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Mann kocht

Mann kocht

Titel: Mann kocht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludger Fischer
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verschwieg war, in welchem Zeitraum das stattfinden sollte.
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    Wolter, Ingrid: Gaumenfreude Liebeslust Naturküche, Graz 2006.
    Angeblich machen uns Avocado, Artischocke, Granatapfel, Chili, Curry, Ingwer, Spargel, Tomaten für erotische Reize empfänglicher. Kann ich nicht bestätigen. Wirklich nicht.

Kochende Männer sind selbstgefällige und sexistische Chauvinisten
    Das stimmt natürlich nicht. Es gibt aber solche Exemplare. Man findet sie zum Beispiel auf der Internet-Männerkochseite kochmonster.de . Laut Eigenwerbung ist das »Deutschlands erstes Kochportal für Männer« und wird von Spiegel-Online -Mitarbeiter Peter Wagner betrieben. Bei Spiegel Online zeigt dieser Hobbykoch anhand von »Rotbarbenfilets mit Chips, Popcorn, Mousse und Schnitten vom gelben Korn« schon sein ganzes Können. Es sieht schlimm aus und schmeckt wahrscheinlich auch so. 83 Auf der Kochmonster-Internetseite öffnet sich zu einem durchgestrichenen Frauensymbol im Seitenlogo wie ein Warnhinweis ein Fensterchen, in dem das hier gepflegte Frauenbild selbstbewusst erläutert wird. Peter Wagner weiß, was Frauen wollen: knatschgelbe Plastikkochlöffel mit Quietscheentchenköpfen. Für sich und seine Geschlechtsgenossen gehe es dagegen ums Deglacieren, Degraissieren, Degorgieren. Ob das die dummen Weibchen wohl kapieren? Wahrscheinlich nicht. Das kapiere ja nicht einmal ich und ich bin schließlich ein Mann!
    Waagen, Familienwaagen mit feil lackirtem Gussgehäuse, weissem Zifferblatt und Weissblechschale, 10 Kilo Tragkraft, m.
Zeiger-Regulirung. Männer machen, das wusste schon Herbert Grönemeyer, »alles ganz, ganz genau«. Deshalb auch die Zeigerregulierung an diesen Küchenwaagen. Deshalb auch das Aufschneidergebaren ums Deglacieren,
Degraissieren, Degorgieren.
    Womöglich gilt Peter Wagners Warnhinweis aber nicht nur für Frauen, sondern auch für knalldumme männliche Alltagsköche wie mich. So dumm ich auch bin, sehe ich mir doch gern die Bilder der Bauernkalender mit leicht bekleideten »Bäuerinnen« an, auf die das Kochmonster unter dem Titel »Bauernbusen« schlüpfrig hinweist. Und Konditoren-Sahne, die mit den sehr geschätzten Eigenschaften beworben wird, dass sie länger und schneller steif wird, bezeichnet der Monster-Mann als »Bio-Viagra aus Milch«. Auf dem Niveau läuft das ab.
    Genau deswegen ist das Kochmonster eine gute Quelle für meine Männeranalyse. Für diese Sorte Männer sind Boystoys ganz wichtig. Toys für Boys. Witzig.
    Einige dieser Spielzeuge habe ich weiter oben schon vorgestellt. Für unverzichtbar hält das Kochmonster den Thermaliser . Man könnte das Gerät auch Erwärmer nennen, aber das hört sich nicht so technisch an, wie es die Sorte Männer gern hat, die so einen Thermaliser gern hätte. Der Ausdruck verschleiert auch, dass es sich schlicht um einen Wasserkocher handelt, dessen Thermostat etwas genauer arbeitet als die Regler an einem üblichen Herd und der deswegen zwischen 1000 bis 2000 Euro kostet. Ins Wasserbad kommen Fleisch und sonstige rohe Speisen, die zuvor in einem Plastikbeutel, aus dem man die Luft abgesaugt hat, eingeschweißt wurden. Dabei kann natürlich keine Bräunung des Fleischs entstehen, die für seinen typischen Geschmack notwendig ist. Um die trotzdem zu erreichen, werden nach dem Langzeit-Vakuumgaren allerlei Tricks angewendet. Wenn Sie mehr Eindruck machen wollen, nennen Sie diese Methode sous vide , das heißt: »unter Vakuum«.
    Über die Zeit, die so ein Thermaliser fürs Vorwärmen braucht, ob da nicht besser mit vorgekochtem Wasser gearbeitet werden sollte oder ob künftige Geräte wohl besser mit einem Turbo-Heizstab ausgestattet werden müssten, können sich Männer stundenlang unterhalten. Und diese Unterhaltungen werden dann natürlich auch noch auf Internetseiten gestellt. Süß, nicht? Aber was sein muss, muss sein, weiß auch Kochmonster Peter Wagner: »Wer Highend auf der Oberkante des Machbaren zum Beispiel Edelfischfilets in Drei-Sterne-Qualität zubereiten will, kommt um ein Sous-Vide-Gerät mit 0,1 Grad Genauigkeit nicht herum, weil die Top-Chefs hierfür immer extrem hart an die Eiweißgerinnungsgrenze heranfahren, sie aber nie überschreiten.« 84 Puh, denke ich mir da, gut, dass ich eher selten so extrem hart an die Eiweißgerinnungsgrenze heranfahre. Mit meinem ollen Elektroherd könnte ich diese Eiweißgerinnungsgrenzerfahrung gar nicht so an der Oberkante des Machbaren hinkriegen.

Ein Kapitel, das hier gar nichts zu suchen hat - Kochende

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