daran liegt, bauen Sie eine goldene Brücke, eine letzte Chance noch einmal ins Gespräch zu kommen.
Sehen wir uns dieses Vorgehen an einem Beispiel an:
Beispiel
Klaus und Maria führen ein Streitgespräch. Es geht um die richtige Budgetierung des gemeinsamen IT-Projekts. Maria möchte schon seit einiger Zeit ihren Vorschlag einbringen, aber Klaus lässt sie nicht zu Wort kommen; ständig fällt er ihr ins Wort, wirft ihr mehrmals Inkompetenz vor und beginnt immer öfter laut zu werden.
Maria sieht keine Chance, das Gespräch im Moment vernünftig zu führen. „Klaus, Moment mal. Stopp. Ich möchte unser Gespräch jetzt abbrechen, wir fallen uns gegenseitig ins Wort, du lässt mich nicht ausreden und wirfst mir Dinge vor, die ich so nicht akzeptieren kann. Offensichtlich kommen wir beide zu keiner Lösung. Dann muss halt unser Chef entscheiden. Ich sehe unser Gespräch hiermit als beendet an.“
Der Gesprächsabbruch ist mit Sicherheit der schlimmste Fall. Aber wie bei allen schlimmsten Fällen verhält es sich so: Wenn man diese Möglichkeit in Gedanken einmal durchspielt, dann ist sie nur noch halb so schlimm. Wichtig ist zu wissen, dass der Gesprächsabbruch eine tatsächliche Option darstellt, die eingesetzt werden kann, wenn man nicht mehr weiter kommt. Dazu brauchen wir natürlich wieder eine Übung:
18. Übung: Nichts geht mehr
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